Werbebranche lotet Apples Fingerprinting-Verbot aus

Werbefirmen testen Schlupflöcher, um auf iPhones weiter zu tracken. Apple scheint die neuen Tracking-Transparenz-Regeln noch nicht konsequent durchzusetzen.

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(Bild: TATSIANAMA/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Wie weit lässt sich beim Werbe-Tracking in Apps gehen, bis Apple einschreitet? Das versucht die Online-Werbebranche auszuloten, seitdem der iPhone-Hersteller seine Tracking-Transparenz-Initiative vor gut einem Monat eingeführt hat. Statt auf ein von Apple verbotenes "Fingerprinting" zu setzen, um einzelne Geräte anhand bestimmter Merkmalskombinationen zu erkennen, greifen manche Werbefirmen verstärkt auf "Probabilistic Attribution" zurück, wie das Branchenmagazin Digiday berichtet.

Sie versuchen etwa anhand von Zeitstempeln und anderen Indikatoren zu ermitteln, ob ein bestimmter Nutzer nach dem Klick auf ein Werbe-Banner in einer App die darin beworbene andere App installiert und geöffnet hat.

In der Branche sei umstritten, ob diese probabilistische Zuordnung von Werbeklicks nicht auch unter Apples Fingerprinting-Verbot fällt, schreibt Digiday. Der iPhone-Hersteller habe diesbezüglich bislang kein klares Vorgehen gezeigt und ein Vakuum geschaffen, in dem entsprechend die Grenzen ausgetestet würden.

Wer Apples Tracking-Transparenz-Vorgaben derzeit schon genau folge, habe "derzeit einen großen Wettbewerbsnachteil", zitiert das Magazin einen Ad-Tech-Manager – selbst die ehrlichsten Firmen könnten das nicht lange durchhalten, wenn Apple seine Regeln nicht klar für alle durchsetzt.

Anbieter-übergreifendes Werbe-Tracking ist iPhone- und iPad-Apps von Apple seit iOS 14.5 untersagt, solange keine Einwilligung des Nutzers dafür vorliegt. Lehnt der Nutzer das Tracking ab, können App-Anbieter nicht länger auf die Werbe-ID des Gerätes zugreifen. Neben dieser technischen Komponente setzt Apple auch auf eine vertragliche Verpflichtung, auf Werbe-Tracking zu verzichten: Die Verwendung anderer Techniken, um Geräte "eindeutig zu identifizieren", ist untersagt. Apple warnt, man könne Apps bei Verstößen aus dem App Store werfen.

Die Verbreitung von iOS 14.5 und iOS 14.6 sei immer noch relativ gering, heißt es aus der Werbe- und App-Analyse-Branche. Apple weise noch nicht großflächig auf die System-Updates hin, sodass viele Nutzer noch ältere iOS-14-Versionen einsetzen. Entsprechend bleibe auch unklar, wie sich die Tracking-Transparenz-Initiative auf die Werbebranche auswirkt, sobald ein Großteil der iPhone-Nutzer die Updates installiert hat und damit Tracking-Nachfragen angezeigt bekommt.

(lbe)