Google migriert Finanzsoftware von Oracle zu SAP

Nach dem Sieg im Urheberrechtsstreit mit Oracle wendet sich Google auch von dessen Finanzsoftware ab

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Oracke-Mitgründer Larry Ellison

Nach der Niederlage vor Gericht verliert Oracle-Mitgründer Ellison jetzt Google auch als Kunden

(Bild: By Oracle PR Hartmann Studios)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Die Google-Muttergesellschaft Alphabet verlagert ihre internen Finanzoperationen von Oracle zu SAP-Software. Nach der Niederlage von dem Obersten US-Gerichtshof dürfte diese Nachricht am selben Tag einen weiteren Tiefschlag für den Finanzsoftware-Spezialisten darstellen. Denn er konkurriert mit Google auch an anderen Fronten. Sowohl Google Cloud als auch Oracle versuchen, ihren jeweiligen Anteil am Cloud-Computing-Markt zu vergrößern, indem sie Unternehmenskunden ansprechen – insbesondere solche, die hybride und Multi-Cloud-Services benötigen.

Wie der US-Nachrichtensender CNBC berichtet, weigerte sich Oracle jahrelang, seine Datenbanksoftware für die Google Cloud zu zertifizieren, was Googles Angebot für Kunden, die Oracle-Datenbanken in der Cloud hosten wollten, erschwerte.

Mit Google als Großkunden verliert Oracle einen jener Techriesen, der für die Unternehmensstrategie besonders wichtig war. Oracle-Mitbegründer und CTO Larry Ellison hatte zuletzt stolz darauf hingewiesen, dass besonders große Unternehmen vom deutschen Konkurrenten SAP zu Oracle-Cloud-Anwendungen gewechselt waren. Während Oracles Telefonkonferenz zum dritten Quartal zählte Ellison Dutzende von Unternehmen und Behörden auf, die von SAP ERP zu Fusion ERP gewechselt haben.

Der Online-Gigant Google hatte zuvor am Ostermontag eine milliardenschwere Klage von Oracle wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen beim Smartphone-System Android vor dem Obersten US-Gerichtshof abgewehrt. Der Supreme Court entschied in Washington D.C., dass Google keine Rechtsverstöße begangen habe und überstimmte damit ein Urteil aus unterer Instanz.

Für Google und den Mutterkonzern Alphabet ist dies ein großer Sieg. Oracle hatte rund neun Milliarden Dollar an Entschädigungszahlungen gefordert. Google hatte für Android ungefähr 11.000 Zeilen Software-Code der Programmiersprache Java verwendet. Oracle, das Java 2010 mit der Übernahme von Sun Microsystems gekauft hatte, verklagte Google noch im selben Jahr. Der zuständige Richter hatte zunächst entschieden, dass die Java-Schnittstellen grundsätzlich nicht urheberrechtlich schützbar gewesen seien. In Berufungsverfahren wurde dieses Urteil jedoch gekippt. Google hatte im Januar 2020 den Obersten Gerichtshof angerufen.

(tol)