Dienstag: Facebook-Datenleck, Java-Rechtsstreit & Impfpatente

Erneut Daten aus Facebook-Leak aufgetaucht + Google gewinnt Rechtsstreit gegen Oracle + Impfpatente: Segen oder Fluch? + Mars-Heliktopter auf sich gestellt

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Das Facebook-Logo

Daten von 533 Millionen Facebook-Nutzern sind in Forum von Cyberkriminellen aufgetaucht

(Bild: Martin Holland)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Torge Löding

Während kleine private Osterfeuer auf Privatgrundstücken oder im heimischen Kamin gemütlich prasselten, blieben Cyberkriminelle nicht untätig. Am Osterwochendende entdeckten Ermittler in einem Forum dieser Verbrecher gleich hunderte Millionen Nutzerdaten von Facebook. Das ist durchaus gefährlich -- Nutzer sollten deshalb prüfen, ob sie betroffen sind.

Aufatmen kann man indes bei Google, zehn Jahre nach Beginn der Klage von Oracle wegen der Verwendung von Java in Android hat der Oberste US-Gerichthof nun entschieden. Der Supreme Court entschied am Montag -- der in den USA kein Feiertag ist, dass Google keine Rechtsverstöße begangen habe.

Facebook versucht zu beschwichtigen: Es seien alte Daten, über die bereits 2019 berichtet wurde. Dennoch ist es beunruhigend, dass eine IT-Sicherheitsfirma Daten von 533 Millionen Facebook-Nutzern im Netz entdeckt hat. Darunter Telefonnummern, E-Mail-Adressen und weiteres Aufschlußreiches von Nutzern aus 106 Ländern. Auch wenn einige Informationen inzwischen veraltet sein dürften, enthält ein Datensatz dieser Größe dennoch genug aktuelles Material, um massenhaftes Phishing zu einer realen Gefahr werden zu lassen.

Offenbar wurden diese Daten durch den Mißbrauch einer Funktion zur Freundessuche abgegriffen. Die Telefonnummern waren nicht offen sichtbar, konnten jedoch im Jahr 2019 über automatisierte Anfragen -- sogenanntes "Scraping" -- in großem Stil abgerufen werden. Das verstieß gegen die Facebook-Regeln, war aber technisch möglich, bis das Online-Netzwerk die Funktion schließlich abschaltete. Sind solche Daten erst einmal im Umlauf, kann ihre Verbreitung im Netz kaum noch gestoppt werden. Nutzer können hier prüfen, ob sie betroffen sind.

Nach einem Jahrzehnt der Unsicherheit, kann Google nun aufatmen: In letzter Instanz hat das US-Verfassungsgericht eine milliardenschwere Klage von Oracle abgeweisen. Der Softwarekonzern hatte Google wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen beim Smartphone-System Android 2010 verklagt. In unterer Instanz hatte Oracle damit bereits Recht bekommen. Für Google und den Mutterkonzern Alphabet ist dieser juristische Sieg ein großartiges Ostergeschenk. Oracle hatte rund neun Milliarden US-Dollar an Entschädigungszahlungen gefordert.

Als ein eher faules Ei dürfte sich die Entscheidung eines russischen Gerichtes gegen Twitter entpuppen. Ein Verwaltungsgericht in Moskau verurteilte den Kurznachrichtendienst zu einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro, da er Aufrufe zu ungenehmigten Demonstrationen nicht gelöscht habe. Die Vorwürfe stehen im Zusammenhang mit Protesten gegen die Verhaftung des Oppositonspolitikers Alexej Nawalny, für den im Januar Zehntausende Russinnen und Russen auf die Straße gegangen waren. In Russland haben Nawalnys Unterstützer Twitter bislang intensiv genutzt. Oppositionelle sehen in dem Vorstoß der kremlnahen Behörde vor allem einen Versuch der Einschüchterung und Unterdrückung abweichender politischer Meinungen.

US-Präsident Biden steht unter Druck, weil der Impfstoffanbieter Johnson & Johnson seine Lieferzusagen in den USA voraussichtlich nicht einhalten kann. Die britische Impfkampagne droht angesichts eines neuen indischen Ausfuhrstopps ins Stolpern zu geraten. Und Europas Regierungen reagieren mit strengeren Ausfuhrkontrollen, um die knappen Corona-Impfstoffe in der Union zu halten. In diesem Zusammenhang ist auch Streit über den Umgang mit Patenten bei der Welthandelsorganisation (WHO) ausgebrochen.

