Anreize fürs Ridesharing: Komplexe Strukturanalyse, einfache Lösung

Welche Faktoren bewegen Menschen, eine Einzel- oder eine mögliche Gruppenfahrt zu buchen? Dieser Frage sind Forschende aus Dresden nachgegangen.

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Rabatte sind in der Regel proportional zur Entfernung einer direkten Einzelfahrt. Geteilte Fahrten können aber Umwege bedeuten und unbequem sein. Die Entscheidung, eine gemeinsame Fahrt zu buchen, hängt vom Gleichgewicht aller drei Faktoren ab.

(Bild: TU Dresden / Nature Communications)

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Ridesharing könnte besonders an stark belebten Orten sehr effizient sein, doch gerade dort können die Menschen dazu neigen, lieber allein zu fahren, also sich für eine Einzelfahrt zu entscheiden. Dieses ist eines der Phänome rund um professionalisierte Mitfahrgelegenheiten, denen ein interdisziplinäres Forschungsteam der TU Dresden nachgegangen ist. Dafür hat das Team 360 Millionen Fahrtanfragen bei Ridesharing-Diensten in New York und Chicago aus dem Jahr 2019 unter anderem spieltheoretisch analysiert.

Beim Ridesharing befördert ein Fahrzeug mehrere Fahrgäste gleichzeitig, indem es zwei oder mehr Fahrtwünsche mit ähnlichem Start- und Zielort kombiniert. Der Fahrpreis ist umso geringer, je mehr Passagiere mit einsteigen; damit steigt aber die Wahrscheinlichkeit an, dass die Fahrt wegen möglicher Umwege und der Halte länger dauert und der Komfort eingeschränkt ist, als wenn sie jemand allein absolviert.

Aus den Daten schälte das Forschungsteam zwei Akzeptanzmuster heraus, wie es in einem Aufsatz für Nature Communications erläutert: Bei der einen Variante ist die Bereitschaft, Fahrten zu teilen, gleichbleibend hoch. Bei der anderen nimmt die Offenheit für geteilte Fahrten ab, je höher die Nachfrage nach Fahrten insgesamt steigt.

Bei insgesamt wenigen Nutzenden im System wächst die Zahl von Ridesharing-Buchungen zwar mit der Anzahl der Fahrtanfragen, wenn es aber viele sind, flacht die Nutzung ab. Der relative Anteil an Anfragen für geteilte Fahrten wird also kleiner – obwohl bei hoher Nachfrage die Chancen steigen, dass weniger Umweg in Kauf genommen werden muss, da sich Fahrtrouten optimieren lassen.

"Fahrgäste spekulieren darauf, zwar den günstigeren Fahrpreis im Tarif der geteilten Fahrten zu nutzen, aber aufgrund einer geringen Nachfrage nach Fahrten dennoch allein und damit direkt von A nach B befördert zu werden", erklärt David Storch, Doktorand an der Professur für Netzwerkdynamik an der TU Dresden und Erstautor der Studie. Bei hoher Nachfrage – beispielsweise zu den typischen Stoßzeiten – ist die Aussicht auf eine Fahrt als alleiniger Fahrgast geringer. "Fahrgäste verlieren fast sicher Komfort durch eine geteilte Fahrt. Sie tendieren häufiger dazu, gleich den teureren Tarif zu buchen, um allein zu fahren."

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Malte Schröder, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur, resümiert: "Da beide Verhaltensmuster in den Städten koexistieren, ist vermutlich bereits eine moderate Steigerung der finanziellen Anreize ausreichend, um die Akzeptanz für Ridesharing auch an anderen Orten und für andere Nutzergruppen stark zu erhöhen."

(anw)