Studie: Virtuelles Rathaus hat in vielen Städten Startprobleme
Die Einrichtung städtischer Bürgerdienste im Internet verläuft in vielen Kommunen nicht ohne Schwierigkeiten, haben die Universität Dortmund und das Softwarehaus Materna herausgefunden.
Die Einrichtung städtischer Bürgerdienste im Internet verläuft in vielen Kommunen nicht ohne Schwierigkeiten. "Die technischen Möglichkeiten für die Einrichtung virtueller Rathäuser sind zwar in den meisten Städten vorhanden", meint Marketingprofessor Hartmut Holzmüller von der Universität Dortmund laut dpa. Neben den finanziellen Engpässen in den Städten stoße die neue Technologie jedoch nicht bei allen Verwaltungsangestellten auf Zuneigung.
Die Universität Dortmund hatte gemeinsam mit dem Dortmunder Software-Unternehmen Materna in der Studie Akzeptanz und Verbreitung von IT-Lösungen im kommunalen Bürger-Service den Fortschritt bei der Einführung des Internet-Rathauses in zwanzig Städten untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz integrierter IT-Komplettlösungen für den Bürgerservice noch eine Ausnahme darstellt, heißt es in einer Mitteilung von Materna. Call Center sowie integrierte IT-Lösungen und Wissensdatenbanken hätten eine geringe Verbreitung. In den Kommunen und Städten liege zwar eine ausreichende Bereitschaft zur Umsetzung solcher IT-Lösungen vor, die Pläne ließen sich aber aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen oder fehlender Rahmenbedingungen oft nicht schnell durchsetzen. Langfristig sprechen die befragten Städte und Kommunen integrierten IT-Lösungen jedoch ein "wesentliches Erfolgspotenzial" zu und stufen e-Government als ein Thema von hoher Bedeutung ein, heißt es weiter
"Viele der Menschen, die bei den Städten beschäftigt sind, sind es nun einmal gewohnt, dass die Bürger im Wartezimmer sitzen. Sie sind nicht begeistert, wenn ihr Arbeitsplatz digitalisiert wird", kommentiert Holzmüller die Ergebnisse. Die EDV-Leute in den Kommunen hätten zwar erkannt, dass E-Government notwendig sei, die Konzepte würden aber nur zögerlich akzeptiert.
Auch die bestehende Gesetzeslage behindere oft die EinfĂĽhrung der elektronischen BĂĽrgerdienste. "Bei bestimmten Verwaltungsangelegenheiten ist es eben notwendig, dass der BĂĽrger sich ausweist", sagte der Marketing-Experte. Diese Schwierigkeiten lieĂźen sich dann umgehen, wenn ein einheitliches System zur elektronischen Identifizierung gesetzlich verankert und eingefĂĽhrt wĂĽrde. "Dann stellt sich aber wiederum die Frage nach dem Datenschutz", sagte HolzmĂĽller. "Es muss schon sichergestellt sein, dass ihr Nachbar nicht in ihrem Namen einen Bauantrag stellt." (anw)