Weltraumschrott trifft Robotergreifarm der ISS

Der für Außenarbeiten und Andockmanöver an der ISS zuständige Robotergreifarm "Canadarm2" wurde von einem kleinen Gegenstand getroffen.

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(Bild: NASA)

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Bei einer Routineinspektion wurde am 12. Mai ein Einschlag an dem Robotergreifarm "Canadarm2" an der Internationalen Raumstation (ISS) festgestellt. Die Beschädigung beschränke sich auf einen kleinen Teil des Armauslegers und der umschließenden Thermoabdeckung, meldete die kanadische Weltraumbehörde (CSA/ASC) am Freitag. Die Ergebnisse der laufenden Analyse des Vorfalls würden allerdings darauf hindeuten, dass die Leistung des Arms nicht beeinträchtigt sei. Während der Roboterarm seinen Betrieb wie geplant fortsetze, werden die NASA und die CSA weiterhin Daten für eine abschließende Analyse sammeln.

Kollisionsgefahren werden sehr ernst genommen, heißt es in der Meldung der CSA weiter. Über 23.000 Objekte von der Größe eines Softballs (ungefähr 11,5 cm Durchmesser) oder größer werden rund um die Uhr verfolgt, um mögliche Kollisionen mit Satelliten oder der ISS frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Objekte, die zu klein für eine derartige Überwachung sind – dazu zählen beispielsweise kleine Weltraumschrott-Teilchen, Gesteins- und Staubpartikel –, können zur Gefahr werden.

Die CSA titelt "Lucky Strike" ("Glückstreffer") in dem Zusammenhang mit "orbital debris" in der Überschrift. Ob es sich bei dem Treffer tatsächlich um Weltraumschrott oder Gesteinspartikel gehandelt hat und die Analysen diesen Umstand bestätigt haben, geht aus der Mitteilung allerdings nicht hervor. Die ISS hält Einschlägen von Teilchen bis zu etwa einem Zentimeter Durchmesser stand.

(Bild: NASA/Canadian Space Agency)

Der kanadische ISS-Beitrag "Canadarm2" ist seit 2001 im Einsatz, hat eine Länge von knapp 18 Metern, einen Durchmesser von 35 Zentimetern und wiegt fast 5 Tonnen. Offiziell wird er als Space Station Remote Manipulator System (SSRMS) bezeichnet und für Wartungs- und Reparaturarbeiten und zur Bedienung von externen Anlagen und Experimenten außerhalb der ISS eingesetzt. Raumtransporter, die an der ISS nicht selbstständig ankoppeln können, werden ebenfalls von dem Robotergreifarm "eingefangen".

"Canadarm2" führt seinen geplanten Betrieb, laut Mitteilung der CSA, weiterhin fort. Dazu zähle auch die Aufnahme des Weltraumroboters Dextre, der wiederum ein defektes Remote Power Control Modul ersetzen soll. Der Robotergreifarm bewegt in diesem Einsatz den ebenfalls von Kanada entwickelten Dextre an das auszutauschende Modul.

Weltraumschrott wird zunehmend ein Problem – Kollisionen können verheerende Folgen haben. Tote Satelliten, verlorenes Werkzeug oder Raketenstufen bewegen sich im Orbit um die Erde und kollidieren miteinander. Daraus entstehen dann weitere Trümmerteile, die Raumkapseln, der ISS oder aktiven Satelliten gefährlich Nahe kommen und im schlimmsten Fall zerstören können. Schweizer Forscher haben die Position von Weltraumschrott im vergangenen Jahr erstmals bei Tageslicht bestimmen können. Dadurch können Kollisionen frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Im Juli 2020 wurde die Umlaufbahn der ISS um gut 900 Meter angehoben, um potenziellen Trümmerstücken einer 30 Jahre alten russischen Proton-Rakete auszuweichen. Von den Internet-Satelliten von Starlink (SpaceX) befinden sich bereits 1400 Stück in der Umlaufbahn und die US-Telekommunikationsaufsicht hat den Betrieb von weiteren fast 3000 Satelliten in einer Höhe von etwa 570 Kilometern genehmigt. In Zukunft dürfte die Gefahr für Kollisionen weiter steigen und der Weltraumschrott sich weiterverbreiten.

Die Europäische Weltraumagentur ESA will nun aktiv Schrott aus dem Weltraum entfernen und im Jahr 2025 eine seit 2013 um die Erde kreisende ESA-Raketenstufe aus der Umlaufbahn entfernen.

(bme)