Seit dem vergangenen Jahr streiten gemeinsam mit Südafrika 60 Länder um die Ausnahmeregelung für alle Covid-19-essenziellen Intellectual-Property-Ansprüche (IP). Die Aussetzung soll die Produktion von Impfstoffen in möglichst vielen geeigneten Produktionsstätten weltweit erlauben. Doch Europa, die USA und eine kleine Gruppe weiterer Länder blockieren in Genf selbst offizielle Verhandlungen über einen möglichen Text, obwohl die Zahl der mehr oder weniger prominenten Unterstützer der Aussetzung wächst. Zu diesen gehört auch der ehemalige demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders. Und Präsident Biden zeigt zumindest Problembewusstsein.

Kein Aprilscherz, sondern ein Versprechen ist die Mitteilung vom 01.04. aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Es will Personalausweis, Führerschein und andere oft im Umgang mit Behörden benötigte Dokumente zeitnah sowie sicher auf das Smartphone bringen. Es fördert daher mit gut 50 Millionen Euro bis zu vier große IT-Projekte im Innovationswettbewerb "Schaufenster Sichere Digitale Identitäten".

Den Startschuss für die Förderung der ersten Initiative gab das Wirtschaftsressort mit einem Bescheid für IDunion in Höhe von 15,6 Millionen Euro. Mit der Firma Main Incubator leitet dieses Projekt, das eine einfach nutzbare Lösung zur elektronischen Identifizierung (eID) entwickelt will, die Forschungs- und Entwicklungseinheit der Commerzbank. Zu den 25 Partnern gehören etwa der Berliner Senat und die TU Berlin, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, die Bundesdruckerei, D-Trust, die ING-Bank, das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium, Bosch, Siemens und die Stadt Köln.

Und damit der Polizei bei der Ausweiskontrolle nicht Nachwuchs ausgeht, setzt diese beim Personalrecruiting verstärkt auf kumpelhafte Ansprache. So warb die hessische Polizei im vergangenen Jahr auf Instagram für den Nachwuchs. Die ebenfalls in den sozialen Netzwerken aktive Berliner Polizei setzt auf Sprüche wie diese: "1A Ausbildung und trotzdem auf der Straße landen." Auch die Polizei in NRW sucht den Kontakt zu jungen Menschen in sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube und TikTok, die man als „Hauptzugang“ zu potenziellen Bewerbern identifiziert hat.

Derweil hat der NASA-Rover Perseverance seinen kleinen Helikopter Ingenuity abgesetzt und sich von dem Gerät entfernt. Das zeigen die ersten Bilder, die der Rover von dem nun ganz einsamen Fluggerät gemacht hat. Für den Helikopter beginnt damit die letzte Phase der Vorbereitungen vor dem historischen ersten Flug über den Roten Planeten. Der weitgehend auf sich selbst gestellte Hubschrauber muss als Erstes die Nacht überstehen, in der die Temperaturen auf bis zu -90 Grad Celsius fallen können. Danach wird er seine Akkus selbstständig wieder aufladen.

Auch wichtig:

Nachdem die Smartphone-Sparte von LG jahrelang Verluste geschrieben hat, zieht das Unternehmen die Reißleine und stellt die Sparte ein. Die Konkurrenz sei sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu mächtig. Der südkoreanische Elektronikhersteller will sich stattdessen auf andere Geschäftsbereiche konzentrieren und nannte unter anderem die Felder Fahrzeugelektronik, Smart Home, Robotik, künstliche Intelligenz und B2B-Plattformen. So will LG weiterhin an der Entwicklung von Mobilfunkstandards wie 6G arbeiten.Für die Beschäftigten in Produktionsstätten wie im brasilianischen Taubaté ist das eine schlechte Nachricht. Viele müssen mit einer Kündigung rechnen.

Für die Weltwirtschaft scheint es indes gute Nachrichten zu geben, das weltweite Wachstum könne stärker ausfallen als befürchtet. In dieser ersten Woche des neuen Quartals werden viele positive Unternehmenszahlen erwartet. Die US-Börse startete nach Osterm schon mit deutlichen Gewinnen. Und der Internationale Währungsfonds (IWF) wird am Dienstag seine neue globale Konjunkturprognose vorstellen. Der Fonds rechnet in diesem Jahr offenbar trotz der Pandemie mit einem stärkeren Wachstum als noch zuletzt angenommen.

Und wir hoffen auf mehr positive Nachrichten!

(tol)