Epic vs. Apple: Fortnite brachte Apple offenbar 300 Millionen Dollar Provision

Auf iOS hat Fortnite vor dem Rauswurf wohl einen Milliardenbetrag umgesetzt. Apple wirft Microsoft vor, hinter der Klage zu stehen – Epic sei nur der Strohmann.

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Der Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple lässt auch einblicken, wie viel Geld inzwischen mit einem einzelnen Spielehit auf Mobilgeräten umgesetzt werden kann. Vom Start im Jahr 2018 bis zum Rauswurf Mitte 2020 konnte Fortnite allein auf iOS offenbar einen Milliardenbetrag einnehmen: Epic habe über 700 Millionen US-Dollar mit dem Spiel erwirtschaftet, führt Apple in Gerichtsunterlagen aus – entsprechend müsste der Konzern rund 300 Millionen US-Dollar als Provision für In-App-Käufe einbehalten haben.

Im Zeugenstand bei der derzeit noch laufenden Verhandlung bestätigte ein für Spiele im App Store zuständiger Apple-Manager nur, dass Fortnite "über 100 Millionen US-Dollar" Umsatz eingebracht hat, eine genauere Angabe zur Höhe der Provision zu treffen wäre "unangemessen". Apple habe in den vergangenen Monaten rund eine Million US-Dollar ausgegeben, um Fortnite zu bewerben, hieß es vor Gericht – in Anbetracht der hohen Provision bezeichneten Epics Anwälte dies spöttisch als "guten Deal".

Apple kann für solche In-App-Käufe in Spielen automatisch 30 Prozent Provision einbehalten, weil die Bezahlung über die eigene Schnittstelle erfolgen muss. Dies war auch der Auslöser des Rechtsstreit: Epic Games will solche In-App-Käufe selbst abwickeln, Apple verbietet das vertraglich.

Vorausgehenden Gerichtsdokumenten zufolge steuerte iOS mit 7 Prozent nur einen kleinen Teil der Gesamtumsätze von Fortnite bei. Fast die Hälfte seiner Umsätze erzielte das Spiel im gleichen Zeitraum auf Sonys Playstation 4 sowie weitere gut 27 Prozent auf der Xbox One. Der Umsatzanteil auf Android, Nintendo Switch und PCs wurde mit gut 18 Prozent beziffert.

In einer neuen Eingabe bezeichnete Apple nun Epic Games als Microsoft-Strohmann ("Stalking horse"), der mit der Klage gewissermaßen das Wasser austeste. Beide Unternehmen würden wichtige Dokumente zurückhalten rund um die von Apple abgelehnte Einführung des Xbox-Cloud-Streaming-Dienstes auf iOS und geführte Diskussionen über App-Store-Regeln, schreiben Apples Anwälte. Aussagen der von Epic befragten Microsoft-Managerin Lori Wright sollten deshalb nicht zugelassen werden. Wright hatte vor Gericht betont, Microsoft mache mit der Xbox-Hardware keinen Gewinn, sondern erwirtschafte erst durch Provisionen mit dem Spielevertrieb Geld.

Der Prozess steht kurz vor dem Abschluss, am Freitag soll noch Apple-Chef Tim Cook in den Zeugenstand treten. Ein Urteil dürfte noch mehrere Wochen auf sich warten lassen – und dürfte von der Verliererseite unmittelbar angefochten werden. (lbe)