Tesla-Chef Elon Musk legt sich mit dem ZDF an: "Shame on you"

Eine Reportage der ZDF-Sendung "Frontal 21" erregt den Unmut des Tesla-Chefs, der gerade in Grünheide bei Berlin eine Gigafactory bauen lässt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1126 Kommentare lesen

So stellt sich Frontal 21 den twitternden Musk vor.

(Bild: ZDF)

Update
Lesezeit: 4 Min.

"Wow, shame on ZDF Info!" hat Elon Musk in sein iPhone getippt und auf Twitter veröffentlicht. Sein Tweet ist eine Antwort auf einen Tweet der Tesla-Bloggerin Eva Fox, in dem es um einen Bericht der ZDF-Sendung Frontal 21 zur neuen Gigafactory geht, die zurzeit in Grünheide in Brandenburg gebaut wird.

Frontal 21 hatte vor kurzem in seiner Reportage "Turbo, Tempo, Tesla – Elon Musk in Brandenburg" schon früher geäußerte Bedenken erneut zur Sprache gebracht, dass es durch den Neubau der Auto- und der Batteriefabrik zu Problemen mit der Wasserver- und Entsorgung geben könne. Tesla will dort ab Juli dieses Jahres seinen Elektro-SUV Model Y bauen, außerdem später auch Batterien herstellen.

Die Bloggerin "Eva Fox" weist im Weblog "Tesmanian" darauf hin, Musk und der betroffene Wasserverband Strausberg-Erkner hätten das Problem der Wasserversorung bereits gelöst, auch habe das Brandenburgische Umweltministerium keine Einwände.

Fox behauptet weiter, die Reportage enthalte einen gefälschten Musk-Tweet, Zitate seien aus dem Kontext gerissen worden, auch um den Eindruck zu erwecken, Tesla streiche staatliche Subventionen ein, wolle seinen künftigen Beschäftigten aber keine optimalen Arbeitsbedingungen bis hin zum Lohn bieten.

Der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel betonte vorige Woche, sein Bundesland habe aktuell ausreichende Grundwasservorkommen zur Trinkwassergewinnung und Versorgung von Gewerbe und Industrie. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) betonte aber auch, "eine geplante Großansiedlung wie Tesla zeigt, dass sich die damit verbundenen Herausforderungen durch eine Kommune oder ihren Zweckverband alleine kaum bewältigen lassen, sondern übergreifende regionale Lösungen gefragt sind".

Tesla Model Y (7 Bilder)

(Bild: Tesla)

Auf Youtube, wo das ZDF seine Reportage auch veröffentlicht hat, häuften sich kritische Kommentare. Ein dicker Diskussionsstrang rankt sich beispielsweise um einen Musk-Tweet vom 25. Januar 2020, den Frontal 21 in seinem Bericht zur Hälfte ausgraut. Darin kommentierte der Tesla-Chef den angenommenen Wasserverbrauch der künftigen Fabrik, seine im selben Tweet enthaltene Bemerkung, sein Unternehmen habe keinen natürlichen Wald gerodet, zeigte das ZDF nicht. Die Autorin der Reportage sagte laut Deutschlandfunk, der zweite Teil des Tweets sei nicht relevant für den Sachverhalt gewesen.

Update 26.3.2021, 10.42: Das ZDF erläuterte gegenüber heise online, die Autor:innen der Doku hätten mehr als ein Jahr lang vergeblich versucht, mit Tesla-Vertretern ein Interview zu führen. "Alle Anfragen wurden abgelehnt oder ignoriert." Auch am gestrigen 25. März 2021 habe das "Frontal-21"-Team Musk über Twitter erneut für ein Interview angefragt.

Dessen Tweets hätten die Autor:innen genutzt, um Musks Sicht darzustellen; es handele sich nicht um Fake-Tweets. "Einige Tweets wurden gekürzt, da sich keine langen Tweets oder ganze Threads abbilden lassen. Die Kürzungen wurden sichtbar gemacht", versichert das ZDF.

In einem der verwendeten Musk-Tweets vom 25. Januar 2020 geht es um die Trinkwasserversorgung. Musk behaupte, dass Tesla nicht so viel Wasser verbrauchen werde, erläutert das ZDF. Nach Recherchen von Frontal 21 werde zukünftig der Verbrauch jedoch massiv steigen. Auch handele es sich nicht – wie von Musk getwittert – nur um eine Spitzenlast, sondern um den regulären Verbrauch.

Das bestätige auch André Bähler, Chef des Wasserverbands Strausberg-Erkner, der vor Ort zuständig ist, ergänzt das ZDF. Bähler habe gesagt, dass es durch die Tesla-Produktion zu Einschränkungen beim Trinkwasser kommen werde. Die geplante Fabrik werde demnach bis zu 3,6 Millionen m3 Wasser im Jahr verbrauchen. Erkundungen nach neuen Grundwasser-Vorräten seien bislang noch nicht durchgeführt worden. Auch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel, der für das Genehmigungsverfahren zuständig ist, sehe Wasser als limitierenden Faktor für die Ansiedelung.

(anw)