Vivaldi und Brave streichen Googles Cookie-Ersatz FLoC aus ihren Browsern

Die Browser Vivaldi und Brave werden Googles Tracking-Ersatz FLoC nicht unterstützen. Beide Anbieter kritisieren das Vorgehen scharf.

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(Bild: Shutterstock/Peshkova)

Lesezeit: 3 Min.

Während Google meint, FLoC schütze die Privatsphäre, stemmen sich andere Browser-Anbieter dagegen, weil sie meinen, es sei keinen Deut besser ist, als die bisherigen Cookies und Tracking-Methoden. Vivaldi und Brave haben angekündigt, dass keine Kohortenbildung, wie Federated Learning of Cohorts (FLoC) es vorsieht, bei ihnen stattfindet.

Beide Browser basieren auf Googles Chromium, entsprechend bringt der Unterbau zunächst FLoC mit und muss entfernt werden. Brave schreibt in einem Blobeitrag, dass dies bereits in der Nightly-Version für Desktop und Android geschehen sei. Zudem seien die Privatsphäre-berührenden Aspekte der Methode nie in einer stabilen Version aktiv gewesen. Die gesamte Implementierung wird mit der kommenden Version komplett entfernt sein. FLoC funktioniert auch nicht auf der Webseite von Brave, dies lässt sich leicht vom Betreiber verhindern – damit möchte Brave Menschen schützen, die nach Alternativen zu Chrome suchen. Denn: FLoC läuft bereits testweise bei einigen Versuchspersonen, die darüber allerdings nicht informiert wurden.

Brave findet es laut Blogbeitrag "enttäuschend" zu sehen, dass Google statt sich den neuen Gegebenheiten mit der DSGVO und dem kalifornischen CCPA anzupassen und ein wirklich Nutzer-freundliches Web aufzubauen, ein Internet beibehalten will mit einem Werbesystem wie sie es bisher kennen und sehen. "Tiefere Veränderungen indem, wie Inhalte-Ersteller ihre Rechnungen durch Anzeigen bezahlen sind nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig." Die Werbebranche habe dem Internet nachhaltig geschadet.

Warum FLoC, also die Einteilung von Nutzerinnen und Nutzern in Interessensgruppen, die für quasi Jedermann sichtbar sind, keine gute Idee ist, erklärt Brave unter anderem so: "Eine Mutter mag es nicht als besonders privaten Bereich ihres Lebens sehen, dass sie nach Damenbekleidung im Internet sucht – aber der Vater von Jemandem könnte das so sehen (oder auch nicht! Aber es ist nicht Googles Recht, darüber zu entscheiden)".

Vivaldi beginnt seine Erklärung mit dem Satz: "Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen (Old habits die hard)." FLoC sei böse. Der Ersatz für Drittanbieter-Cookies gefährde die Privatsphäre im Internet. Im Blogbeitrag steht dann auch: Vivaldi basiere zwar auf Chromium. Die Wahrheit sei aber, dass die Engine zum Rendern von Seiten genutzt wird, damit die Gemeinsamkeiten schon aufhörten.

"Wir erlauben keine Form von Tracking oder Profilbildung." FLoC ist in Vivaldi nicht aktiviert. Der Browseranbieter sieht in dieser Art von Tracking-Methode sogar eine noch größere Gefahr als in Cookies. Die im Browser erstellte FLoC-ID, die Werbetreibenden verfügbar gemacht wird, kann Informationen zu sensiblen Themen preisgeben: Zur Sexualität, politischen Ansichten oder der Religion. Es ist noch nicht ausreichend klar, wie und ob Google solche Zuordnungen verhindern kann. Bisher ist geplant, bei heiklen Themen eine "leere Kohorte" zu erstellen – auch das kann aussagekräftig genug sein, um mit anderen Daten zusammen ein klares Bild zu zeigen.

"Die Wahrheit ist, es gab schon Werbung bevor es Tracking gab. Die war typischerweise in Kontext-bezogen; Man hat eine Seite besucht, auf der Autos verkauft wurden, also gab es Anzeigen zum Thema Autos."

(emw)