Vielfalt an Bezahlsystemen bremst E-Commerce

Und noch drehen nach Einschätzung von Experten vier von fünf Online-Shoppern aus Angst vor der Eingabe der Kreditkartennummer an der Internet-Kasse wieder um.

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  • Von Daniela Wiegmann
  • dpa

Kurz vor der Kasse findet die Shoppingtour im Internet meist ein Ende. Aus Angst vor der Eingabe der Kreditkartennummer kehren nach Einschätzung von Experten bis zu 80 Prozent der Kunden in letzter Minute um - und treiben Tausende Online-Händler damit zur Verzweiflung.

An einer einfachen und einheitlichen Lösung für das sichere Bezahlen und Online-Banking im Internet arbeiten Banken, Sparkassen und Händler in Deutschland seit Jahren vergeblich. Auch auf der weltgrößten Computermesse CeBIT ist eine Lösung nicht in Sicht: Während einige Hersteller auf die Wiederbelebung der Geldkarte setzen, bauen andere auf die Digitale Signatur oder vorbezahlte Karten nach dem Vorbild von Telefonkarten.

"Jeder entwickelt seinen eigenen Standard, und das verunsichert die Kunden", sagt der Präsident des Deutschen Multimedia Verbandes (dmmv), Rainer Wiedmann. Die großen Hoffnungen in das Internet als grenzenloses Einkaufsparadies haben sich nicht einmal ansatzweise erfüllt. Bis jetzt macht der Einkauf im Internet nur einen Bruchteil am Gesamtumsatz im Einzelhandel aus. In diesem Jahr rechnet der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) mit einem E-Commerce-Umsatz von 8,5 Milliarden Euro - das sind gerade einmal 1,6 Prozent des gesamten Handelsumsatzes.

Zahllose Hersteller arbeiten daran, den Kunden den Einkauf im Internet doch noch schmackhaft zu machen. Das Münchner Technologieunternehmen Giesecke & Devrient setzt dabei noch immer große Hoffnung in die Geldkarte. Auf der CeBIT will das Unternehmen erstmals Lösungen vorstellen, die das Wiederaufladen der Geldkarten am heimischen PC ermöglichen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen Geräte gezeigt, mit denen kleine Geldbeträge beim Bezahlen am heimischen PC von der Geldkarte abgebucht werden können. Der große Ansturm auf die so genannte Cashmouse blieb aber aus. Mit 10.000 verkauften Geräten seien die Erwartungen nicht erfüllt worden. "Die Banken müssten die Geldkarte stärker vermarkten", sagt Sprecherin Andrea Bockholt. Allerdings schreckten auch die Kosten die Kunden ab: Die rund 50 Euro teuren Lesegeräte müssen sie meist selbst bezahlen.

Größtes Problem ist allerdings das Limit der Geldkarte. Mehr als ein paar hundert Euro können Internet-Shopper mit der Plastikkarte nicht bezahlen. Die HypoVereinsbank arbeitet daher an einer Art Schaltstelle für elektronische Bezahlungen jeder Summe. Dabei wird die HypoVereinsbank zwischen Käufer und Händler geschaltet, gibt online Auskunft, ob der Kunde solvent ist oder nicht und wickelt die Zahlung ab. Zwar ist das System zunächst nur für die Kunden der Bank gedacht. "Es kann aber auch auf weitere Partner ausgedehnt werden", sagt Bank-Sprecher Knut Hansen.

Solche Clearing-Stellen für Internet-Geschäfte gibt es mittlerweile auch von anderen Dienstleistern. Zum Beispiel bietet iclear eine Zahlungsgarantie schon bei der Warenbestellung an: Der Online-Händler bekommt von iclear eine Deckungszusage und liefert daraufhin die Ware aus. Ob der Käufer letztendlich zahlt oder nicht, bleibt die Sorge von iclear. Und anders herum geht es auch: Trusted shops beispielsweise bietet dem Kunden eine Geld-zurück-Garantie bei Nichtlieferung der versprochenen Ware.

Die Deutsche Bank geht einen anderen Weg. Der Branchenprimus arbeitet mit dem Anbieter Paybox zusammen, der Überweisungen per Handy ermöglicht. Dabei wird der Kunde auf seinem Handy angerufen und muss dort die Zahlung mit einer Geheimnummer bestätigen. Der Betrag wird dann automatisch vom Konto abgebucht.

Nach den Vorstellungen der HypoVereinsbank sollen Geheimzahlen und Passwörter aber bald der Vergangenheit angehören. Als erste deutsche Bank gibt die HypoVereinsbank im Frühjahr als Pilotprojekt eine EC-Karte mit digitaler Signatur an 10.000 ausgewählte Kunden heraus. "Die Digitale Signatur muss als Ersatz für PIN und TAN kommen", sagt Hansen.

Relativ unbeeindruckt von den Bemühungen der Großen hat sich das kleine Unternehmen Paysafecard in den vergangenen Monaten in Deutschland ausgebreitet. Nach großen Erfolgen in Österreich bietet das Unternehmen seit Mitte vergangenen Jahres auch in Deutschland an rund 800 Tankstellen, Lotto-Annahmestellen und Geschäften vorbezahlte Karten im Wert von maximal 100 Euro nach dem Vorbild von Telefonkarten an. Auf der Karte muss der Käufer nur eine PIN-Nummer frei rubbeln, mit der er seine Ware im Internet bezahlt. Inzwischen bieten bereits knapp 200 Unternehmen die Bezahlung mit der Paysafecard an. In diesem Jahr sollen nochmal so viele hinzu kommen. (Daniela Wiegmann, dpa) / (pmz)