Camunda erhält 82 Millionen Euro für Software zur Business Process Automation

Die Finanzierungsrunde B hat dem deutschen Start-up einen Geldsegen beschert. Die internationalen Investoren sehen wohl Potenzial in der Hyperautomatisierung.

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(Bild: ITTIGallery/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Silke Hahn
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Camunda, ein in Berlin ansässiger Anbieter von Software zur Prozessautomatisierung, hat umgerechnet rund 82 Millionen Euro an Investitionen erhalten. An der Finanzierungsrunde B hat sich unter anderem auch der bisherige Investor Highland Europe erneut beteiligt. Die Investoren begründen laut Pressemitteilung ihr Engagement mit den Marktaussichten von Angeboten in Richtung Hyperautomatisierung, einem Bereich, der verschiedene Technologien zur Automatisierung von Geschäftsprozessen kombiniert, und auf den das deutsche Start-up sich spezialisiert hat.

Camunda bietet seit 2020 mit der Plattform Camunda Cloud Prozessautomatisierung as a Service. Unter anderem folgte das Release eines Produkts zur Modernisierung fragmentierter RPA-Bot-Implementierungen (Robotic Process Automation). Die Zielgruppe des Unternehmens sind nach Angaben des CEO und Firmenmitgründers Jakob Freund Business Stakeholder und Entwickler, die Geschäftsprozesse automatisieren wollen. Der Softwareanbieter verwendet Open-Source-Software für die eigenen Entwicklungen. Prozessdesign, Modellierung, Analyse großer Datensätze und visuelle Benutzeroberflächen fügt Camunda auf seiner Plattform zu einem Gesamtpaket für Unternehmen zusammen.

Die Software soll Freund zufolge Geschäftsprozesse agiler gestalten und Legacy-Hürden bei der digitalen Transformation aus dem Weg räumen. Dabei spielt offenbar die End-to-End-Orchestrierung von Prozessen über verschiedene Technologien, Systeme, Infrastrukturen und Geräte hinweg in der Cloud eine Rolle. Das vergangene Jahr sei für Camunda das beste Geschäftsjahr seit Gründung gewesen – konkrete Zahlen nennen die Unternehmensverantwortlichen aber nicht.

Camunda gibt es seit 2008, zu den Kunden zählen unter anderem die Allianz-Gruppe, Vodafone und die Internetbank ING. Im vergangenen Jahr trugen laut Pressemeldung die ausgebauten Geschäftsbeziehungen zu Atlassian, der Deutschen Telekom und der Santander-Bank besonders zum Ergebnis bei. Als prominentes Beispiel für Camunda-Software in Aktion berichtet Bernd Rücker, Mitgründer und CTO von Camunda, vom Einsatz der Plattform seitens der NASA im Kontext der Marsexpedition mit dem Roboter Perserverance.

Bernd Rücker und Jakob Freund haben das Start-up 2008 in Berlin gegründet, damals als Beratungsunternehmen rund um Prozessautomatisierung. Als Anbieter von Workshops und Trainings waren sie oft mit den Tücken gängiger komplexer, zentralisierter Low-Code-Software für BPM (Business Process Management) konfrontiert. Seit 2013 bietet Camunda selbst Open-Source-Software zur Prozessautomatisierung an und verfolgt dabei einen dem Low-Code entgegengesetzten Ansatz, der den Blickwinkel von Entwicklerinnen und Entwicklern stärker berücksichtigt. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 250 Mitarbeiter und verfügt neben zahlreichen Open-Source-Nutzern über mehr als 400 Unternehmenskunden.

Hyperautomatisierung gilt auch laut dem von Camunda im Blogeintrag zitierten Marktanalysten Gartner als Trend, der mit "kollektiven Schulden" innerhalb der Unternehmen kontrastiere. Darunter versteht der Marktanalyst veraltete Geschäftsprozesse, die zu einem nicht kompatiblen "Technologie-Patchwork" führten, das Unternehmen in ihrer Marktposition und ihrem Markenimage beeinträchtigen könne.

Mehr Informationen lassen sich der Pressemeldung auf der Camunda-Website entnehmen. Weitere Hintergründe zum Unternehmen und der aktuellen Finanzierungsrunde erfahren Interessierte auch in einem Blogeintrag des Firmenmitgründers Bernd Rücker.

(sih)