Kommentar: Keine Wetter-App weiß, wie das Wetter wird

Statistisch gesehen mögen Wettervorhersagen immer genauer werden, in Einzelfällen liegen sie aber nach wie vor weit daneben. So wie letzte Woche.

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(Bild: Wim van 't Einde / Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.

Ich bin ja immer wieder beeindruckt, wenn mir jemand am Montag, nach einem Blick auf die Wetter-App, erzählt: „Lass uns am Samstag eine Radtour machen, dann ist schönes Wetter.“

Liebe Leute: Ihr wisst es nicht. Niemand weiß es. Und Eure Wetter-App schon gleich gar nicht. Generell heißt es ja oft, zumindest über drei Tage hinweg seien die Vorhersagen mittlerweile recht zuverlässig. „Die 24-Stunden-Vorhersage erreicht eine Eintreffgenauigkeit von gut 90 %. Die Treffsicherheit für die kommenden 3 Tage beträgt etwas mehr als 75 %“, schreibt etwa die Wikipedia. „Die Zuverlässigkeit schwankt jedoch sehr stark in Abhängigkeit von der Wetterlage. So ist es bei einer stabilen Winterhochdrucklage manchmal problemlos möglich, eine Woche mit 90 % Sicherheit zu prognostizieren. Dagegen liegt die Prognosegüte bei einer instabilen Gewitterlage im Sommer oft deutlich unter 70 % für 24 Stunden.“

Doch selbst diese Zahl scheint mir noch ziemlich optimistisch. Am Samstag, dem 24. April etwa, sagte die Wetteronline-App noch am Vormittag drei Stunden Sonne für den ganzen Tag voraus. Am Ende waren es dann neun Stunden. Die Prognose eines nicht ganz unwichtigen Parameters lag also innerhalb eines einzigen Tages um den Faktor drei daneben.

Ein Kommentar von Gregor Honsel

Gregor Honsel ist seit 2006 TR-Redakteur. Er glaubt, dass viele komplexe Probleme einfache, leichtverständliche, aber falsche Lösungen haben.

Das war keine rein anekdotische Beobachtung, sondern es ging die ganze Woche so: An jedem einzelnen Tag wurde die Wolkenbildung am Nachmittag systematisch überschätzt. Am Vorabend oder zum Teil sogar noch am Morgen waren durchgehend acht Achtel Bedeckung angesagt, am Nachmittag war es dann trotzdem heiter.

Nicht einmal über einen Zeitraum von wenigen Stunden stimmte die Prognose. Zumindest in dieser Woche lag die Genauigkeit über 24 Stunden bei Bewölkung und Temperatur deutlich näher bei null Prozent als bei 70. Andere Wetterdienste waren tendenziell auch nicht besser.

Mag ja sein, dass diese spezielle April-Wetterlage schwierig vorherzusagen war, und dass durch den geringen Flugverkehr wichtige Daten fehlen. Und dass zu pessimistische Vorhersagen wenigstens Raum für angenehme Überraschungen lassen. Und dass über einen sehr langen Zeitraum die Vorhersagen im statistischen Mittel einigermaßen passen. Im Einzelfall passen sie eben oft nicht.

(grh)