iMessage für Android bei Apple intern geplant – aber abgeschmettert

Apples Dienstechef wollte den iPhone-Messenger 2013 auf Android-Geräte bringen – aus Angst vor einer WhatsApp-Übernahme. Andere Top-Manager waren dagegen.

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2013 war noch Google als WhatsApp-Käufer im Gespräch. Später schlug dann Facebook zu.

(Bild: BigTunaOnline/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple bringt weitere Interna ans Licht: Apples Dienstechef Eddy Cue wollte firmeninternen E-Mails zufolge iMessage schon im Jahr 2013 auf Android bringen – und zwar mit Hochdruck. Man habe "die beste Messaging-App" und sollte sie dringend zum "Branchenstandard" machen, schrieb Cue an andere Top-Manager. Ein paar Mittarbeiter seien schon damit befasst, es müsse aber ein offizielles Projekt werden.

Der Manager fürchtete offenbar eine Übernahme von WhatsApp durch Google, die damals gerade im Gespräch war. "Wollen wir wirklich eine der wichtigsten Mobil-Apps an Google verlieren?", fragte Cue in der Mail.

Apples Software-Chef Craig Federighi bemängelte, dass eine Strategie fehle, um iMessage zum Haupt-Messenger zu machen. Warum sollte jemand von WhatsApp zu iMessage wechseln, der kaum "iOS-Freunde" habe, so Federighi in seiner Antwort an Cue. iMessage sei "nett", aber man brauche mehr als eine "marginal bessere App", um User zum Wechsel ihres sozialen Netzwerks zu verleiten. Da es keine klare Strategie gebe, sei er besorgt, der Schritt würde nur "ein Hindernis für iPhone-Familien entfernen, ihren Kindern Android-Geräte zu geben", so Federighi.

Bei einer Anhörung durch Epic-Anwälte (Epic vs. Apple, Aktenzeichen 4:20-cv-05640, United States District Court Northern District of California Oakland Division) betonte Cue nun, er glaube nicht, dass das Fehlen von iMessage auf Android eine Hürde für Familien darstelle, ihren Kindern ein Android-Gerät zu geben.

Neben Federighi sprach sie den Gerichtsdokumenten zufolge auch Apples ehemaliger Marketing-Chef Phil Schiller und "mehrere andere Individuen" gegen iMessage für Android aus. Wer die Entscheidung letztlich traf, bleibt unklar – iMessage gibt es bis heute ausschließlich auf Apple-Geräten. Das gleiche gilt für Apples VoIP-Dienst FaceTime, bei dessen Einführung Steve Jobs noch versprach, ihn zu einem "offenen Branchenstandard" zu machen – und mit dieser Ankündigung damals offenbar das eigene Team überraschte.

Teile der Apple-internen Diskussionen rund um iMessage für Android waren im Vorfeld schon bekannt geworden, nun lässt sich auch ein Großteil der Anhörung des Top-Managers nachlesen – Segmente bleiben allerdings geschwärzt.

Zu den nun veröffentlichten Anhörungen gehört auch die Befragung von Apples ehemaligen iOS-Chef Scott Forstall: Dieser erläuterte nochmals, dass es intern hitzige Diskussionen gegeben habe, ob man ursprünglich überhaupt native Apps aufs iPhone lassen sollte – oder lieber nur Web-Apps. Ein SDK zur App-Entwicklung und den App Store führte Apple erst ein Jahr nach dem Verkaufsstart des iPhones ein. Man habe damals auch versucht, Adobe zu helfen, Flash auf iPhones zum Laufen zu bekommen, wird Forstall zitiert. Das sei gelungen, aber die Leistung wäre einfach nur "miserabel und beschämend" gewesen – entsprechend gab es nie Support für Flash auf iOS-Geräten.

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(lbe)