SAP-Chef warnt Wirtschaft vor Spar-Falle
Henning Kagermann spricht auf der Lissabonner Firmen-Messe von der Durchsetzung der informationszentrierten Wirtschaft.
Die unsicheren Konjunkturaussichten lassen nach Ansicht von SAP-Chef Henning Kagermann viele Unternehmen in eine Falle übertriebener Sparbemühungen laufen. "Das Wirtschaftsumfeld kann weniger denn je vorhergesagt werden", sagte der Co-Vorstandssprecher des Software-Konzerns am Mittwoch zur Eröffnung der SAP-Kundenmesse Sapphire in Lissabon. Auch wenn es sinnvoll sei, sich wieder auf konservative Geschäftspraktiken und Werte zu besinnen, dürften jedoch sinnvolle Investitionen nicht unnötig verzögert werden.
Kagermann warnte vor Schadenfreude über die wirtschaftlich gescheiterte New Economy. Die Entscheider sollten berücksichtigen, dass sich die informationszentrierte Wirtschaft trotz der Schwierigkeiten des Net-Business durchgesetzt habe. Kagermann verglich die aktuelle Situation mit dem Beginn des Industriezeitalters, als neue Energie-Erzeugungsmethoden erste industrielle Produktionsabläufe ermöglichten. "Heute geht es um die Menschen im Unternehmen, um Produktions-Know-how und Patente sowie um Beziehungen zu den Kunden, die zusammen ein intelligentes Business ergeben." Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble überlege zum Beispiel zurzeit, seine Produktverpackungen mit Funkchips auszustatten, um mit Hilfe von SAP-Lösungen einen ständig aktuellen Überblick über die Auslastung seiner Lager zu haben. "Damit kann man die Transaktionskosten signifikant senken."
An der Sapphire nehmen in diesem Jahr rund 6000 SAP-Kunden und Lieferanten aus dem SAP-Umfeld teil. Am Donnerstag wird SAP-Mitbegründer Hasso Plattner für eine Rede nach Lissabon kommen und dafür seine Teilnahme an dem Segelwettbewerb Maxi Yacht Rolex Cup vor Sardinien unterbrechen. Plattners Segelturn parallel zur wichtigsten europäischen SAP-Kundenveranstaltung hatte innerhalb des Softwarekonzerns bei einigen Mitarbeitern Unverständnis hervorgerufen, zumal Plattner zuvor betont hatte, wie ernst die Lage für die gesamte Software-Branche und die SAP AG sei. Damit nährte der Mitgründer Spekulationen über seinen möglichen Rückzug aus dem Vorstand. (dpa) / (tol)