Banken geben Kirch-Rettung keine Chance mehr

Die größte Pleite in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist wohl kaum noch abzuwenden.

vorlesen Druckansicht 243 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Die größte Pleite in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist wohl kaum noch abzuwenden: Die Gläubigerbanken sehen laut einem Bericht der dpa keine Chancen mehr für eine Rettung der Kirch-Gruppe. In der Nacht zum Freitag seien Verhandlungen in Los Angeles und München gescheitert. Die Banken rechnen jetzt mit einer Insolvenz der KirchMedia. "Es ist vorbei", hieß es am Freitag in Verhandlungskreisen. Ein Bankmanager sagte, die Chance, dass es in den nächsten Tagen zur Insolvenz komme, habe sich "in der Nacht dramatisch auf 90 bis 95 Prozent erhöht". Der Insolvenzantrag werde bis spätestens Dienstag gestellt, wenn nicht noch ein Wunder geschehe.

In der Nacht hatten sich Bankmanager mit Rupert Murdoch in Los Angeles getroffen. Murdoch hält 2,5 Prozent an KirchMedia, sowie 22 Prozent am KirchPay-TV (unter anderem Premiere World). Zugleich fanden weitere Verhandlungen zwischen Gläubigern und Investoren in München statt. Zu diesen Investoren gehört auch der italienische Medienmogul und Premierminister Silvio Berlusconi, dem 4,8 Prozent der Gesellschaft gehören. Die Kirch-Gruppe hatte laut Unternehmenskreisen einen Insolvenzantrag für ihre Kerngesellschaft KirchMedia angekündigt, falls die Gespräche zwischen Banken und Minderheitsgesellschaftern endgültig scheitern sollten. Die Minderheitsgesellschafter der KirchMedia hätten am Donnerstagabend zunächst Zugeständnisse signalisiert, dann aber doch auf ihrer Position beharrt, hieß es. "Die Investoren streiten sich, wer was kriegt und lassen es dann lieber platzen." Eine Wende sei nur noch theoretisch denkbar. Wann der Insolvenzantrag eingereicht werde, müsse Leo Kirch entscheiden.

Das Verfahren würde ein Gerangel um die Filetstücke des Kirch-Imperiums nach sich ziehen. Der Familie Kirch gehören 79,2 Prozent an der Holding KirchMedia (Rechtehandel, Produktionen, TV-Sender). Diese wiederum hält 52,5 Prozent an der ProSiebenSat.1 Media AG. Die AG kümmert sich nicht nur um die TV-Sender Pro7, Sat1, Kabel1 und N24, sondern trägt mit einem Anteil von 49,9 Prozent an KirchIntermedia auch die Hauptverwantwortung für die Multimedia-Aktivitäten. (tol/ct) / (jk)