Kryptogeld: Ether und Dogecoin erklimmen neue Allzeithochs

Ether kommt erstmals an die Marke von 3500 US-Dollar und Dogecoin springt weit über die 50 US-Cent. Verlagert sich der Kryptohype vom Bitcoin weg?

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(Bild: Orpheus FX/Shutterstock.com)

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Sowohl die Kryptowährung Ether, die zur Ethereum-Plattform gehört, als auch die Meme-Währung Dogecoin haben am Dienstag neue Kursrekorde erreicht. Ethereum konnte bis an die Marke von 3500 US-Dollar klettern, Anfang des Jahres lag der Kurs noch bei rund 1000 US-Dollar. Zur Stunde gab Ethereum leicht nach und liegt noch bei 3300 US-Dollar. Derweil erklomm der Dogecoin erstmals einen Wert von über 50 US-Cent. Im Januar wurde der Coin noch unter einem US-Cent gehandelt.

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Den Dogecoin hebt der spektakuläre Kurszuwachs sogar auf Rang 4 aller Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung. Die errechnet sich aus Kurswert mal Zahl der Einheiten, was beim Dogecoin aktuell rund 75 Milliarden US-Dollar ergibt (rund 62 Milliarden Euro). Ethereum liegt bei 383 Milliarden US-Dollar beziehungsweise ungefähr 319 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Aktie des Autoherstellers Volkswagen hat aktuell einen Börsenwert von rund 124 Milliarden Euro.

Ethereum dürften von verschiedenen guten Nachrichten profitieren: So hat die Europäische Investitionsbank erstmals die Ausgabe einer 100 Millionen Euro schweren Anleihe mittels der öffentlichen Ethereum-Blockchain abgewickelt. Verschiedene Großbanken waren an der Umsetzung des Geschäfts beteiligt, Banker bezeichneten das Verfahren gegenüber der Finanzpresse als "revolutionär" und "Gamechanger".

Ferner dürfte der noch längst nicht abebbende Hype um die nicht-fungiblen Token, kurz NFTs, und ihre Rekorderlöse bei Kunstauktionen seinen Teil tun. Diese NFTs werden meist über die Ethereum-Blockchain herausgegeben, wofür ein eigener Standard bereitsteht. Und nicht zuletzt dürfte auch der angepeilte Umstieg vom Mining hin zum Proof-of-Stake Ether interessant machen. Bei diesem Verfahren muss man eine Kryptogeldsumme in einem Smart Contract ruhen lassen, wenn man die Belohnung für neue Blöcke einstreichen will. Das Berechnen von Hashwerten mit Mininghardware entfällt.

Dass die Europäische Investitionsbank auch Anleihen via Dogecoin auflegt, ist wohl nicht zu erwarten. Der Hype um die Spaßwährung wird vor allem von sozialen Medien wie Reddit und Twitter getragen, auch Prominente wie Elon Musk befeuern das gerne. Der Dogecoin war ursprünglich ein Scherz zwischen den beiden Programmierern Billy Markus und Jackson Palmer und kam 2013 im Zuge eines früheren Kryptogeldbooms auf den Markt. Technisch orientiert er sich am Litecoin. Seine Beliebtheit liegt wohl vor allem in der Wahl eines niedlichen Hundememes als Logo, mit Bildern der japanischen Hunderasse Shiba Inu.

Abgesehen vom Memefaktor bleibt es schon etwas rätselhaft, warum sich so viele auf den Dogecoin stürzen. Keine Wertsteigerungen versprechende Geldmengengrenze wie beim Bitcoin, keine großen technischen Visionen wie bei Ethereum – nur ein süßer Hund, der Anlass für lustige Tweets bietet. Offenbar Grund genug für eine Nachfrage, die etwa beim US-Broker Robinhood, welcher auch Kryptogeldhandel anbietet, für Aussetzer sorgte. Es sei bereits das zweite Mal in wenigen Wochen, dass es Probleme bei Robinhood gab, weil sich zu viele Nutzer auf den Dogecoin stürzten, schreibt das Tech-Magazin The Verge.

Oftmals ist es eigentlich die älteste und bekannteste Kryptowährung Bitcoin, in deren Fahrwasser auch andere Währungen Kurssteigerungen erfahren. Diesmal aber nicht, die Zugewinne von Ether oder gar dem Dogecoin sucht man hier vergebens. Nach dem Allzeithoch von 64.000 US-Dollar pendelt der Bitcoin-Kurs im Korridor zwischen 50.000 und 60.000 US-Dollar auf und ab. Ein gestriges Aufbäumen auf über 58.000 US-Dollar blieb nicht nachhaltig, momentan liegt der Kurs bei etwas über 54.000 US-Dollar. Auch viele andere Coins wie Ripple oder Stellar zeigten sich schwach.

Auffällig auch, dass die sogenannte Bitcoin-Dominanz unter den Wert von 50 Prozent gefallen ist. Dieser Wert wird von Analysediensten wie Coinmarketcap und Coingecko erhoben und bezeichnet, wie viel Prozent der gesamten Marktkapitalisierung aller erfassten Kryptowährungen auf den Bitcoin entfallen. Derzeit liegt der Wert um die 45 Prozent, Ethereum kann rund 17 Prozent verzeichnen. Daraus ein Ende der Dominanz des Bitcoins abzulesen, wäre wohl aber verfrüht: Die Kryptowährung hat nach Ende des letzten großen Kryptohypes 2018 auch schon niedrigere Dominanzwerte unter 40 Prozent gesehen.

(axk)