1,5 Grad globale Erwärmung bis 2025 befürchtet

Die Energie- und Klimawochenschau: Neue Klimaziele erfordern rasche Umsetzung, Kohleausstieg könnte bis 2030 erfolgen

Die Vereinten Nationen warnen, dass die Schwelle einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad schon in einem der nächsten fünf Jahre überschritten werden könnte. Damit wäre die untere Schwelle dessen erreicht, worauf sich die Staatengemeinschaft mit dem Übereinkommen von Paris geeinigt hat. Die globale Erwärmung sollte auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden, wünschenswert ist es jedoch, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Der "Sonderbericht 1,5 ° C globale Erwärmung" des Weltklimarats IPCC aus dem Jahr 2018 hat die Vorteile dieser niedrigeren Schwelle noch einmal bestätigt. So würde der Meeresspiegelanstieg etwas geringer ausfallen, ebenso die Versauerung der Ozeane, welche Korallenriffe akut gefährdet. Auch Biodiversitätsverluste an Land wären geringer.

Nach einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist ein Erreichen der 1,5-Grad-Marke bis 2025 zu 40 Prozent wahrscheinlich. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent wird eines der nächsten fünf Jahre bisherige Temperaturrekorde brechen. Die WMO prognostiziert zudem, dass es in den höheren Breitengraden wie auch in der Sahelzone bis Ende 2025 feuchter werden wird. Und die Zahl tropischer Wirbelstürme im Atlantik wird voraussichtlich weiter zunehmen. Bereits 2020 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,2 Grad über vorindustriellem Niveau.

"Die Studie zeigt - auf wissenschaftlich hohem Niveau - dass wir messbar und unaufhaltsam näher an die untere Schwelle des Pariser Klimaschutzabkommens herankommen", sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Das ist ein weiterer Weckruf an die Welt, ihre Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen und zum Erreichen der Klimaneutralität zu beschleunigen."

Unter dem Eindruck des kalten Frühjahres in Deutschland scheint die globale Erwärmung vielleicht gerade etwas abstrakt. Aber es sollte nicht vergessen werden, dass seit 2013 jedes Frühjahr überdurchschnittlich warm war. Der Zeitraum März bis Mai 2021 bildet daher nur einen statistischen Ausreißer, mit Temperaturen, die ein halbes Grad kälter als in der Referenzperiode von 1961 bis 1990 waren.

Zu feucht war der Frühling 2021 aber nicht, mit 175 ml Niederschlag pro Quadratmeter blieb er knapp unter dem Soll von 187 ml. Damit ist der Oberboden deutschlandweit wieder gut mit Wasser versorgt, in den tieferen Bodenschichten herrscht aber vor allem im Osten Deutschlands noch immer Dürre.

Neue Klimaschutzurteile

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Bundesregierung zu schnellerem und ambitionierterem Klimaschutz verpflichtet, sind vergangene Woche zwei weitere bedeutende Urteile in Sachen Klima ergangen.

Zum ersten verurteilte ein niederländisches Gericht den Energiekonzern Royal Dutch Shell zu einer Treibhausgasreduktion um 45 Prozent bis zum Jahr 2030 gegenüber dem Niveau von 2019. Zum ersten Mal wurde damit ein Unternehmen vor Gericht für seinen Beitrag zur Klimakrise verantwortlich gemacht, und zwar für alle Emissionen aus seinem Geschäft.

Zum zweiten sieht nun auch ein australisches Gericht die dortige Regierung in der Verantwortung, Sorge für zukünftige Generationen zu tragen.

Zurück zum Klimaurteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Bundesregierung hat ja schnell darauf reagiert und will nun schärfere Klimaziele im Klimaschutzgesetz verankern, nämlich eine CO2-Reduktion um 65 Prozent bis 2030, von 88 Prozent bis 2040 und bis zum Jahr 2045 soll Klimaneutralität erreicht werden. Doch ambitioniertere Zielmarken machen noch keinen Klimaschutz, es müssen auch schnell konkrete Maßnahmen definiert und umgesetzt werden, um diese zu erreichen.

Über einen Vorschlag, wie das besser nicht aussehen sollte, berichtet der Spiegel in der vergangenen Woche. Demzufolge gibt es die Idee, in Kohlekraftwerken künftig Biomasse - also Holz - zu verbrennen und diese Umrüstung auch noch zu fördern.

Während der Spiegel einen kursierenden Förderrichtlinienentwurf dem Umfeld des Bundeswirtschaftsministeriums zuordnete, dementiert dieses. Umweltverbände warnen hingegen davor, Holz in großem Stil energetisch zu nutzen, so würde nur der Druck auf die Wälder erhöht.

Wie Deutschland seine Klimaziele erreichen könnte, dazu mangelte es auch in der Vergangenheit nicht an Empfehlungen von Think-Tanks und Wissenschaftler:innen. Deren grundlegende Stoßrichtung dürfte sich auch mit verschärften Klimazielen nicht verändern.

Das Wuppertal-Institut empfiehlt etwa "mindestens eine Verdopplung der Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien, die intelligente Integration von flexibler Nachfrage und Speichern, der Ausbau der Infrastruktur für Wasserstoff und ein deutliches Vorziehen des Kohleausstiegs".

Ähnliche Antworten gab es auch bei einem Gespräch beim Deutschen Klimakonsortium. Robert Pietzcker vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) stellte dort als wesentliches Instrument der Emissionsreduktion auf europäischer Ebene das Europäische Emissionshandelssystem heraus.

Bei einem Ziel von minus 55 Prozent bis 2030 müssten sich die Zertifikatspreise auf rund 130 Euro pro Tonne verdreifachen. Aus dem Preis würde sich ein EU-weiter Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 von alleine ergeben, die Stromerzeugung aus Gas würde um circa 60 Prozent zurückgehen.

Abgesehen vom CO2-Preis müssten bremsende Regulierungen wie die Abstandsregel für Windräder fallen und die Ausschreibungsmengen für Windenergie und Photovoltaik deutlich erhöht werden.