Huawei: Milliardengewinn trotz US-Sanktionen​

Die US-Sanktionen machen Huawei zwar zu schaffen, dennoch konnte der chinesische Riese seinen Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr steigern.

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Huawei

Huawei auf dem MWC Barcelona 2018.

(Bild: heise online)

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Trotz harter Sanktionen der USA hat der chinesische Technologie-Riese Huawei das vergangene Geschäftsjahr mit einem leichten Umsatz- und Gewinnwachstum abgeschlossen. Wie das Unternehmen aus dem südchinesischen Shenzhen am Mittwoch mitteilte, lag der Umsatz 2020 bei 891,4 Milliarden Yuan (umgerechnet etwa 115,8 Milliarden Euro) und damit 3,8 Prozent höher als im Vorjahr. Der Nettogewinn stieg um 3,2 Prozent auf 64,6 Milliarden Yuan (8,4 Milliarden Euro).

Im Großen und Ganzen sei das Geschäft ganz gut gelaufen, sagte der Chefsekretär des Huawei-Vorstandes, Jiang Xisheng, der dpa. "Natürlich haben wir wegen der US-Sanktionen viele Schwierigkeiten." Insbesondere der geschrumpfte Absatz von Highend-Smartphones, deren Chips besonders von den US-Sanktionen betroffen sind, sei "relativ groß". Im Schlussquartal 2020 war Huaweis Smartphone-Absatz laut Marktforschern um über 40 Prozent eingebrochen. Mit Blick auf das Gesamtjahr hat Huawei 2020 knapp ein Viertel weniger Smartphones verkauft als 2019.

Zudem hat sich das Unternehmen Ende vergangenen Jahres von der Tochtermarke Honor getrennt. Honor stand bisher für etwa 25 bis 30 Prozent der Huawei zugerechneten Smartphone-Verkäufe. Die an für eine jüngere Zielgruppe positionierte Marke wurde an ein Konsortium verkauft, um sie aus dem Spannungsfeld zu nehmen und mehr Handlungsspielraum zu schaffen. Honor unterhält eigene Geschäftsbeziehungen mit internationalen Unternehmen wie Qualcomm, SK Hynix und Samsung. Die vor allem in der Einsteiger- und Mittelklasse erfolgreiche Marke hat zudem maßgeblich zu Huaweis Renaissance auf dem Heimatmarkt beigetragen.

Smartphone-Verkäufe 2020 nach Hersteller, Gartner
Hersteller Geräte MA Geräte MA Absatz +/-
2020 2019
Samsung 253,0 Mio. 18,8 % 296,2 Mio. 19,2 % -14,6 %
Apple 199,8 Mio. 14,8 % 193,5 Mio. 12,6 % +3,3 %
Huawei 182,6 Mio. 13,5 % 240,6 Mio. 15,6 % -24,1 %
Xiaomi 145,8 Mio. 10,8 % 126,0 Mio. 8,2 % +15,7 %
Oppo 111,8 Mio. 8,3 % 118,7 Mio. 7,7 % -5,8 %
Andere 454,8 Mio. 33,7 % 565,6 Mio. 36,7 % -19,6 %
Gesamt 1347,9 Mio. 1540,7 Mio. -12,5 %
Gartner, Februar 2021

Huawei könne diese Geräte derzeit nur noch produzieren, weil es einen Vorrat an Chips angelegt habe, bevor die Sanktionen in Kraft traten, sagte Jiang. Selbst die fehlenden Bauteile zu produzieren, sei keine Option. "Die Herstellung dieser Chips ist sehr kompliziert und für uns derzeit unmöglich. Das ziehen wir nicht in Betracht". Es werde aber an Alternativen und Lösungen gearbeitet, die Lieferketten zu diversifizieren, um nicht auf einzelne Zulieferer oder Länder angewiesen zu sein. Dies könne auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit europäischen Partnern beinhalten. Gerüchte, Huawei können sich nach Honor auch von der eigenen Smartphone-Sparte trennen, hatte das Unternehmen dementiert.

Derweil helfen andere Geschäftsbereiche, einen Teil der Rückgänge auszugleichen. Das Geschäft mit Wearables wie Smart Watches oder anderen Endgeräten im Konsumentenbereich wie Kopfhörern, Laptops und smarten Bildschirmen entwickele sich "sehr gut". Zudem arbeite Huawei etwa an Produkten für vernetzte Autos und intelligente Fahrzeuge. "Wir möchten in Zukunft auch einen Fokus auf diesen Bereich legen", sagte Jiang Xisheng. Ausdrücklich wolle Huawei nicht selbst Fahrzeuge produzieren, sondern verstärkt als Zulieferer mit Herstellern zusammenarbeiten. Auch an weiteren Kooperationen mit deutschen Autobauern habe man Interesse.

Der Konsumentenbereich steht für knapp 55 Prozent des Geschäfts. Das Carriergeschäft ist eine weitere tragende Säule für den Konzern, dessen Technik nach Unternehmensangaben in 1500 Kommunikationsnetzen weltweit steckt. Mit 302,6 Milliarden Yuan blieb der Geschäftsbereich auf Vorjahresniveau und steht für rund ein Drittel des Gesamtumsatzes. Der Enterprise-Sektor mit IT-Dienstleistungen wuchs hingegen deutlich um 23 Prozent und trägt nun 100 Milliarden Yuan zum Umsatz bei. Beim Blick auf die Märkte wird deutlich: Mit dem wachsenden Geschäft in der Heimat kompensiert Huawei den Rückgang auf internationalen Märkten.

(Bild: Huawei)

Die US-Regierung hatte im vergangenen Sommer ihre Sanktionen weiter verschärft, um Huawei den Zugang zu Chips aus internationaler Produktion zu versperren. Damit durfte einerseits das US-Unternehmen Qualcomm keine Halbleiter mehr an die Chinesen verkaufen und andererseits der taiwanische Chiphersteller TSMC keine mehr für sie produzieren, weil dabei US-Technologie zum Einsatz kommt. Die USA halten Huawei, das zu den führenden Anbietern von 5G-Technik zählt, für ein Sicherheitsrisiko und werfen den Chinesen unter anderem Spionage vor, was der Konzern zurückweist.

(vbr)