Gewerkschaft beschwert sich über Mitarbeiter-Abstimmung bei Amazon

Am Amazon-Standort Bessemer hatten sich die Mitarbeiter gegen eine gewerkschaftliche Vertretung ausgesprochen. Die Gewerkschaft sieht die Wahl als ungültig an.

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Gewerkschafter treten für die Gewerkschaft ein.

(Bild: labornotes.org / Luis Feliz Leon)

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Die Abstimmung über die erste gewerkschaftliche Vertretung an einem US-amerikanischen Amazon-Standort hat wie erwartet ein Nachspiel. Der Online-Einzelhändler habe das Recht der Mitarbeiter in Bessemer im US-Bundesstaat Alabama auf eine freie und faire Wahl beeinträchtigt, schreibt die Gewerkschaft Retail, Wholesale and Department Store Union (RWDSU). Sie habe sich deshalb bei der Arbeitnehmerschutz-Behörde National Labor Relations Board (NLRB) beschwert.

Vor gut einer Woche hatte sich die Mehrheit der Mitarbeiter in Bessemer gegen eine Mitarbeitervertretung ausgesprochen. Da hatte die RWDSU bereits Amazon beschuldigt, "illegal" Einfluss auf die Abstimmung genommen zu haben und energischen Widerstand angekündigt.

In ihrer Beschwerde führt die RWDSU nun 23 Einwände auf, aus denen heraus die Wahl für ungültig erklärt werden solle. Amazon habe durch sein Verhalten insgesamt eine Atmosphäre der Verwirrung, des Zwangs und der Angst vor Repressalien geschaffen und damit die Wahlfreiheit der Arbeitnehmer beeinträchtigt.

Die Einwände betreffen den von Amazon gewählten Ort für die Wahlurne, die auch dadurch, dass auf sie Sicherheitskameras gerichtet waren, den Eindruck erweckt habe, die Wahl werde kontrolliert. Amazon habe Mitarbeiter, die die Gewerkschaft unterstützen, aus obligatorischen Schulungsveranstaltungen entfernt.

In E-Mails an seine Mitarbeiter habe Amazon zudem rechtswidrig auf mögliche Umsatzeinbußen hingewiesen, falls sie für eine Mitarbeitervertretung stimmen würden, daraus würden sich auch Entlassungen ergeben, heißt es weiter in dem Beschwerdeschreiben. Auch sei den Mitarbeitern damit gedroht worden, dass sie Gehalt und Rentenleistungen einbüßen könnten.

RWDSU-Präsident Stuart Appelbaum spricht davon, Amazon habe mit seinen Mitarbeitern "gaslighting" betrieben und dabei an Lügen, Täuschungen und illegalen Aktivitäten nichts unversucht gelassen. Mitarbeiter sollten Vorträge besuchen, die voller Unwahrheiten waren, Amazon habe das Internet, den Rundfunk und die sozialen Medien mit Anzeigen mit Fehlinformationen geflutet. "Das Verhalten von Amazon war verabscheuungswürdig", schließt Appelbaum.

(anw)