Was der Infrarot-Fingerabdruck des Blutes zeigt

Der Blutmix jeder Person enthält individuelle Marker, die lange unverändert bleiben. Das ermöglicht die Überwachung der gesundheitlichen Verfassung.

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(Bild: RossHelen / Shutterstock.com)

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Im Blut zirkulieren hunderttausende Moleküle, deren Anteile wie ein Fingerabdruck ein Abbild der Verfassung einer Person darstellen. Bisher ließ sich die komplette Zusammensetzung aber nur schwer auf einen Schlag messen, sodass man sich immer nur mit Teilen begnügte (z. B. Proteine oder RNA). Nun hat das interdisziplinäre Münchener Forscherteam des Projekts Broadband Infrared Diagnostics (BIRD) Fingerprints mittels der FTIR-Spektroskopie über die Zeit verfolgt.

Zuvor wurde die Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie schon für die Diagnose von Krankheiten wie Alzheimer oder zur Stoffwechselanalyse bei Hochleistungssportlern verwendet. Sie gründet darauf, dass Streck- und Biegeschwingungen für jede Molekülart als individuelle Absorptionsbanden sichtbar sind. Deshalb eignet sie sich als Sensorik für viele Moleküle in einer Probe.

(Bild: Max-Planck-Institut für Quantenoptik)

Die Methode hat aber offenbar noch mehr Potenzial, wenn man sie wie die Forscher des BIRD-Projekts zur Langzeiterhebung von Infrarot-molekularen Fingerprints (IMFs) einsetzt. Das Team unter der Leitung von Mihaela Žigman hat Blutseren und Blutplasma von 31 gesunden Personen innerhalb von sieben Wochen 13 Mal vermessen und schließlich nach sechs Monaten ein weiteres Mal. Überraschend kam dabei heraus, dass der Blutmix jeder Person individuelle spektrale Marker enthält, die über Monate stabil bleiben. "Das Wissen über den stabilen molekularen Fingerabdruck bei gesunden Menschen eröffnet neue Möglichkeiten in der Biologie und Medizin", erklärt Marinus Huber, der Erstautor der Studie.

Zugleich ist es ein unverhoffter Durchbruch, der an den medizinischen TriCorder der Sci-Fi-Serie Star Trek denken lässt. Beispielsweise liefern Konzentrationsverhältnisse von verschiedenen Molekülen ein genaueres Bild der körperlichen Verfassung als bisher. Und Verschiebungen der Verhältnisse können bevorstehende Krankheitsausbrüche signalisieren. Nun wollen die Forscher das Konzept auf ihren selbstentwickelten Laserspektrometer übertragen, um geringste Mengen von Blutbestandteilen detektieren zu können und so die Früherkennung zu verbessern.

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(dz)