Bosch eröffnet Halbleiterfabrik in Dresden - mit Millionenförderung vom Bund

Fab soll Chips für das Internet der Dinge und die Automobilindustrie fertigen. Bosch investiert eine Milliarde Euro - der Bund steuert 140 Millionen hinzu.

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Halbleiterfertigung von Bosch in Dresden

Halbleiterfertigung von Bosch in Dresden

(Bild: Bosch)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Knapp drei Jahre nach der Grundsteinlegung nimmt Bosch seine neue Halbleiterfabrik in Dresden in Betrieb. Bosch will in der sächsischen Landeshauptstadt künftig auf 300-Millimeter-Wafern Chips für das Internet der Dinge und die Automobilindustrie fertigen. Langfristig sollen rund 700 neue Arbeitsplätze entstehen. Mitte 2022 sollen die ersten Chips verkauft werden.

An der digitalen Eröffnungsfeier am heutigen Montag nehmen unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (beide CDU) teil. Geplant ist zudem eine Führung durch die neue Wafer-Fabrik und den Reinraum - coronabedingt allerdings ebenfalls virtuell. Anfang dieses Jahres hat Bosch die automatisierte Testproduktion begonnen.

Der Bau der den Angaben zufolge ersten vollständig digitalisierten und hoch vernetzten Halbleiterfabrik Europas wurde mit rund 140 Millionen Euro vom Bund gefördert. Eine starke Mikroelektronik-Industrie in Deutschland sei notwendig, um bei Zukunftstechnologien wie 5G, Künstlicher Intelligenz und automatisiertem Fahren vorn mit dabei zu sein, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Bosch hat rund eine Milliarde Euro in die neue Fabrik auf einem rund 100.000 Quadratmeter großen Areal in der Nähe des Dresdner Flughafens investiert – die größte Einzelinvestition in der Bosch-Firmengeschichte. Damit wächst auch das sogenannte "Silicon Saxony": Mit den großen Chipfabriken von Infineon und Globalfoundries ist Dresden bereits einer der wichtigsten Halbleiterstandorte in Europa.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sieht Sachsen damit als Mikroelektronikstandort weiter im Aufwind. Die weltweite Nachfrage nach Chips sei sehr hoch und wachse weiter, so der Minister am Sonntag. Mit der Eröffnung der neuen Halbleiterfabrik von Bosch komme nun ein "neuer wichtiger Player" hinzu.

Dulig verwies auf Globalfoundries, Infineon und X-Fab mit ihren großen Chipwerken, aber auch zahlreiche kleine und mittelständische Technologieunternehmen, die das Silicon Saxony ausmachten. Mit Blick auf die Konkurrenz aus den USA und Ostasien müsse Europa digitale Souveränität erreichen. "Sachsen als europäisches Zentrum der Mikroelektronik kann hier einen wichtigen Beitrag leisten", so Dulig.

Laut Branchenverband Silicon Saxony gibt es in Sachsen derzeit rund 2500 Unternehmen mit mehr als 70.000 Beschäftigten in der Branche. Allein in den vergangenen drei Jahren sind demnach knapp 5000 Beschäftigte hinzugekommen - nicht nur in der Mikroelektronik, sondern auch im Bereich Software.

"Die Eröffnung fällt auch mit einer weltweiten Knappheit und anhaltenden Nachfrage für Chips zusammen", so der Geschäftsführer von Silicon Saxony, Frank Bösenberg. Von der neuen Bosch-Fabrik sei eine Signalwirkung ausgegangen. Technologiekonzerne wie Vodafone oder Jenoptik hätten jüngst Investitionen in Dresden angekündigt.

Unterdessen hat sich Sachsens Ministerpräsident Kretschmer für eine Fortführung des europäischen Beihilfe-Programms IPCEI (Important Project of Common European Interest) ausgesprochen. Mit seiner Hilfe habe in den vergangenen Jahren ein Wachstumsschub in der Mikroelektronik ausgelöst werden können, sagte Kretschmer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Die Eröffnung des neuen Bosch-Werks in Dresden sei einer der sichtbarsten Erfolge des Programms. Vor dem Hintergrund, dass die Fortführung auf europäischer Ebene neu verhandelt werden muss, sei eine schnelle Einigung auf ein zweites IPCEI für die Mikroelektronik dringend nötig, so Kretschmer. (mit Material der dpa) /

(fds)