Roboter Dick killt Unkraut mit Stromschlägen – und er ist nicht allein

Schädliches Unkraut ist ein Greuel – besonders für Landwirte. Roboter Dick terminiert es mit Strom, benötigt dafür aber intelligente Hilfe von Tom und Wilma.

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(Bild: Small Robot Company)

Lesezeit: 3 Min.

Die britische Small Robot Company (SRC) hat Ende April ihren ersten kommerziellen Roboter zum Entfernen von Unkraut auf agrarisch bewirtschafteten Flächen vorgestellt. Der Roboter Tom analysiert landwirtschaftliche genutzte Flächen auf Unkraut. Die sprichwörtliche Drecksarbeit übernimmt dann der noch im Prototypenstadium befindliche Roboter Dick. Mit Stromschlägen macht er den unerwünschten Schädlingspflanzen den Garaus. Was sich martialisch anhört, hat einen tieferen ökologischen Sinn, denn die Unkrautbekämpfung per Roboter erfolgt ohne jegliche Chemie und erfolgt damit umweltfreundlicher.

Unkraut ist für Landwirte eines der nervigsten Probleme. Sofern erlaubt werden Pestizide auf den Anbauflächen eingesetzt, um die Unkräuter zu entfernen. Das erfolgt dann aber undifferenziert und mit unerwünschten Folgen für die Umwelt. Das manuelle Unkrautjäten, das im heimischen (Klein-)Garten meist noch mit wenig Aufwand möglich ist, zeigt sich aber auf größeren kommerziell bewirtschafteten Flächen als zu aufwendig und teuer. Denn herkömmliche mechanische Systeme können nicht selbst zwischen Nutzpflanzen und Unkräutern unterscheiden.

Hier kommt Tom ins Spiel, den das britische Start-up zusammen mit dem Jät-Roboter Dick in ersten "Feld"versuchen auf dem Lockerley Estate in Hampshire im Süden Englands erprobt hat. Tom scannt dazu autonom bis zu 20 ha große Felder in einer 8-Stunden-Schicht und sendet die dabei anfallenden bis zu 6 Terabyte umfassenden Daten zur Auswertung an die Künstliche Intelligenz (KI) Wilma, die die Informationen über das Nutzpflanzenwachstum und mögliche unerwünschte Unkräuter auswertet. SRC nennt als Beispiel ein 6 ha großes Feld, auf dem Tom Daten von etwa 12,7 Millionen Einzelpflanzen sammelt, von denen wiederum etwa 250.000 als Unkräuter erkannt werden.

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Landwirte können dann anhand der für sie aufbereiteten Daten entscheiden, welche Pflegemaßnahmen ergriffen werden sollten. Bei Bedarf schicken sie Dick los, der die erkannten Unkräuter nach einem festgelegten Plan anfährt und vernichtet. Nach Angaben von SRC könne dies auch autonom und in Echtzeit zu jeder Tageszeit erfolgen.

Dick besitzt für seine Arbeit drei Arme, an denen Elektroden angebracht sind, über die die unerwünschten Wildkräuter mittels Stromschlag verödet werden. Um dabei ein besseres Ergebnis zu erzielen, macht Dick vorab mit einer Kamera ein Foto der Pflanze und schickt es an die KI. Sie bestätigt, falls es sich um ein Unkraut handelt und gibt gleichzeitig die Anweisung, an welcher Stelle Dick den todbringenden Verödungsschnitt ansetzen soll. SRC sagt, dass dabei unterschiedliche Pflanzen erkannt werden können, um beispielsweise solche Wildkräuter zu verschonen, die für das Wachstum der Nutzpflanzen förderlich sein können, etwa weil sie Bienen anlocken oder Stickstoff für den Boden liefern.

Die nächste Generation von Tom soll im Herbst im englischen Dorset als Teil des 8 Millionen Britische Pfund schweren 5G RuralDorset Projects erprobt werden. Auch Roboter Dick ist dann mit von der Partie. Beide sollen 5G-Chips von Qualcomm enthalten, um die großen Datenmengen schneller übertragen zu können. Geplant ist, dass die Systeme dann noch enger miteinander zusammenarbeiten und voneinander "lernen", weil jeder direkt und schnell auf den gesamten Datensatz des anderen zugreifen kann.

Wie viel das gesamte System für einen Landwirt kostet, darüber macht SRC keine Angaben. Lohnen dürfte es sich wohl nur, wenn die bewirtschafteten Agrarflächen eine gewisse Mindestgröße haben.

(olb)