Impf-Priorisierung endet – Aber oft wird weiter nach Vorrang geimpft

In Deutschland fällt am Montag die vorgegebene Reihenfolge für Corona-Impfungen weg. Die Priorisierung wird damit aber oft nicht weggewischt.

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(Bild: FabrikaSimf/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Auch nach der generellen Öffnung der Corona-Impfungen für alle an diesem Montag haben in mehreren Bundesländern Menschen mit hohen Risiken vorerst weiter ausdrücklich Vorrang in Impfzentren. Denn nicht überall sind diese Personen bereits geimpft, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Ländern ergab. Auch die niedergelassenen Ärzte riefen Impfwillige zu Geduld auf.

In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern soll die Priorisierung nach Risikogruppen in Impfzentren vorerst bestehen bleiben. In Bremen arbeiten die Impfzentren die Vorranglisten zunächst weiter ab. Im Saarland sollen Menschen der bisherigen Priorisierungsgruppen dort nach wie vor vorrangig bei Terminen bedacht werden. In den übrigen Ländern endet auch in den Impfzentren die bisherige Impfreihenfolge.

In den Arztpraxen fällt die Priorisierung bundesweit am Montag generell weg, wie Bund und Länder vereinbart hatten. Den Ländern ist es dem Beschluss zufolge aber "unbenommen, die Priorisierung im Rahmen der ihnen zugewiesenen Impfstoffdosen aufrechtzuerhalten".

Die Kassenärzte rechnen mit einem "Ansturm auf die Praxen", wie der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Neuen Osnabrücker Zeitung (Samstag) sagte. Er rief Impfwillige zu Geduld auf. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warf der KBV vor, selbst ein schnelles Ende der Impf-Priorisierung gefordert zu haben. Nun gefährdeten die Anfragen von Impfwilligen die sonstige Versorgung, sagte Brysch der dpa. Dabei könne ihnen mangels Impfstoff zunächst oft nicht geholfen werden.

45,4 Prozent der Bevölkerung haben mindestens eine Impfung. Vielerorts dominieren derzeit die Zweitimpfungen, denn erst 20,7 Prozente haben den kompletten Impfschutz.

Wie im zentralen Hamburger Impfzentrum bleibt die Priorisierung in vielen Zentren noch bestehen. Hintergrund ist laut der dortigen Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), dass es noch viele Vorerkrankte ohne Impfung gibt. In Schleswig-Holstein erklärte das Gesundheitsministerium, entscheidend sei, wie schnell bisher priorisierte Berechtigte ein Angebot erhalten können. In Bayerns Impfzentren zieht das Online-Registrierungssystem weiterhin Bürger aus Risikogruppen vor, wie das Gesundheitsministerium erklärte.

Im Saarland öffnen die Zentren am Montag für alle. "Aber wenn sich da noch jemand entscheidet, der eigentlich noch priorisiert gewesen wäre, dann fällt er nicht hinten herunter, sondern wird von uns noch priorisiert behandelt." In Bremen sind die Impfzentren für die nächsten Wochen ausgebucht mit Terminen für Personen aus den priorisierten Gruppen.

Hessen empfahl allen Bürgern der Priorisierungsgruppen, sich schnell zu melden: Nur wer sich bis einschließlich Sonntag in einem Impfzentrum registriert habe, könne mit einer bevorzugten Vergabe der Termine rechnen. In Niedersachsen erklärte das Gesundheitsministerium, die Impfung der priorisierten Gruppen werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen.

In Baden-Württemberg hieß es, da die meisten älteren Bürger geimpft seien, könne man die Priorisierung guten Gewissens überall aufheben. Das solle auch sicherstellen, das Impftempo aufrechtzuerhalten. In Nordrhein-Westfalen endet die Priorisierung auch in den Impfzentren. Impfstoff ist aber so knapp, dass dort laut Gesundheitsministerium mindestens bis Mitte Juni nur Zweitimpfungen möglich sind.

Unterdessen sank die Sieben-Tage-Inzidenz auf bundesweit 26,3 (Vortag: 29,7; Vorwoche: 37,5). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 2294 Corona-Neuinfektionen. In einigen Bundesländern können Feiertagseffekte möglich sein.

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