Verleger: Schub bei digitalen Bezahlangeboten

Licht und Schatten brachte das Corona-Jahr für die Zeitschriftenverleger. Manche Effekte könnten langfristig bleiben.

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(Bild: Photo Kozyr/Shutterstock.com)

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  • dpa

Zeitschriftenverleger haben im Corona-Jahr 2020 einen starken Schub bei digitalen Bezahlangeboten verzeichnet – die Negativ-Effekte der Pandemie haben den Branchenumsatz insgesamt aber gedrückt. Die Gesamterlöse gingen von 20,2 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 18,8 Milliarden Euro zurück, wie der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) am Dienstag in Berlin mitteilte. Vor allem das ausgebliebene Konferenzgeschäft (minus 77 Prozent) und Rückgänge im Anzeigenmarkt führten demnach zu diesem Ergebnis.

Im Bereich Bezahlangebote im Digitalen gab es hingegen eine viel stärkere Nachfrage als im Vorjahr: Die E-Paper-Auflage der Publikumstitel stieg den Angaben zufolge um fast 6 Millionen auf 37,3 Millionen Ausgaben. Die Visits auf den Webseiten kletterten um fast 4 Milliarden auf 21 Milliarden. Der Paid-Content-Umsatz mit E-Papern und Bezahlschranken-Modellen ging um 44 Prozent auf rund 200 Millionen Euro nach oben.

VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer gab einen Ausblick: Für das Jahr 2022 prognostiziere man eine Entwicklung von bis zu 300 Millionen Euro Paid-Content-Erlösen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Schub im Corona-Jahr 2020 bei Digital-Angeboten einen langfristigen Effekt bringen werde.

An die Politik gerichtet, betonte Scherzer: "Um die Erfolge in der Transformation nicht zu gefährden, fordern wir von der Politik ein Belastungsmoratorium für die gedruckte und digitale Presse." VDZ-Präsident Rudolf Thiemann nutzte seine Rede, um den Blick auf große Internetplattformen zu lenken. Er forderte Nachschärfungen bei den derzeitigen EU-Plänen zur Einhegung des Machteinflusses der Plattformen.

Auch VDZ-Vorstand Philipp Welte betonte: Corona habe den strukturellen Wandel in den Märkten beschleunigt und die "Monopolbildung im Werbemarkt" verstärkt: "Fast ein Drittel der gesamten Werbeausgaben in Deutschland fließt inzwischen zu Google, Facebook und Amazon. Umso wichtiger ist es deshalb geworden, den Verlagen angemessene politische Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu schaffen: Wer eine freie Presse will, darf ihre wirtschaftlichen Grundlagen nicht verschlechtern."

Unterdessen wurde bekannt, dass der Bund seine Pläne für eine Millionenförderung von Presseverlagen bei der digitalen Transformation gestoppt hat. Verlegerverbände, darunter der VDZ, kritisierten den Schritt.

(mho)