Facebook: Zusammenschluss mit Giphy liegt auf Eis

Die Übernahme von Giphy bleibt durch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde blockiert. Die Verantwortung für das Scheitern trage Facebook selbst.

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(Bild: TY Lim/Shutterstock.com)

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Die Übernahme von Giphy durch Facebook bleibt vorerst auf Eis liegen. Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority – CMA) hat im Juni 2020 die sogenannte "Initial Enforcement Order" (IEO) erlassen, die die Zusammenführung der beiden Unternehmen während der Untersuchung verhindert. Facebook sei seitdem untätig gewesen und habe die Fragen der CMA nicht beantwortet, erklärte der zuständige Richter.

Grund der Blockade für die Zusammenführung der beiden Unternehmen war nach Ansicht der CMA, dass Facebook durch die Integration von Giphy den Wettbewerb für Web-Tracking negativ beeinflussen werde. Während die IEO läuft, darf weder Personal noch Technologie in das jeweilige andere Unternehmen übertragen werden. Bei Zuwiderhandlung kann das CMA empfindliche Geldstrafen verhängen.

Richter Sir Geoffrey Vos sagte, "das zentrale Problem in diesem Fall sei ausschließlich von Facebook selbst verursacht worden", als er den Versuch zurückwies, die erlassene Anordnung der CMA aus dem vergangenen Jahr aufzuheben. Die Facebook-Anwälte fragten, warum die CMA keine Ausgliederungen während der IEO akzeptieren würde, ohne den weltweiten Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zu berücksichtigen.

Facebook legte gegen die Anordnung der CMA beim Berufungsgericht Beschwerde ein, das IEO sei "unangemessen und unpraktisch". Das Berufungsgericht begründete die Vorgehensweise der CMA, dass ein Unternehmen Teile oder Prozesse des eigenen Geschäfts gegen die aus den erworbenen Zukäufen kurzfristig austauschen könne. Dadurch wiederum könne zu einem späteren Zeitpunkt aus den einzelnen Geschäftsbereichen schwer der ursprüngliche Status quo wieder hergestellt werden.

Richter Vos erklärte, dass die Ausführungen von Facebook nach seinem Erachten auf einer Reihe von Missverständnissen beruhen würden. Facebook habe sich nicht ordnungsgemäß mit der CMA befasst, sei anschließend untätig gewesen und habe sich geweigert, die Fragen der CMA zu beantworten, berichtet The Register. Facebooks Fehler sei es gewesen, zu glauben, dass die CMA nicht befugt sei, solche sich auf das Geschäft des Käufers auswirkende Anordnungen zu erlassen, erklärte der Richter weiter. Die Giphy-Fusion bleibe vorerst auf Eis liegen, bis die CMA ihre Prognosen abgeschlossen habe.

Die CMA kann eine Fusion von Unternehmen untersuchen, sobald das erworbene Unternehmen in Großbritannien einen Jahresumsatz von mindestens 70 Millionen Britischen Pfund hat oder die fusionierten Unternehmen zusammen mindestens 25 Prozent Anteil am "entsprechenden" Markt haben.

Facebook hat Giphy im Mai 2020 für 400 Millionen US-Dollar gekauft. Zuvor nutzten die Unternehmen um Mark Zuckerberg bereits die APIs von Giphy für die Facebook-App, den Facebook-Messenger, Instagram und WhatsApp. Die Schnittstelle soll aber weiterhin für alle Anbieter verfügbar sein, wodurch Zuckerberg Zugriff auf weitere Daten anderer Anbieter bekommen könnte.

Giphy sei ein Anbieter von "Web Tracking Beacons", die geschickt als lustige kleine animierte Bilder getarnt sind, um Online-Chats und Kommentarbereiche aufzupeppen, heißt es auf The Register weiter.

(bme)