Android 12: Erstes Optik-Update seit sieben Jahren

Android 12 wird schöner, sicherer und übersichtlicher. Ein Umschwung zu Fuchsia ­findet nicht statt, Google ­beke­nnt sich zu Android.­

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(Bild: quietbits / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Porteck

Android 12 bekommt einen neuen Anstrich. Kernkomponente ist das neue Designkonzept namens "Material You". Es soll mit dezenten Pastellfarben und weichen Animationen persönlich und organisch wirken. Das Konzept dahinter: Farben sind nicht mehr fest vorgegeben, sondern in unzähligen Paletten zueinander passender Farben zusammengefasst. Auf Googles Pixel-Smartphones soll sich das Design dynamisch an das gewählte Hintergrundbild anpassen. Die Android-Entwickler haben auch den Lockscreen und die Benachrichtigungsleiste umgestaltet. So wachsen unter Android 12 die Quicksetting-Schaltflächen nun zu größeren und farbigen Kacheln an, womit sie leicht an den Look von iOS erinnern. Zudem sind Schieberegler, etwa für die Helligkeit und die Lautstärke, deutlich breiter.

Der Leuchteffekt beim Antippen von Schaltflächen wurde ebenfalls angepasst. Statt in drögem Grau sollen Bedienelemente nun in zum Theme passender Farbe aufglimmen. An anderer Stelle wurde ein Farbeffekt entfernt: Beim Scrollen wird das Erreichen des Endpunktes nicht mehr durch ein farbiges Glühen visualisiert, sondern durch einen Stretch-Effekt, der den Inhalt dehnt.

Der Lockscreen zeigt sich bei Android 12 ebenfalls dynamischer. Die Uhrzeit nimmt zweireihig fast den gesamten Bildschirm ein. Sobald Benachrichtigungen anliegen, landen diese in der Mitte und die Uhr rutscht verkleinert nach oben. So lässt sich die Uhr auch aus mehreren Metern Entfernung besser ablesen.

Insgesamt wirkt das Material-You-Design in Sachen Optik und Bedienung stimmig. Die größeren Schaltflächen und die weichen Animationen vermitteln tatsächlich einen organischen Eindruck und nicht das Gefühl, einen Computer zu bedienen. Trotz neuer Animationen und Effekte soll das System den Akku nicht mehr belasten. Im Gegenteil will Google die Prozessorlast gesenkt haben.

Mindestens genauso wichtig dürften aber auch die Änderungen unter der Haube sein. Besonderer Fokus lag dabei auf den Berechtigungen, die Apps einfordern. Hier will Android 12 transparenter sein und leichter zu bedienen: Wenn künftig eine App auf die Kamera oder das Mikrofon zugreift, blendet das System ein Icon in der Statusleiste ein. Zudem listet ein Privacy-Dashboard auf, welche Apps in den vergangenen 48 Stunden Zugriff auf die Kamera, das Mikro, den Standort und die Gerätesensoren genommen haben. In beiden Fällen lassen sich ungewollte App-Berechtigungen einfach widerrufen.

Beim besonders schützenswerten Zugriff auf den Standort erlaubt Android 12 eine flexiblere Rechtevergabe: Nutzer haben die neue Möglichkeit, der App den auf wenige Meter exakten Standort freizugeben oder nur einen auf einige Kilometer genauen Standort-Radius. Das sorgt für mehr Datenschutz.

Android 12 bekommt eine neue Bedienoberfläche und passt sein Farbschema automatisch ans Hintergrundbild an.

(Bild: Google)

In dem Zuge hat Google endlich ein nerviges Berechtigungsbündel entknotet. Bislang war das Recht, einen Bluetooth-Scan durchzuführen, an das Recht des Standortzugriffs gekoppelt, denn etwaige gefundene Bluetooth-Beacons erlauben der scannenden App einen Rückschluss auf den Standort. Das sorgt seit Jahren für Frust bei App-Entwicklern und für Verunsicherung bei Nutzern. Android 12 bekommt für solche Apps eine dedizierte Berechtigung zum Bluetooth-Pairing.

Während viele Nutzer nach dem Wegfall der Benennung von Android-Versionen nach Süßspeisen und Googles öffentlicher Entwicklung am Fuchsia-Betriebssystem so langsam mit einer Abkehr von Android gerechnet haben, hat Google auf der I/O im Gegenteil die Position des Betriebssystems gestärkt: Android auf Smartphones soll der Mittelpunkt bleiben.

Auch abseits des eigenen Ökosystems arbeitet Google nach eigenen Angaben mit Pkw-Herstellern zusammen, um Android-Smartphones via NFC und Ultrawide Broadband (UWB) künftig als digitalen Autoschlüssel nutzen zu können. Erster Partner ist offenbar BMW.

Laut Googles Roadmap soll Android 12 im Herbst 2021 erscheinen. Für Pixel-Smartphones und Geräte anderer Hersteller steht ab sofort die Beta 1 zum Download sowie als OTA-Update bereit.

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(spo)