Infineon: Chip-Herstellung in Europa "fast schon verlorene Industrie"

Infineon-Chef Reinhard Ploss kritisiert, dass Europa eher "Stoppschilder" aufstelle, als bei der Aufholjagd in Sachen heimischer Chipfertigung Gas zu geben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 239 Kommentare lesen

(Bild: Maksim Shmeljov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 1 Min.
Von
  • dpa

Der Vorstandschef des Halbleiter-Herstellers Infineon, Reinhard Ploss, hat die Wettbewerbspolitik der EU kritisiert. Europa sei bei Chips von Importen aus Asien abhängig, müsse aber autonom werden und eine "fast schon verlorene Industrie" wiedergewinnen, forderte Ploss am Freitag im Deutschlandfunk. Ohne diese Kompetenz würden nicht nur Autobauer und Industrie, sondern auch Umwelt- und Klimaschutz geschwächt.

"Aber derzeit verteilen wir sehr, sehr viele Stoppschilder in Europa", sagte Ploss. Die Ungleichheit der Wettbewerbsbedingungen nehme zu. Während China, Japan, Korea und die USA ihre Digitalindustrie förderten und Zusammenarbeit sogar gestalteten, werde in der EU gebremst. Europa und Deutschland sollten die Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Großindustrie gestalten und unterstützen: Das "könnte unserer Differenzierungsfaktor sein", sagte Ploss. Auch der Datenschutz müsse pragmatischer gehandhabt werden.

Den technischen Rückstand bei Mikrochips aufzuholen, sei eine sehr große Herausforderung. "Wer sich nur hinten reinstellt, der wird wahrscheinlich nicht der Sieger des nächsten Matches sein", sagte Ploss. In der deutschen Autoindustrie gibt es seit Monaten Kurzarbeit wegen fehlender Chip-Lieferungen.

(axk)