Canons EOS M50 II im Test: Spiegellose Systemkamera mit neuen Videofunktionen

Mit der zweiten Auflage der EOS M50 will Canon Vlogger noch bewusster ansprechen. Dafür bringt die Kamera einige neue Video-Features mit.

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(Bild: Canon)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Christine Bruns
Inhaltsverzeichnis

Canon will mit der spiegellosen EOS M-Serie Foto-, aber auch Videoeinsteiger für sein System gewinnen. Die Kameras und Optiken sind preiswert und bieten eine solide Qualität. Mit dem jüngsten Mitglied der EOS M50 II setzt Canon noch klarer auf die immer stärker im Fokus stehende Gruppe der Vlogger.

Das Video generell für die Kamerahersteller immer mehr in den Mittelpunkt rückt, beweisen die neueren Produkte und Produktankündigungen von Canon, Nikon und Co. Das trifft nicht nur auf Modelle für ambitionierte Foto- und Videoexperten zu, sondern auch und gerade auf die kleineren Kameras wie eben die Canon EOS M50 II, aber auch Sonys ZV1 oder Panasonics G110. Diese Modelle sind meist mit Kitobjektiv oder fester Optik für unter 1000 Euro zu haben und daher auch für Einsteiger und Gelegenheits-Vlogger eine preiswerte Option.

Um die Zielgruppe zu begeistern, lässt sich jeder Anbieter etwas besonders einfallen. Sony legt der ZV1 beispielsweise ein Mikrofon mit Windschutz bei, die Panasonic Lumix G110 ist im Kit mit Mini-Stativ zu erwerben. Standardmäßig besitzen die Kameras ein Display, das auch für Selfie-Aufnahmen um 180 Grad nach vorn gedreht werden kann, so auch die EOS M50 II.

Verglichen mit der Vorgängerin wirkt die EOS M50 II fast identisch. Gehäuse und Bestückung sind fast gleich geblieben. Sie bringt einen Sensor gleicher Auflösung mit etwas höherer Lichtempfindlichkeit mit (ISO 25.600 statt ISO 12.800) mit und schafft wie bisher zehn Bilder pro Sekunde mit Single-Autofokus. Videos nimmt sie mit bis zu 4k (3840 × 2160) und 25 Bildern pro Sekunde im Format MP4 auf. Der OLED-Sucher mit 2,36 Megapixeln steht optional neben dem drei Zoll LCD-Display, das über den gut reagierenden Touch bedient werden kann. Das Display bringt eine maue Auflösung von 720 × 480 Pixeln mit, die jedoch in der Preisklasse üblich ist. Der einzelne Speicherkartenslot im Akkufach nimmt wie bisher eine SD-Karte (XC/HC) mit UHS-I auf.

Die kleine Kamera liegt gut in der Hand, der Griffwulst könnte dennoch etwas tiefer sein. Sie ist schlicht gehalten, nur wenige, dafür wichtige Bedienelemente zieren das Gehäuse, alles andere wird über den Touch gesteuert. Einige Tasten, wie die Q-Taste für das Quick-Menü sind sowohl als Hard- wie als Softkey vorhanden. Im Quick-Menü können Parameter ebenfalls per Touch oder über das Vier-Wege-Element auf der Rückseite angesteuert und direkt per Fingertipp über das Display oder das Einstellrad am Sucher ausgewählt werden.

Canon EOS M50 II – Produktbilder (5 Bilder)

Von außern gleicht Canons EOS M50 II ihrer Vorgängerin. Das Gehäuse ist klein, handlich und leicht. Ein tiefer ausgeführter Griffwulst würde das Handling noch etwas vereinfachen.
(Bild: Christine Bruns)

Auf der Oberseite befindet sich neben dem Auslöser eine M-Fn-Taste, die sich wie acht weitere Tasten im Menü mit verschiedenen Funktionen belegen lässt. Knapp daneben ist die Aufnahmetaste für Videos angebracht. Ein Moduswahlrad ergänzt das Ensemble, das neben P, Tv, Av und M zusätzlich eine Automatik, Video sowie eine Kombinationsmöglichkeit für Videos und Stills, Szenen- und Effektmodi mitbringt. Im Automatikmodus können über einen Kreativ-Button Filter und verschiedene Bildeinstellungen vordefiniert werden.

Alle Tasten und Einstellräder auf der Rück- und Oberseite sind sehr gut zu erreichen und eindeutig markiert. Tasten wurden etwas versenkt oder etwas erhaben angebracht, wodurch sie auch beim blinden Bedienen leicht zu ertasten sind. Was uns nicht so gut gefallen hat, ist die Öffnung des Akkufachs. Hier schiebt man den gesamten Deckel seitlich weg, allerdings ist ein Öffnungsmechanismus wie bei den EOS-M-Schwestern angebracht, der jedoch gar nicht bedient werden kann, sondern rein der Dekoration dient.

Neu sind vor allem einige Video-Features. Zwar konnte die Vorgängerin EOS M50 auch schon 4k-Videos mit 25p ausgeben, die M50 II filmt nun zeitgemäß auch im Hochformat. Dazu muss der User noch nicht einmal etwas im Menü umstellen. Zu Beginn des Videos erkennt die Kamera ihre Ausrichtung automatisch und gibt das Video entsprechend aus. Welche Ausrichtung die Kamera gewählt hat, lässt sich an einem kleinen Kamerasymbol mit Pfeil erkennen.

Der Pfeil am Kamerasymbol im Display (im Bild oben rechts) zeigt an, ob gerade im Hoch- oder im Querformat aufgenommen wird.

