WWW taugt nicht als Bildungsarchiv
Tote Links sind in Online-Kursen nicht nur ärgerlich, sondern können diese unbrauchbar machen.
Tote Links sind ärgerlich. Tote Links in Online-Kursen sind nicht nur ärgerlich, sondern können diese unbrauchbar machen. John Markwell und David W. Brooke von der University of Nebraska haben auf der Society for Experimental Biology Conference ihre Erfahrungen mit drei Biochemiekursen vorgestellt, an deren Entwicklung sie beteiligt gewesen waren. Sie kommen zu dem Schluss, dass das WWW zwar eine Vielzahl an interessanten Quellen für den Online-Unterricht bietet, wegen der Flüchtigkeit vieler Angebote aber ein professionell gepflegtes Online-Archiv nicht wirklich ersetzen kann.
Die beobachteten drei Kurse stützten sich mit insgesamt 515 unterschiedlichen Links besonders stark auf online frei verfügbare Informationen. Nach 13 Monaten waren im September 2001 85 davon nicht mehr brauchbar, das entspricht einem Verlust von 16,5 Prozent. Die Zahl der lebenden Links hat während dieser Zeit kontinuierlich abgenommen. Die Ergebnisse der monatlichen Stichproben erinnern an natürliche Prozesse wie den radioaktiven Zerfall oder die Absorption von Licht. Extrapoliert man die bisherigen Daten, so erhält man eine "Halbwertszeit" von 55 Monaten, die sich allerdings erst noch bei einer längeren Beobachtung bestätigen müsste. Für die Links zu .com-URLs gilt das auf keinen Fall: Bei einer aktuellen Nachuntersuchung stellte sich heraus, dass inzwischen 40 Prozent davon nicht mehr korrekt verweisen.
Problematisch waren unter anderem Links zu Bildungsquellen, die manchmal nur für die Dauer eines Kurses online verfügbar waren. Einzig die Gov-Domains wiesen eine hohe Konstanz auf. Einige kommerzielle Websites wie Britannica.com haben im Laufe der Untersuchung ihr kostenloses Angebot zurückgezogen. Viele Newsdienste veröffentlichen ihre Informationen zwar zunächst frei zugänglich, verlagern sie dann aber nach einiger Zeit ins kostenpflichtige Archiv. In zwei Fällen hatten die Domains zwischenzeitlich ihren Besitzer gewechselt und warben jetzt für Pornografisches. (anm)