Castoren: Deutschland einigt sich mit Frankreich über Atommüll-Rücknahme

Wegen technischer Probleme mit einer Behälterbauart können Castor-Transporte nicht wie geplant abgewickelt werden, Deutschland ist zur Rücknahme verpflichtet.

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Castor-Behälter sind mit zwei Deckeln verschlossen, sie sollen den Inhalt sicher einschließen. Die Dichtheit wird permanent überwacht. Brennelementtragkörbe im Innenraum sollen die Wärmeabfuhr von den Brennelementen und die Unterkritikalität der Spaltstoffe sichern.

(Bild: Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS))

Lesezeit: 3 Min.

Deutschland hat sich mit Frankreich auf einen neuen Modus zur Rücknahme von Castoren mit hochradioaktivem Atommüll geeinigt. Bis 2024 sollen drei bis fünf Behälter mit hochradioaktiven Atomabfällen aus dem französischen La Hague ins Zwischenlager Philippsburg (Kreis Karlsruhe) zurückgeführt werden. Damit wären sämtliche Atomabfälle rücktransportiert, die Deutschland aus Frankreich zurücknehmen muss. Die Einigung steht am heutigen Freitag im Bundestag zur Abstimmung.

Ursprünglich sollten 157 Behälter mit mittelradioaktivem Material aus der Anlage La Hague rückgeführt werden. Fünf Castorbehälter mit mittelradioaktiven Abfällen sollten ins Zwischenlager Philippsburg und 152 Behälter mit mittelradioaktiven Metallresten von aufgearbeiteten Brennelementen ins Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen zurückgeführt werden. Das sei aber wegen "technischer Schwierigkeiten bei der dafür vorgesehenen Behälterbauart TGC27" nicht machbar gewesen, der Transport hätte sich bis in die 40er Jahre verzögert, erläutert das Bundesumweltministerium.

Die deutschen Atomkraftwerksbetreiber sind aber verpflichtet, radioaktive Abfälle aus Frankreich zurückzunehmen, die dort während der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente entstanden sind. "Völkerrechtlich ist die Rückführungsverpflichtung durch einen deutsch-französischen Notenwechsel flankiert", wie das Ministerium schreibt. Nun sollen 152 Behälter mit hochdruckverpressten mittelradioaktiven Metallresten doch in Frankreich bleiben, dafür sollen neben den Castor-Transporten nach Philippsburg noch 30 leere Brennelemente-Transportbehälter ins deutsche Zwischenlager Ahaus gebracht werden.

Die Rücknahmeverpflichtung gilt auch für Atomabfälle aus Deutschland, die in der Wiederaufbereitungsanlage im britischen Sellafield lagern. Von dort sollen Bayern und Schleswig-Holstein Castoren mit hochradioaktivem Müll zurücknehmen. Ins hessische Biblis gingen bereits im November 2020 Castoren zurück.

Aus Frankreich nehme Deutschland damit in der Summe die gleiche Radioaktivität zurück wie ursprünglich vereinbart, hieß es weiter. Allerdings sind das Abfallvolumen und daher auch die Zahl der Transporte geringer. Die französische Seite wiederum hat einen Mehraufwand für die Endlagerung durch ein größeres Abfallvolumen, dafür bekommt sie einen Ausgleich. Dieser setzt sich aus privaten und staatlichen Mitteln zusammen. Sowohl die deutschen Energieversorger als auch der staatliche Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) seien an den Ausgleichszahlungen beteiligt. Wie hoch die jeweiligen Mittel ausfallen, blieb zunächst unklar. Die Energieversorgungsunternehmen haben in den KENFO über 24 Milliarden Euro eingezahlt.

Baden-Württemberg übernehme damit die Verantwortung für die radioaktiven Altlasten der atomaren Energieerzeugung, erklärte Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne). Das Land habe dabei die Sicherheit der Bevölkerung im Blick: "Statt etwa 15 aufwändigen und schwer zu sichernden Transporten von mehr als 150 Castoren, wird es nur noch einen Castortransport geben. In der Abwägung der Argumente haben wir uns für solidarisches und verantwortungsvolles Handeln und für mehr Sicherheit durch weniger Castor-Transporte entschieden."

(anw)