Cisco Live 2021: Infrastruktur zur Miete

Cisco hat seine Hausmessen in einer einzigen virtuellen Veranstaltung zusammengefasst. Man setzt künftig voll auf Cloud und Mietmodelle.

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Cisco

(Bild: dpa, Monica M. Davey)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christoph Karger
  • Prof. Jens-Henrik Söldner
Inhaltsverzeichnis

Drei Ankündigungen prägten die diesjährige Cisco Live. Im Hauptvortrag skizzierten CEO Chuck Robbins und sein Team, wie Cisco sich die digitale Transformation vorstellt. Vor allem will man den Kunden in einer Welt beistehen, in der neue Produkte zunächst für die Cloud entwickelt werden und daher ein hohes Maß an Automatisierung, Vernetzung und Sicherheit erforderlich ist. Richten soll es ein „Cisco Plus“ getauftes Vertriebs- und Betriebsmodell, das den Anwendern flexiblere Bezugs- und Nutzungsmöglichkeiten für ihre Rechenzentrumsprodukte bietet.

Netzwerke, Sicherheits-, Server- und Speichersysteme sowie Monitoring- und Verwaltungssoftware können die Kunden damit als Service über Abonnementverträge beziehen. Zudem will der Hersteller über ein „Network-as-a-Service“-Modell (NaaS) ihnen den Aufbau eines erstklassigen Netzwerks ermöglichen, ohne dass sie die Infrastruktur erwerben, aufbauen oder betreiben müssen. Laut Uwe Müller, Manager Datacenter Sales und PreSales bei Cisco Deutschland, lässt sich die Infrastruktur so über die Cisco-Partner nutzen. Bisher mussten die Anwender alle Infrastrukturkomponenten kaufen. Die Nutzungsgebühr setzt sich aus einem festen und einem zusätzlichen variablen Anteil zusammen und enthält laut Müller alles – vom User Port bis zu den Ressourcen im Datacenter.

Den Anfang des NaaS-Rollout soll ein „SASE“-Dienst machen, die zweite Hauptankündigung. Das Akronym steht für Secure Access Service Edge. Unter dem von Gartner geprägten Begriff versteht man den WAN-Zugang mit eingebauten Sicherheitsfeatures, der als Cloud-Dienst direkt für den Endkunden erbracht wird, ohne dass die Daten über das Rechenzentrum fließen, was normalerweise mit hohen Latenzzeiten einhergeht. Ziel von SASE ist es, einen einfachen und sicheren WAN-Zugang für eine zunehmend verteilt arbeitenden Belegschaften bereitstellen.

Derzeit können die Kunden alle SASE-Komponenten als Bundle erwerben. Künftig solle es möglich sein, auf ein Abo-Modell umzustellen. Laut Michael von der Horst, Managing Director Cybersecurity bei Cisco Deutschland, können die Anwender alle Kernfunktionen der Architektur sofort verwenden. Zudem sind weitere Features zur Integration mit bestehenden Cisco-Diensten verfügbar, und neue Angebote sollen folgen. Als Beispiele führt der Manager Szenarien wie Data Loss Prevention an: Durch die Integration mit Cisco Umbrella sollen Unternehmen erkennen und verhindern können, wenn sensible Daten an nicht erwünschte Ziele abfließen.

Weitere Elemente sind Malware-Erkennung, ihr Entfernen aus Cloud-Datenspeichern sowie der Schutz vor browserbasierten Bedrohungen. Zudem arbeitet Cisco an einem passwortlosen Authentifizierungsdienst namens Duo. Damit sollen Nutzer die Eingabe eines Passworts überspringen, indem sie sich bei Cloud-Anwendungen über die Biometrie-Features der jeweiligen Plattform anmelden (etwa Windows Hello oder Apple Face ID). So will der Hersteller den sonst üblichen Wildwuchs von Authentifizierungsprodukten eindämmen. Duo soll als Public Preview ab Sommer 2021 zur Verfügung stehen.

Cisco CEO Chuck Robbins erklärte auf der virtuellen Hausmesse die künftige Strategie des Netzwerkkonzerns.

(Bild: Cisco 2021)

Ebenfalls Mitte des Jahres soll auch die Plus Hybrid Cloud im „as-a-Service“-Modus fertig sein. Cisco will hier sein komplettes Rechenzentrumsportfolio, bestehend den Komponenten Compute, Network und Storage, mit einer Lieferzeit von 14 Tagen und flexiblen Zahlungsmodellen in mehreren Ländern anbieten, darunter Deutschland. Das Ganze wird über einen Marktplatz bereitgestellt, der auf der CX Cloud basiert.

Der dritte Block der Keynote drehte sich um technische Innovationen im Netzwerk- und Mobilfunkbereich. Schon Ende 2019 hatte Cisco die programmierbare Netzwerk-Architektur Silicon One vorgestellt. Zunächst auf Routing fokussiert, hatte der Hersteller die Plattform erweitert, sodass sie auch Switching-Funktionen beherrscht. Man will hiermit die für 5G benötigte Geschwindigkeit und Bandbreite bereitstellen. Neue Router der 8000er Familie erhalten nun Chips der Silicon One Q200-Serien und bieten damit eine Gesamtkapazität von bis zu 14,4 Tbps und ermöglichen bis zu 64x 100G Web-Scale-Switches. Cisco richtet sich hier vornehmlich an Carrier, die die Infrastruktur des Internets betreuen.

Neben der Technik standen auch gesellschaftliche Themen auf der Tagesordnung. Cisco möchte Inklusion fördern und investiert weiter in kostenfreie Trainings- und Ausbildungsprogramme. Die wichtigste Initiative ist die Networking Academy, in der weltweit über 2,3 Millionen SchülerInnen und Studierende eingeschrieben sind. Kurse und Lernmaterialien dazu stehen online zur Verfügung.

(jd)