New York: Stadtrat soll Einsatz bewaffneter Roboter verbieten

Die Sorge um die zunehmende Militarisierung der Polizei führt zu einem Gesetzesvorschlag: Roboter sollen nur unbewaffnet eingesetzt werden können.

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NYPD Digidog

NYPD Digidog

(Bild: Freedom News)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer

Ein Mitglied des New Yorker Stadtrates bringt einen Gesetzesvorschlag ein, der die Bewaffnung von Robotern vermeiden soll. Der Grund ist der im letzten Monat bei einem Polizeieinsatz in New York erfolgreich eingesetzte "Digidog". Obwohl dieser Roboterhund nur zur Erkundung eingesetzt wurde, wächst in den USA laut Wired die Sorge um eine noch stärkere Militarisierung der Polizei.

Die Polizei in New York hat im Februar dieses Jahres zum wiederholten Mal ein Exemplar des Roboterhundes "Spot" von Boston Dynamics an einem Einsatzort getestet. Dieser ist mit Lampen und Kameras ausgestattet, wodurch Personen an der Steuerung seine Umgebung in Echtzeit sehen können. Bilder und Videos dieses Einsatzes haben trotz des reinen Erkundungszwecks Befürchtungen an in Zukunft möglicherweise bewaffnete Roboter geweckt. Außerdem fühlen sich viele an eine Folge der britischen Science-Fiction-Serie "Black Mirror" mit aggressiven Roboterhunden erinnert.

Ben Kallos, Mitglied des New Yorker Stadtrates, will deshalb nun per Gesetz eine Bewaffnung dieser Roboter verbieten. Damit wäre New York das erste Gesetz der Vereinigten Staaten, das der Polizei den Besitz und den Einsatz bewaffneter Roboter untersagt. Allerdings betont Kallos nach Angaben von Wired, dass es lediglich um die Bewaffnung geht: "Ich habe kein Problem damit, einen Roboter zum Entschärfen einer Bombe zu verwenden, aber es müssen der richtige Einsatz eines Werkzeugs und die richtigen Umstände sein."

Auch wenn Kallos den unbewaffneten Einsatz von Robotern weiterhin befürwortet, habe er laut Robotik-Experten und Ethikern Bedenken hinsichtlich der zunehmenden Militarisierung der Polizei aufgegriffen. Schon seit Jahrzehnten können sich lokale Polizeibehörden in den USA bei ausgemusterten Gerätschaften des Militärs bedienen. Seit 1997 haben mehr als 8000 Polizeidienststellen Militärgeräte im Wert von über 7 Milliarden US-Dollar bezogen.

Dazu gehören auch Roboter. Über 280 Polizeidienststellen in den USA habe bereits bis 2016 Roboter vom Militär bekommen. Diese befinden sich in unterschiedlichem Zustand und laut Aussagen eines Angestellten suchen sie sich diejenigen Roboter aus, die noch am Besten funktionieren. Präsident Obama hatte die Auswahl der Geräte eingeschränkt, aber unter Nachfolger Trump wurde dies wieder geöffnet.

Robert Playter, CEO von Boston Dynamics, erklärte auf Anfrage, dass die Nutzungsbedingungen des Unternehmens das Anbringen von Waffen an seinen Robotern verbieten. "Alle unsere Käufer müssen ausnahmslos zustimmen, dass Spot nicht als Waffe verwendet oder für das Halten einer Waffe konfiguriert wird", sagte Playter. "Als Branche glauben wir, dass Roboter nur dann eine langfristige wirtschaftliche Rentabilität erreichen, wenn die Menschen Roboter als hilfreiche und nützliche Werkzeuge betrachten, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob sie Schaden anrichten."

Spot wird von Boston Dynamics seit vergangenem Jahr zum Verkauf angeboten, für jeweils 74.500 US-Dollar (aktuell rund 62.600 Euro). Vorher hatte das Unternehmen jahrelang lediglich mit immer neuen Videos seiner beeindruckend agilen Roboter für Aufsehen gesorgt. Eingesetzt wurden die Roboter dem Hersteller zufolge bereits an ganz unterschiedlichen Orten – Kraftwerken, Nukleareinrichtungen, Fabriken, Baustellen und Laboratorien. Die New Yorker Polizei, die Spot nun ausprobiert, ist die größte Polizeibehörde der USA. Die Polizei in Massachusetts und Hawaii testet den Digidog ebenfalls.

"Nicht-tödliche Roboter könnten sich sehr gut in tödliche verwandeln", erklärte Patrick Lin, Direktor der Gruppe für Ethik und aufstrebende Wissenschaften an der California Polytechnic University in San Luis Obispo. Ein Beispiel ist der Roboter, der 2016 in Dallas zum Transport einer Bombe verwendet wurde. Während einer Auseinandersetzung mit einem Scharfschützen benutzte die örtliche Polizei einen Roboter, um ein Sprengmittel ferngesteuert zum Täter zu bringen, es zu detonieren und ihn zu töten. Der Scharfschütze hatte fünf Polizisten erschossen.

(fds)