E-Rezept verzögert sich

Die zum 1. Juli geplante Einführung des E-Rezeptes wird auf den 1. Januar 2022 verschoben.

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So soll das E-Rezept funktionieren: Das Rezept gibt es in der Praxis als QR-Code, das Rezept wird einer Apotheke zugewiesen und diese löst das Rezept ein.

(Bild: Gematik)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Der für den 1. Juli geplante Start des E-Rezeptes, der mit einer bundesweiten Testphase verbunden ist, wird um sechs Monate verschoben. Das hat die Projektgesellschaft Gematik bekannt gegeben. Stattdessen soll ein Test mit ausgewählten Ärzten und Apotheken in der "Fokusregion" Berlin-Brandenburg die Alltagstauglichkeit des E-Rezeptes prüfen. Die Erkenntnisse aus dem Feldtest sollen "kontinuierlich" in die bundesweite Einführungsphase des E-Rezeptes einfließen, die für das 4. Quartal 2021 geplant ist. Das E-Rezept soll dann ab 1. Januar 2022 ausgegeben werden

Für die Gematik liegt das elektronische Rezept im Plan. "Die E-Rezept-App der Gematik wird ohne Verzögerung zum 1.7. verfügbar sein," schreibt die Projektgesellschaft. Besonders die Apotheken sollen zu diesem Zeitpunkt "in großen Teilen" schon die Software für das E-Rezept installiert haben. Im Umkehrschluss heißt es, dass viele Arztpraxen bis zum 1. Juli ihre Praxisverwaltungssoftware (PVS) nicht umgestellt haben, weil die nötigen Komponenten fehlen. "Im Verlaufe von Q3/Q4 wird es eine zügige Verbreitung der notwendigen Praxissoftware geben", glaubt die Gematik.

Die Einführung des E-Rezeptes wurde mit dem Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) festgelegt, mit dem etliche Neuerungen kommen. Die Pläne sind ehrgeizig getaktet. Besonders das E-Rezept sollte möglichst schnell zur Jahresmitte kommen und am 1. Januar 2022 das Papierrezept ablösen: Ab diesem Zeitpunkt sollten Fertigarzneimittel "ausschließlich elektronisch" verordnet werden.

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Die Gründe für die Verzögerung des Projektes sind vielfältig. Zum einen hinkt die Softwareentwicklung bei den PVS-Systemen dem Zeitplan hinterher. In die PVS-Systeme muss eine Technik integriert werden, die es Ärzten gestattet, per Komfort- oder Stapelsignatur eine größere Anzahl von Rezepten elektronisch zu unterschreiben. Zum anderen ist der Verzeichnisdienst (VZD) sehr problematisch, auf dem alle Ärzte, Apotheken und Versicherte zugreifen sollen. Letztere sollen, wenn sie ihr E-Rezept als QR-Code in der Arztpraxis erhalten haben, per "Komfortsuche" die Apotheke auswählen können, in der das Rezept eingelöst wird. Schließlich könnte die Bundestagswahl eine Rolle spielen, weil Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinem Prestigeprojekt möglichst gut dastehen will.

Für Gematik-CEO Markus Leyck Dieken muss die Einführung des E-Rezeptes für 73 Millionen gesetzlich Krankenversicherte "sorgfältig und mit Maß angegangen werden." Das E-Rezept sei keine App, sondern ein Projekt "once in a lifetime", das einen grundlegenden Strukturwandel im Gesundheitswesen auslöse.

(anw)