Amazons Alexa für Senioren einrichten

Je älter man wird, desto ­schwerer findet man Zugang zu neuen ­Medien und Bedienkonzepten. Ein Sprach­assistent kann denen helfen, die damit Probleme haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 39 Kommentare lesen

(Bild: Jessica Nachtigall)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Andrijan Möcker
Inhaltsverzeichnis

Smartphones, Tablets, Smartwatches, Sprachassistenten, Internetradios, Streaming-Adapter – das alles hat innerhalb der letzten 5 bis 15 Jahre die breite Masse erreicht. Junge oder lebenslang technisch interessierte Menschen können sich die Neuerungen oft schnell erschließen. Doch für die, die Technik immer nur als Mittel zum Zweck betrachtet haben, können Smartphones und einfach erscheinende Apps eine große Hürde sein – selbst wenn das Interesse und eine Anleitung da sind.

Mit einer Sprachassistentin können Sie Ihren Eltern oder Großeltern auf einfachem Weg Zugang zu digitalen Audioinhalten geben – ohne komplizierte Menüstrukturen und mit nahezu einheitlichen Befehlen. Wir beschreiben am Beispiel von Amazon Alexa, worauf Sie bei der Einrichtung achten sollten und zeigen eine Auswahl sinnvoller Skills. Außerdem haben wir eine Vorlage für eine übersichtlich strukturierte Anleitung parat, die Sie herunterladen, beliebig anpassen und erweitern können. Sie wurde mit der Großmutter des Autors ausgearbeitet und getestet. Beachten Sie unabhängig davon, dass, auch wenn viele Senioren mit Sprachbefehlen möglicherweise besser klarkommen als mit Smartphones, nicht jeder gerne mit einem Computer spricht und dass Sie niemanden dazu drängen sollten, eine Sprachassistentin zu akzeptieren. Außerdem sollten Sie den Nutzern vorab erklären, dass Alexa ein mit dem Internet verbundenes Mikrofon ist und ihnen bewusst sein sollte, dass Sie als Einrichter, Amazon als Betreiber und auch potenzielle Angreifer in den Raum lauschen können. Machen Sie klar, dass nur ein gezogenes Netzteil dagegen hilft.

Die Grundvoraussetzungen für Alexa sind überschaubar: eine Spannungsversorgung und eine Internetverbindung per WLAN. Fehlt letztere vor Ort, stehen Sie erst einmal vor einer Hürde. Spielt der Lautsprecher mehrere Stunden pro Tag, werden durchaus 500 bis 1500 MByte täglich übertragen – das per Mobilfunk zu übertragen geht ins Geld. Sofern die Nachbarn Ihnen beziehungsweise Ihren (Groß-)Eltern freundlich gesonnen sind, können Sie alternativ diese nach einem Gastnetz-Zugang fragen oder ihnen einen Freifunk-Router geben. Die benötigte Datenrate liegt bei etwa 150 bis 300 KBit/s und steigt höchstens bei Updates etwas an; für die meisten Festnetzanschlüsse mit Datenraten im zwei- bis dreistelligen MBit-Bereich leicht zu verkraften. Je nach Signalstärke sollten Sie einen Repeater beziehungsweise einen zweiten Freifunk-Router einplanen.

Amazon bietet mittlerweile allerhand Varianten des Echo-Lautsprechers an, sodass die Auswahl nicht ganz leicht ist. Wenn die Nutzer verhalten interessiert sind, können Sie zunächst einen Kompromiss zwischen Klang und Kosten eingehen: Der Echo Dot der dritten Generation bietet genug Leistung für typische Wohnzimmer und wird derzeit für 20 bis 40 Euro in Kleinanzeigen-Portalen gehandelt. Sollten die Nutzer Gefallen finden, kann ein externes Lautsprecherset über die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse des Geräts angeschlossen werden. Alternativ können Sie den ersten Lautsprecher später auch mit einem zweiten zum Stereopaar verheiraten.

Skeptikern und Menschen ohne Interneterfahrung sollten Sie ein bereits konfiguriertes Gerät liefern: Beginnen Sie mit der Einrichtung am besten alleine daheim. Indem Sie das Gastnetz Ihres Routers oder einen separaten Access Point mit den Zugangsdaten des WLANs am späteren Einsatzort versehen, verhindern Sie, dass vor Ort weitere Einrichtungsschritte nötig sind. Selbst wenn Sie bereits eines haben, richten Sie ein separates Amazon-Konto für das Gerät ein, damit es keine Überschneidungen gibt oder zufällig Benachrichtigungen über Ihre Käufe die Nutzer irritieren. Am einfachsten geht das, indem Sie einen Alias in Ihrem Mailkonto einrichten; viele E-Mail-Anbieter bieten diese Funktion, sodass man nicht umständlich ein neues E-Mail-Konto anlegen muss. Die Ersteinrichtung müssen Sie mit der Smartphone-App vornehmen, danach ist diese nicht mehr notwendig; Skills und Einstellungen können Sie über https://alexa.amazon.de komfortabel im Browser konfigurieren.

