Amazon Sidewalk: Nachbarschaftsnetz wird in den USA im Juni automatisch aktiv

Datenschützer warnen: Nutzer installierter Amazon-Geräte wie Echo oder Ring haben nur noch rund eine Woche Zeit, um aus Amazons Sidewalk auszutreten

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Amazon Sidewalk

Amazon Sidewalk

(Bild: Amazon)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Etwas später als geplant rollt Amazon im Juni dieses Jahres sein kostenloses Sidewalk-Netzwerk in den USA aus. Sidewalk soll abgelegene Amazon-Geräte auch bei ausgefallener oder unzureichender WLAN-Verbindung über "installierte Echo-Gateways" ins Internet bringen und verwendet dafür die Netze von Nachbarn. Amazon wird Sidewalk selbst aktivieren, die Nutzer installierter Amazon-Geräte können es lediglich in den Kontoeinstellungen ausschalten.

Amazon hat Sidewalk bereits 2019 angekündigt und wollte den Betrieb bis Ende 2020 aufnehmen. Jetzt wird das Nachbarschaftsnetz am 8. Juni in den USA offiziell bei Amazon-Geräten wie diversen Alexa-, Echo- und Ring-Produkten einschließlich Überwachungskameras, Außenbeleuchtung und Bewegungssensoren aktiviert. Sidewalk erscheint sicher, aber es nutzt verschiedene Funktechniken, die angegriffen werden könnten. Datenschützer empfehlen deshalb, dass Nutzer Sidewalk explizit selbst deaktivieren.

Die unterstützten Amazon-Geräte knapsen laut Amazon einen Teil der Anschlusskapazität ab, um fremde Sidewalk-fähige Geräte als Nachbarschafts-Gateway ins Internet zu bringen, wenn diese von ihrem üblichen Anschluss getrennt sind oder wenn sie per WLAN nicht erreichbar sind. Sidewalk nutzt dabei keine einzelne Funktechnik. Gateways bieten als Übertragungsmedium (Physical Layer, PHY) im 2,4-GHz-Band Bluetooth Low Energy (BLE) und zusätzlich im lizenzfreien 900-MHz-Funkband entweder LoRaWAN oder eine proprietäre FSK-Methode (Frequency-Shift Keying).

Das Sidewalk-Konzept klingt durchdacht und die Datenrate, die unter Umständen abgezwackt wird, erscheint vertretbar. Maximal nutzt Sidewalk 80 KBit/s für sich, die monatliche Obergrenze pro Konto beträgt 500 Megabyte. Bei Sidewalk handelt es sich damit um ein Schmalband-Netzwerk für das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT).

Amazon versichert, dass der Datenschutz gewährleistet sei. Die übertragenen Daten seien per Verschlüsselung geschützt. Auch werden Übertragungs-IDs alle 15 Minuten neu generiert, um die Verfolgung bestimmter Geräte sowie die Zuordnung dieser zu einem einzelnen Anwender zu verhindern. Bislang sind noch keine Fehler in Amazons Sidewalk-Konzept gefunden worden.

Datenschützer sind trotzdem skeptisch. Funktechnik ist über die Jahre immer wieder angegriffen worden. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass verbesserte Verschlüsselungsstandards wie WPA als Nachfolger von WEP entwickelt wurden. Ähnliches wird nun auch von den Sidewalk-Übertragungstechniken erwartet.

Dazu sei zu bedenken, dass es sich hier um sehr private Daten handelt, auf die die Amazon-Geräte Zugriff haben. Sie können beispielsweise identifizieren, wer vor der Haustür steht, wer sich gerade im Wohnzimmer befindet und worüber dort gesprochen wird. Außerdem steuern sie Schlösser und andere Sicherheitssysteme im Haus.

Eine Ausweitung dieser zwar verschlüsselten, aber extensiven Datensammlung auf Nachbarn erfordert nach Ansicht von Ars Technica ein Maß an Vertrauen in ein noch neues Technikkonzept, das nicht gewährleistet ist. Deshalb wird US-amerikanischen Nutzern empfohlen, Sidewalk in der Alexa-App zu deaktivieren, wenn die Dienste nicht zwingend benötigt werden. Amazon Sidewalk wird bislang nur in den USA angeboten.

(fds)