Laut Intel-Chef wird der Chipmangel noch Jahre anhalten

Pat Gelsinger will Teile seiner Chipproduktion auf Autos umstellen und weniger in Aktienrückkäufe investieren. TSMC sieht Erholung bei Autochips etwas früher.

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Mitarbeiter der Fertigung hält Mikrochip

(Bild: Maksim Shmeljov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Nach Angaben von Pat Gelsinger, dem neuen Chief Executive Officer von Intel, wird der weltweite Halbleitermangel in vielen Branchen wahrscheinlich erst in einigen Jahren behoben sein. Ein Teil von Intels Chipproduktion soll für die Automobilindustrie umgerüstet werden, erklärte er im Interview mit dem US-Fernsehsender CBS. Außerdem wird Intel weniger in Aktienrückkäufe investieren.

Intel überarbeitet einige seiner Fabriken, um die Produktion zu steigern und den Chipmangel in der Autoindustrie zu beheben. Das erklärte Gelsinger in dem am Sonntag Abend ausgestrahlten Interview. Es könne noch mindestens einige Monate dauern, bis die Belastung auf die Lieferketten überhaupt nachlasse, fügte er hinzu. "Es wird ein paar Jahre dauern, bis wir die steigende Nachfrage in allen Geschäftsbereichen aufholen können", sagte Gelsinger.

Die Nachfrage nach Halbleitern stieg im Jahr 2020, als Verbraucher und Unternehmen während der Pandemie neue Computer und elektronische Geräte benötigten. Aber unter anderem aufgrund heruntergefahrener Produktion war es schwierig, die gestiegene Nachfrage bewältigen. Unternehmen auf der ganzen Welt erwarten, dass die Lieferkette aufgrund logistischer Rückstände und der Chipknappheit für einen Großteil des Jahres 2021 weiterhin eingeschränkt sein wird.

Die globale Krise hat Halbleiterfirmen ins Rampenlicht und an die Spitze der politischen Agenden katapultiert. Im vergangenen Monat informierte die neue US-Regierung die im Halbleitermarkt involvierten Unternehmen, dass er überparteiliche Unterstützung für staatliche Mittel zur Behebung der Engpässe habe.

Gelsinger sagte, die Dominanz der USA in der Branche sei so stark geschrumpft, dass heute nur 12 Prozent der weltweiten Halbleiterherstellung in den Vereinigten Staaten erfolgt. Vor 25 Jahren waren es noch 37 Prozent. Intel sei der einzige Hersteller von High-End-Chips in den USA, sagte er gegenüber CBS.

"Und jeder, der sich die Lieferkette ansieht, sagt: Das ist ein Problem", meinte er. "Dies ist eine große, kritische Branche, und wir wollen mehr davon auf amerikanischem Boden – die Arbeitsplätze, die wir in Amerika wollen, die Kontrolle über unsere langfristige technologische Zukunft."

Auf die Frage, wie viel Intel im Vergleich seiner Investitionen in Forschung und Entwicklung zum Kauf eigener Aktien ausgegeben hat, erklärte Gelsinger, dass sein Unternehmen sich nicht annähernd so stark auf sein Aktienrückkaufprogramm konzentrieren werde wie bisher. Im ersten Quartal dieses Jahres, als Intel dank starker Notebook-Nachfrage seine eigenen Prognosen übertroffen hat, gab das Unternehmen laut Reuters 2,3 Milliarden US-Dollar für Aktienrückkäufe aus.

Die Versorgungsengpässe treffen eine breite Palette von Branchen, wobei Technologiefirmen und Autohersteller gleichermaßen Produktionskürzungen und Einnahmeverluste melden. Es hat die gesamte Autoindustrie gezwungen, die Produktion zu senken. Ford hat laut CBS angekündigt, dass der Chipmangel die Produktion in diesem Jahr wahrscheinlich um 1,1 Millionen Fahrzeuge reduzieren wird. Im März stoppte ein tschechisches Toyota-Werk die Produktion aufgrund des Chipmangels.

Mark Liu, Vorsitzender der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) erklärte in diesem Zusammenhang gegenüber CBS, sein Unternehmen habe versucht, so viele Chips wie möglich für Automobilunternehmen herauszuholen, nachdem es Ende letzten Jahres von Engpässen erfahren hatte. "Heute denken wir, dass wir zwei Monate voraus sind, um die Mindestanforderungen unserer Kunden bis Ende Juni zu erfüllen", sagte er.

Trotzdem könnten die Versorgungsengpässe erst Ende dieses Jahres oder Anfang 2022 behoben werden. "Es gibt eine Zeitverzögerung", sagte Liu. „Insbesondere bei Autochips ist die Lieferkette lang und komplex.“ Liu widersprach auch den Bedenken, dass US-Unternehmen zu sehr auf asiatische Lieferanten angewiesen sind. "Hier geht es nicht um Asien oder nicht Asien, da es unabhängig vom Produktionsstandort zu Lieferengpässen kommt", sagte er. "Weil es an Covid liegt."

(fds)