Ein Musikdienst für die neuen Nutzer sollte bei Ihnen ganz oben auf der Skills-Liste stehen. Natürlich ist Internetradio kostenfrei und vielfältig, doch auf Befehl die Lieblingsstücke abzuspielen sorgt für mehr Begeisterung. Alexa unterstützt derzeit Amazon Music, Apple Music, Spotify und Deezer – alle Dienste bieten einen Familientarif für monatlich etwa 15 Euro für bis zu sechs Konten. Richten Sie ein separates Konto bei dem jeweiligen Dienst für die Alexa ein. Gibt es kein Familienkonto, auf das Sie zurückgreifen können, lohnt sich Amazon Music für Echo-Inhaber; der Dienst kostet nur 3,99 Euro pro Monat. In den Einstellungen unter "Musik und Podcasts“ können Sie den jeweiligen Musikdienst verknüpfen und als Standard für Musikanfragen definieren. Alexa kann in der Regel eigene Playlisten über die Dienste abspielen. Optional können Sie den Nutzern also mit einer vorbereiteten Playlist eine Freude machen, diese in die Anleitung aufnehmen und auch später aus der Ferne bearbeiten.

Es gibt viele weitere lohnende kostenfreie Skills: Die ARD Audiothek bietet Zugang zu vielen aufgezeichneten Radioinhalten und Livestreams. In vielen Fällen muss der Skill nicht separat gestartet werden, sondern reagiert automatisch, wenn beispielsweise ein ARD-Radiosender aufgerufen wird. Oldie-Radio ist ein Internetradio-Skill, der primär Songs aus den 80er- und 70er-Jahren und älter abspielt. Fußball live bei Amazon hat den Zweck bereits im Namen; es gibt eine Live-Konferenz, landesweit wichtige Spiele (ab 2. Bundesliga) im Livestream, eine wöchentliche Bundesliga-Zusammenfassung und vieles mehr für Fußballfans.

Sportschau in 100 Sekunden, ZDFheute und Tagesschau können über die "Tägliche Zusammenfassung“ zusammen, aber auch einzeln die aktuellen Nachrichten aus verschiedenen Bereichen liefern. Der Tagesschau-Skill kann zusätzlich zu der üblichen Tagesschau in voller Länge auch die Tagesthemen sowie die täglichen Nachrichten in 100 Sekunden abspielen.

Fernsehprogramm von tvDigital ist ein echtes Funktionsmonster: Der Skill kann das Fernsehprogramm eines Senders für den Tag vorlesen, für bestimmte Zeiten für einen oder mehrere Sender, nach Programmen einer bestimmten Kategorie suchen und die Sendezeit ansagen sowie Empfehlungen für bestimmte Kategorien abgeben – die Liste ist lang.

"Erinnerungen" sind bei Alexa ebenfalls integriert und arbeiten wie ein digitaler Kalender mit einmaligen und Serienterminen. So erinnert die Sprachassistentin beispielsweise "in einer Stunde" an den Geschirrspüler, "jeden Morgen um acht Uhr" an die notwendigen Medikamente und "am 26. April um zwölf" an den Geburtstag der Enkelin. Das funktioniert mit der erwähnten Terminologie oder geführt über "Alexa, neue Erinnerung".

Die Smartphone-App müssen Sie nach der Einrichtung nicht permanent installiert lassen. Das Webinterface alexa.amazon.de bietet alle Einstellungen, die die App auch beinhaltet, sodass Sie Alexa aus der Ferne verwalten können.

Ohne eine strukturierte und leicht verständliche Anleitung sind die Nutzer vermutlich genauso schnell von der Sprachassistentin frustriert wie vom Smartphone. Unsere erprobte Vorlage können Sie herunterladen und beliebig anpassen. Achten Sie besonders darauf, die Seiten nicht zu überladen und kategorisieren Sie sie eindeutig, damit die Nutzer die richtigen Befehle schnell anhand der Überschrift finden können. In einer Schulmappe bleibt die Anleitung geordnet und lesbar.

c’t Ausgabe 8/2021

Wir haben uns in c’t 8/2021 sichere WhatsApp-Alternativen angeschaut und geben Tipps für den möglichst reibungslosen Umstieg. Für mehr Privatsphäre beim Einsatz von Microsoft Office-Tools muss man die Cloud umgehen und weitere Funktionen abschalten. Wir zeigen, wie es geht. Sie möchten Anwendungen entwickeln, ohne zu Programmieren. Das klappt in Grenzen mit No Code und Low Code. Spezielle Apps können helfen, Depressionen, Ängsten und Schlafstörungen zu bändigen, bis ein Therapieplatz verfügbar ist. Dies und noch viel mehr lesen Sie in Ausgabe 8/2021, die ab dem 26. März im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk erhältlich ist.

(amo)