Umfrage: Digitaler Impfnachweis macht Corona-Warn-App attraktiver

Die Integration des geplanten digitalen EU-Impfnachweises in die Corona-Warn-App könnte dieser einige Millionen mehr Nutzer bescheren, hat eine Umfrage ergeben.

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Person mit Reisepass und digitalem Impfnachweis in einer Smartphone-App wartet auf dem Flughafen.

(Bild: Shutterstock.com/ronstik)

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20 Prozent der Bundesbürger, die der Corona-Warn-App (CWA) der Bundesregierung bisher skeptisch gegenüberstehen und die sie so noch nicht auf ihren Smartphones installiert haben, würden die Anwendung bei einer zusätzlichen Möglichkeit des Nachweises einer Impfung gegen Covid-19 künftig einsetzen. Dies hat eine repräsentative Umfrage unter 1004 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren ergeben, die der IT-Verband Bitkom über seinen eigenen Marktforschungsarm im Januar durchführen ließ.

Anfang des Jahres waren die Pläne für ein digitales Impftestat noch recht vage. Seit einem Monat treibt die EU eine gemeinsame Lösung mit Nachdruck voran. Vorige Woche verständigten sich Vertreter aus dem E-Health-Netzwerk der Mitgliedsstaaten bereits auf die technischen Spezifikationen für das von der EU-Kommission im März vorgeschlagene "digitale grüne Zertifikat". Die Lösung soll auch als Nachweis für ein negatives Testergebnis oder eine überstandene Covid-19-Erkrankung dienen. Das EU-Parlament wird Mitte der Woche seine Verhandlungsposition über den entsprechenden Verordnungsentwurf abstecken.

Die Technik soll von Juni an verfügbar sein. Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, das EU-weit standardisierte System auf nationaler Ebene einzurichten. Das Bundesgesundheitsministerium erklärte bereits, dass der digitale Nachweis als Modul in die CWA integriert werden soll. Ein Konsortium der Firmen IBM, Ubirch, Govdigital und Bechtle hat den Zuschlag für die Umsetzung der rund drei Millionen Euro teuren Lösung erhalten.

Der Schritt könnte der Warn-App, die vorrangig Nutzer über das Risiko von Kontakten mit Corona-Infizierten informieren soll, laut der Umfrage mehrere Millionen neue Anwender bescheren. Laut den aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts zur CWA vom Freitag haben diese 27,2 Millionen User zumindest heruntergeladen und über 12,9 Millionen Testergebnisse geteilt. Davon waren 401.781 positiv. 56 Millionen Bundesbürger haben demnach bislang keinen Download der App vorgenommen. 20 Prozent davon ergäben ein zusätzlich bereitwilliges Nutzerpotenzial von 11,2 Millionen Einwohnern, von dem unter anderem Kinder und Personen ohne Smartphone abgezogen werden müssten.

"Die Corona-Warn-App kann mit Updates noch viel attraktiver gemacht werden", ist sich Bitkom-Präsident Achim Berg daher sicher. "Dazu zählen neben dem geplanten digitalen Impfzertifikat auch die neue Check-in-Funktion und die Möglichkeit zum Abruf des eigenen Testergebnisses."

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Ein digitaler Impfnachweis dürfte laut dem Verband zusätzlich zum gelben WHO-Impfpass aus Papier insgesamt vielen Menschen entgegenkommen, wie eine zweite repräsentative Befragung unter 1003 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren im Februar ergeben habe. 51 Prozent der Teilnehmer wussten demnach spontan nicht, so sich ihr entsprechendes Dokument befindet. 48 Prozent fiel dagegen sofort ein, wo es liegt. Rund ein Viertel (23 Prozent) hat nach eigenem Bekunden auch schon einmal einen Impfpass verloren – mehr als die Hälfte aus dieser Gruppe sogar häufiger.

Berg sieht in den Ergebnissen einen Grund, wieso ein digitales Impfzertifikat "schnellstmöglich" nötig sei. Ihr Smartphone hätten die Menschen meist zur Hand, ihren analogen Impfpass müssten sie dagegen oft erst suchen. Parallel zum geplanten grünen Zertifikat müsse "die Einführung des digitalen Impfpasses für alle Schutzimpfungen im Rahmen der elektronischen Patientenakte weiter vorangetrieben werden". Rund zwei Drittel der Menschen in Deutschland (64 Prozent) würden einen solchen digitalen Impfausweis nutzen, der Anfang 2022 auf freiwilliger Basis den aus Papier ersetzen solle.

Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) haben bislang über 150.000 Nutzer haben seit dem Start der Impfkampagne hierzulande den Behörden über die Smartphone-App Safevac 2.0 gemeldet, wie gut sie die Impfung vertragen haben. Dies entspreche rund 1,5 Prozent der bisher geimpften Personen. "Diese Daten tragen dazu bei, dass die Verträglichkeit der Impfung über die klinischen Prüfungen vor der Zulassung hinaus in der breiten Anwendung noch besser beurteilt werden kann", unterstrich das PEI. Die Informationen würden verschlüsselt auf dem Mobiltelefon gespeichert und dem Institut mit einer Zufallsnummer übermittelt.

(tiw)