Chinas Raumstation: Unkontrollierter Raketenabsturz in der Nacht zum Sonntag

Zwar werden die Prognosen für den erwarteten unkontrollierten Raketenabsturz am Wochenende genauer. Gut genug wird es aber erst Minuten vorher.

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Die aktuellste Prognose der Aerospace Corporation – noch kann der Absturz aber üebrall auf den farbigen Linien passieren.

(Bild: Aerospace.org)

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Wenige Stunden vor dem unkontrollierten Absturz eines großen Überrests einer chinesischen Rakete ist weiterhin nicht klar, wo genau die Trümmer herunterkommen werden. Aber nachdem verschiedene Beobachter den erwarteten Zeitpunkt immer weiter eingrenzen, scheint nun absehbar, dass der Absturz in der Nacht zum Sonntag erfolgen wird. Weil die Raketenstufe aber weiterhin alle 90 Minuten einmal um die Erde rast, helfen auch die genaueren Prognosen noch nicht dabei, den Absturzort einzugrenzen. Der wird sich erst Minuten vorher abzeichnen und auch wenn ein Absturz über Wasser am wahrscheinlichsten bleibt, könnten weiterhin bewohnte Gebiete getroffen werden.

Die nun abstürzende Raketenstufe hatte vergangenen Donnerstag das Kernmodul für Chinas geplante eigene Raumstation ins All gebracht. Anders als bei allen zeitgemäßen Raketen ist bei der eingesetzten des Typs "Langer Marsch 5B" aber kein kontrollierter Absturz nach dem Start vorgesehen. Stattdessen rast sie einige Tage um die Erde und sinkt dabei immer weiter ab. Wenn der Widerstand der Atmosphäre zu stark wird, beginnt sie abzustürzen. Dabei werden viele Teile zwar verglühen, weil die Hauptstufe aber mit etwa 20 Tonnen sehr groß ist, dürften einige Trümmer die Oberfläche erreichen. Dort können sie gegebenenfalls Schäden anrichten. Weil China diesen unkontrollierten Absturz bei der Entwicklung eingeplant hat, gibt es seit Tagen teils heftige Kritik.

Aus China war diese Kritik entschieden zurückgewiesen worden, die staatsnahe Global Times hatte von "westlichem Hype" gesprochen. Dort hatte es geheißen, es sei "komplett normal", dass Raketenüberreste auf die Erde fielen, was am Freitag auch noch einmal der Sprecher von Chinas Außenministerium behauptete. Unkontrollierte Abstürze derart großer Trümmer sind aber äußerst selten. Zuletzt waren nach dem ersten Start einer Langer Marsch 5B im vergangenen Jahr solch große Trümmer auf die Erde gestürzt und hatten Häuser in der Elfenbeinküste getroffen. Als vor wenigen Tagen eine SpaceX-Raketenstufe unkontrolliert abgestürzt war, war das auf eine Fehlfunktion zurückgegangen und sie war auch viel kleiner. Zwar hatte ein Experte der chinesischen Zeitung versichert, das Reich der Mitte würde die Raketenstufe genau beobachten und notfalls Schutzmaßnahmen ergreifen. Doch auch aus China kann man jetzt nur noch zuschauen und nicht mehr eingreifen.

Aktuelle Daten zum erwarteten Absturzzeitpunkt veröffentlicht nun unter anderem das Space Command der USA, noch beträgt die Unsicherheitsspanne aber 18 Stunden. Die Aerospace Corporation teilt ebenfalls aktuelle Prognosen, dort erwartet man den Eintritt derzeit am frühen Sonntagmorgen über Nordafrika. Vorher hatte dieser Eintrittspunkt aber schon über verschiedenen Orten im Indischen Ozean gelegen. Eine weitere Grafik zeigt das kleiner werden Zeitfenster, in dem der Absturz erwartet wird. Wenn ein Sturz in den Ozean weiterhin als am wahrscheinlichsten gilt, dann weil die den größten Teil der Erdoberfläche einnehmen. Treffen könnte es aber prinzipiell jeden Ort zwischen dem 41. Grad nördlicher und dem 41. südlicher Breite. In Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht also keine Gefahr.

(mho)