AirTags: Kritik an unzulänglichem Tracking-Schutz nicht nur unter Android

AirTags orten auch Personen. Opfer häuslicher Gewalt seien trotz Apples Schutzmechanismen gefährdet, warnt eine Organisation.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Ein großer Verbund von Organisationen gegen häusliche Gewalt hält Apples AirTags-Schutzfunktionen gegen heimliches Tracking für unzureichend: Die in Apples neuen Objekt-Tracker integrierten Funktionen würden auf die Verhinderung von Stalking durch Fremde abzielen, könnten Opfer häuslicher Gewalt jedoch in Gefahr bringen, wie die Non-Profit-Organisation "National Network to End Domestic Violence" (NNEDV) gegenüber Fast Company erläuterte. Wenn jemand aus einer missbräuchlichen Beziehung fliehen wolle, komme es oft zu Überwachungsversuchen und Übergriffen.

Zum Schutz vor ungewollter Überwachung machen AirTags auf sich aufmerksam, sobald sie längere Zeit nicht mit dem bei der Ersteinrichtung verknüpften iPhone in Kontakt waren. Andere iPhones sollen zudem einen Warnhinweis über unbekannte mitgeführte AirTags anzeigen, sobald sie zu Hause (an der im Adressbuch für Besitzer oder Besitzerin hinterlegten Adresse) oder an einem oft besuchten Ort (vom iPhone automatisch erfasste "wichtige Orte") ankommen. Das soll zumindest bei Besitz eines iPhones das Stalking durch Unbekannte erschweren.

Diesen Schutz gibt es allerdings nicht für Android-Nutzer:innen, wie Fast Company erläutert: In einem solchen Fall machen die unbewusst mitgeführten AirTags nach aktuellem Stand frühestens nach drei Tagen auf sich aufmerksam. Begegnen sich Opfer und Täter regelmäßig in den eigenen vier Wänden, wird der Timer zudem jedesmal zurückgesetzt. Dann sei sogar ein heimliches Tracking ohne Warnton über längere Zeit denkbar. Apple müsse für dieses heimische Bedrohungsszenario auch noch Schutzfunktionen einplanen, heißt es beim NNEDV.

Man nehme die Sicherheit der Kunden sehr ernst, betonte Apple in einer Stellungnahme gegenüber dem Magazin. Die AirTags-Funktionen gegen ungewolltes Tracking seien "schlau und anpassbar". So ist Apple offenbar in der Lage, den Zeitraum nachzujustieren, nach dem die AirTags auf sich aufmerksam machen – er könnte in Zukunft also auch kürzer (oder länger) als drei Tage werden. Weitere Details zu den Schutzmechanismen wollte Apple unter Verweis auf Sicherheitsbedenken nicht nennen, so bleibt etwa auch unklar, wie schnell iPhone-Nutzer:innen gewarnt werden, wenn sie einen unbekannten AirTag im Gepäck haben.

AirTags sind in Apples "Wo ist"-Netzwerk eingebunden, das nach Angabe des Herstellers inzwischen knapp 1 Milliarde Geräte zählt: iPhones & Co horchen standardmäßig auf Bluetooth-Signale in der Umgebung. Wird ein AirTag von einem fremden iPhone bemerkt, übermittelt letzteres seinen Standort an Apples Server. Der Besitzer des AirTag kann den Ort dann über die "Wo ist"-App abrufen. Ein Public-Key-Verschlüsselungsverfahren soll gewährleisten, dass Dritte – Apple eingeschlossen – keinen Einblick in die Standortdaten erhalten.

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(lbe)