Epic-Games-CEO wirft Apple Monopolpraktiken vor

Das Verfahren in Oakland geht nun in die Gerichtssaal-Phase. Das Urteil könnte globale Folgen für die Vermarktung von Apps für das iPhone haben.

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Fortnite-Schriftzug auf Handyschirm

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torge Löding
Inhaltsverzeichnis

Im Verfahren Apple gegen Epic Games hat am Montag in Oakland (Epic Games v. Apple, Az. 20-cv-05640, U.S. District Court Northern California) die öffentliche Gerichtssaal-Verhandlung begonnen. "Apple hat mehr Gewinn aus dem Verkauf von Entwickler-Apps im App Store gemacht als die Entwickler", sagte Epic-CEO Tim Sweeney am Montag vor Gericht. Im August hat Apple Epics Spielehit Fortnite aus dem App-Store geworfen.

Mit seiner Aussagen hat Epic-GründerSweeney (50) die auf drei Wochen angesetzten Gerichtssaalphase des Gerichtsverfahrens eröffnet. Es geht um die Zukunft des Vertriebes von Apps auf mobilen Geräten. Am Ende könnte der viele Milliarden US-Dollar schwere Markt neu aufgestellt werden. Epic will, dass Apple gezwungen wird, auf dem iPhone auch App-Läden anderer Anbieter zuzulassen.

Apple warnt vor Risiken für Nutzer und bezichtigt Epic des Vertrags- und Rechtsbruchs. Die Aussagen Sweeneys wurden in der öffentlichen Verhandlung live per Audio im Internet übertragen. Prozessbeobachter berichten, dass der 50jährige Programmierer einen blauen Anzug anstelle seiner üblichen Kleidung aus Cargohose und T-Shirt trug.

Sweeney verbrachte als einziger Zeuge des Tages mehr als zwei Stunden im Zeugenstand und beantwortete Fragen einer Reihe Prozessbeteiligter, darunter Epic-Anwältin Katherine Forrest, Apple-Anwalt Richard Doren sowie U.S.-Bezirksrichterin Yvonne Gonzalez Rogers, die den Fall entscheiden wird. Die Streitparteien haben sich darauf geeinigt, auf die möglichen Geschworenen zu verzichten.

Sweeney sagte aus, sein Unternehmen – das jetzt mit fast 29 US-Milliarden Dollar bewertet wird – habe seit 2010 zu Apples App-Ökosystem beigetragen. Zunächst habe er das gerne getan, aber dann seien die Richtlinien des iPhone-Herstellers restriktiver geworden. Apple bestreitet das und stellt die Richtlinien als entscheidend für Lebensfähigkeit und Erfolg des App Stores dar.

Zusätzlich zu CEO Sweeney umfasst die Zeugenliste Epics weitere Führungskräfte des Unternehmens, ehemalige Apple-Mitarbeiter sowie Mitarbeiter anderer Unternehmen, darunter Microsoft. Apples Zeugenliste umfasst den CEO des Unternehmens der letzten zehn Jahre, Tim Cook, und andere Führungskräfte wie Phil Schiller, der eine Schlüsselrolle bei der Markteinführung von iPod, iPhone und iPad gespielt hat und derzeit den Titel eines Apple Fellow trägt.

Phil Schiller, der den App Store leitet und zuvor Apples Marketingchef war, fragte 2011 per E-Mail einen anderen Mitarbeiter ob "wir glauben, dass unser 70/30-Split für immer Bestand haben wird?" Die Frage bezieht sich auf den 30-prozentigen Anteil, den Apple von Entwicklern einnimmt für bezahlte App-Downloads, In-App-Käufe und Abonnements, die für Apps innerhalb des Stores gekauft werden. In der Mitteilung vom Juli 2011 schrieb Schiller weiter, er sei ein "überzeugter Befürworter" der Gebühr, glaube aber nicht, dass sie "für immer unverändert bleiben wird." Die Höhe des 30-Prozent-Anteils am Kaufpreis ist ein Kernpunkt der Auseinandersetzung.

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Schiller schlug damals vor, Apple sollte etwaige Änderungen an seiner Gebührenstruktur aus einer Position der Stärke heraus vornehmen. "Ein Gedanke", schrieb er, wäre es, die Gebühren anzupassen, sobald der App Store eine Milliarde Dollar Gewinn pro Jahr erreicht habe. Er schlug eine Gebühr von 25 Prozent oder 20 Prozent vor, wenn damit immer noch die Milliarde Dollar Jahresgewinn erzielt werden könne.

Kartellrechtsfälle wie dieser können für Kläger schwer zu gewinnen sein. Der Klagserfolg Epics könnte davon abhängen, wie das Gericht einen Markt im digitalen Zeitalter definiert. Epic argumentiert, Apple habe ein Monopol auf seinen App Store für iOS-Geräte. Apple hält dagegen, er sei nur einer von vielen Vertriebskanälen im dem größeren Markt für Videospiele und andere Software für elekronische Geräte aller Betriebssysteme.

Der Streit zwischen den beiden Unternehmen ist im August entbrannt, weil sich Epic nicht mehr an die seit mehr als einem Jahrzehnt geltende Vorgabe halten wollte, dass virtuelle Artikel in seinem populären Spiel "Fortnite" auf iPhones nur durch In-App-Käufe über Apples Abrechnungssystem angeboten werden dürfen. Epic würde stattdessen gern einen eigenen Laden auf dem iPhone betreiben und somit vermeiden, dass Apple stets 30 Prozent des Kaufpreises einbehält.

Nachdem der iPhone-Konzern Ausnahmen von den Geschäftsbedingungen abgelehnt hatte, bauten die Epic-Entwickler in der App die vertraglich verbotene Möglichkeit ein, digitale Artikel auch direkt bei Epic zu kaufen. Dafür wurde im August eine versteckte Funktion in der Anwendung aktiviert, die Epic an Apple vorbeigeschmuggelt hatte. Daraufhin schloss Apple Fortnite vom App-Store aus.

(tol)