(Bild: Christine Bruns)

Dazu kann der User per HDMI ein Videosignal ausgeben, entweder mit allen Displaybeschriftungen (Bildinfos und Autofokusfenster) oder als Clean-Signal (lediglich die Bild- und Toninformation).

Über die Anwendung EOS Webcam Utility lässt sich die Kamera per USB als Webcam für Video-Meetings nutzen. Darüber hinaus streamt die EOS M50 II direkt mit dem WLAN verbunden live auf Youtube. Hier schränkt Youtube selbst auf Kanäle ab 1000 Abonnenten ein, als Webcam eingesetzt ist diese Beschränkung jedoch aufgehoben.

Ein Mikrofon kann wie üblich über eine 3,5-Millimeter-Klinke seitlich angeschlossen und im Blitzschuh der Kamera befestigt werden.

Ins Labor haben wir die EOS M50 II mit dem 32 Millimeter f/1.4 mitgenommen. Die maximale Auflösung des Sensors liegt bei 2000 Linienpaaren pro Bildhöhe. Zentral erreicht die Kamera bei ISO 100 und f/4.0 97 Prozent der maximal möglichen Auflösung und fällt zu den Ecken hin auf 90 Prozent ab. Bis ISO 1600 geht die zentrale Auflösung auf immer noch gute 90 Prozent zurück und landet schließlich bei ISO 25.600 bei 61 Prozent. Die Ecken liegen durchschnittlich sechs bis sieben Prozent unter der Mitte.

Canon EOS M-Kameras sind generell etwas rauschanfällig. Auch hier startet der VN bei ISO 100 bereits mit einem Wert von 1,4. VN steht für Visual Noise oder wahrnehmbares Rauschen. Werte unter VN 0,8 deuten auf weitgehende Rauschfreiheit, Werte bis VN 2,0 sprechen für ein geringes und Werte bis VN 3,0 für mäßiges Rauschen. Ein störender Rauscheindruck stellt sich oberhalb eines VN von 3,0 ein. Ab ISO 1600 überschreitet der Wert der EOS M50 II die Zweiergrenze mit 2,3, die Dreiergrenze dann bereits bei ISO 3200 mit 3,2. Ein gutes Verhalten messen wir beim Dynamikumfang, der mit 10,6 bei ISO 100 startet und erst ab ISO 6400 unter 10 fällt.

Mit einer lichtstarken Festbrennweite wie der 32 mm f/1.4 erreicht die Kamera bei gutem Licht und niedrigem ISO eine gute Bildqualität in den JPEGs. Das bleibt so bis ISO 800, danach setzt das Rauschen in der 100-Prozent-Ansicht deutlich sichtbar ein. Ab ISO 3200 wird es störend. Die Plastizität ist bis ISO 3200 gut erhalten, auch wenn die Kontraste mit steigendem ISO abnehmen. Das lässt sich besonders an den Stiften oder den Farbklecksen auf der Palette sehen. Ab ISO 3200 fransen feine Linien und Kanten aus, gut zu sehen bei den Beschriftungen und Anschlüssen der Platine. Feine Details, wie die Stoffstruktur der Rose bereiten der Kamera ab ISO 800 schon Schwierigkeiten, bei feinen Linien schlägt sie sich am Testchart etwas besser.

Canon EOS M50 II - Praxis (5 Bilder)

Die Testszene offenbart die Schwächen in den hohen ISO-Zahlen.
(Bild: Christine Bruns)

Die Praxisaufnahmen nahmen wir tagsüber bei bedecktem Himmel teils mit Sonne in den Herrenhäuser Gärten und dem Berggarten in Hannover auf. Die Beobachtungen sind ähnlich wie bei der c’t Testszene, was besonders bei ISO-Stufen ab 1600 die Vergrößerung der Aufnahmen begrenzt, da sonst das Rauschen stark auffällt.

In den niedrigen ISO-Stufen erhalten wir jedoch eine gute Qualität, eine schöne Farbwiedergabe, was sich gerade bei den vom Tau benetzten Frühjahrsblühern gut macht.

Wie die Vorgängerin ist die EOS M50 II eine sehr praktische kleine Kamera speziell für Einsteiger oder Fotografen mit kleinem Budget. Die Kamera und die Objektive sind günstig, der Body ist für rund 610 Euro zu haben, die Objektive liegen durchschnittlich zwischen 200 und 500 Euro. Dazu lassen sich per EF-Adapter auch Spiegelreflexobjektive des Vollformatsystems an die kleine Spiegellose anflanschen. Die Kamera bringt für die Kategorie einen großen Funktionsumfang mit. Die M50 II besitz zudem erweiterte Fähigkeiten im Videobereich, was sie gerade für Blogger und Vlogger interessant macht, die sich neu mit dem Thema beschäftigen oder etwas suchen, das flexiblere Möglichkeiten bietet, als das Smartphone. Die Bildqualität ist gut, solange ausreichend Licht zur Verfügung steht und der ISO nicht zu weit in die Höhe geschraubt werden muss. Das gelingt anderen Anbietern wie Sony und Fujifilm auch im APS-C-Bereich etwas besser.

Insgesamt macht die kleine Kamera aber Spaß, weil sie unkompliziert zu transportieren ist und mit Pancake in die Jackentasche passt. Gerade für schöne Streetfotos ist sie so schnell bei der Hand und zudem recht unauffällig. Daher bietet sie sich auch für erfahrene Fotografen als handliche Zweitkamera an. Wer mehr Bildqualität wünscht, schaut sich am besten bei den größeren Sensoren wie den Vollformatschwestern der EOS R-Reihe um.

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(cbr)