Chinesische Rakete: Prognosen zu unkontrolliertem Absturz etwas genauer

Am Sonntagmorgen wird eine chinesische Raketenstufe unkontrolliert auf die Erde stürzen. Wo genau ist nun etwas klarer, die Unsicherheit aber bleibt immens.

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Aufnahme der abstürzenden Rakete des Teleskops AROAC-T08

(Bild: EU SST)

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Kurz vor dem erwarteten unkontrollierten Absturz einer großen chinesischen Raketenstufe kann der Absturzort inzwischen weiter eingegrenzt werden. Aber wie erwartet, bleibt immer noch eine immense Unsicherheit. Drei verschiedene Organisationen, die das abstürzende Objekt beobachten, sind sich inzwischen weitgehend einig, dass die Hauptstufe der Raketen des Typs Langer Marsch 5B am frühen Sonntagmorgen gegen 4 Uhr MESZ in die Atmosphäre eintreten wird, aber die Unsicherheitsspanne erstreckt sich noch immer über drei Stunden vor und nach diesem Zeitpunkt. Für einige Gebiete bedeutet das eine Entwarnung, anderswo können immer noch Trümmer die Erdoberfläche erreichen.

Die unkontrolliert zur Erde stürzende Raketenstufe hatte vergangene Woche das Kernmodul für Chinas geplante eigene Raumstation ins All gebracht. Anders als bei allen zeitgemäßen Raketen ist bei der "Langer Marsch 5B" jedoch kein kontrollierter Absturz nach dem Start vorgesehen. Stattdessen rast sie tagelang um die Erde und sinkt dabei immer weiter. Wenn der Widerstand der Atmosphäre zu stark wird, stürzt sie ab. Dabei werden viele Teile zwar verglühen, weil die Hauptstufe aber mit etwa 20 Tonnen sehr groß ist, dürften einige Trümmer die Oberfläche erreichen. Dort können sie auch Schäden anrichten. Weil China diesen unkontrollierten Absturz bei der Entwicklung der Rakete eingeplant hat, gibt es seit Tagen Kritik.

In die Bahn der Raketenstufe kann seit ihrem Start niemand mehr eingreifen, auch nicht die Verantwortlichen in China. Beobachtet wird sie aktuell unter anderem vom EU Space Surveillance und Tracking Support Framework (EUSST), der Aerospace Corporation und dem Space Command der USA. Alle drei erwarten den Absturz in den frühen Morgenstunden am Sonntag. Abstürzen kann sie dann immer noch über dem Südpazifik, dem Nordatlantik und dem Indischen Ozean, aber auch Nord- und Mittelamerika, Südeuropa und Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht weiterhin keine Gefahr.

Die jüngste EUSST-Prognose – abstürzen kann die Raketenstufe überall bei der grünen Linie.

(Bild: EUSST)

Die Prognose der Aerospace Corporation – die blaue Linie zeigt die Bahn in der Unsicherheitsspanne vor dem erwarteten Absturz, gelb danach.

(Bild: Aerospace Corporation)

Live verfolgen kann den unkontrollierten Absturz nur, wer die Raketenstufe direkt am Himmel sieht. Die professionellen Beobachter dürften ihre Prognosen in der Nacht noch aktualisieren, Live-Aufnahmen wird es von ihnen aber nicht geben. Internetseiten, die es ermöglichen, die Bahnen von Satelliten oder eben abstürzenden Raketenstufen zu verfolgen, beruhen größtenteils auf Prognosen, nicht auf Beobachtungen in Echtzeit. Sie könnten die Trümmer also noch immer im Orbit zeigen, wenn sie längst abgestürzt sind. Besonders aktuelle Informationen dürfte es dagegen auf Twitter weiterhin von dem US-Astronomen Jonathan McDowell geben.

[Update 09.05.2021 – 07:10 Uhr] Dem Space Command der USA zufolge ist die Raketenstufe über der Arabischen Halbinsel in die Atmosphäre eingetreten und schließlich nördlich der Malediven in den Indischen Ozean gestürzt. Dass Land getroffen wurde, kann demnach aber noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Chinesische Staatsmedien geben sich derweil schon überzeugt, dass die Trümmer ins offene Meer gestürzt sind, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.

(mho)