Kabelriese NTL wird unter Gläubigern aufgeteilt

Der britische Kabelnetzbetreiber NTL hat sich mit der Mehrheit seiner Gläubiger auf eine Umschuldung geeinigt.

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Von
  • Torge Löding

Der britische Kabelnetzbetreiber NTL hat sich mit der Mehrheit seiner Gläubiger auf eine Umschuldung geeinigt. Mit dieser Umstrukturierung könnte der totale Kollaps -- und damit der größte private Anleihen-Konkurs aller Zeiten -- im letzten Moment abgewendet werden. Anleihen im Wert von zwölf Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Wenn die kreditgebenden Banken zustimmen, werden Bonds mit einem Volumen von 10,6 Milliarden US-Dollar in eine direkte Beteiligte der Gläubiger am Aktienkapital umgewandelt. Die Schulden sollen im Gegenzug gestrichen werden.

Dem Plan nach wird das Unternehmen in die beiden Einzelfirmen NTL UK (für die Geschäfte in Großbritannien und Irland) und NTL Euroco (für das Geschäft in Deutschland, Schweden und der Schweiz) zerteilt. An NTL UK sollen die Gläubiger 100 Prozent halten, an NTL Euroco nur 86,5 Prozent. Weitere 500 Millionen US-Dollar sollen als frisches Kapital an die NTL UK fließen. Angeblich spart das Unternehmen mit der Umsetzung dieses Planes 850 Millionen US-Dollar Zinszahlungen jährlich. Um sich eine Atempause für die Restrukturierung in den USA zu verschaffen, soll dort Gläubigerschutz beantragt werden. Der Betrieb soll bei NTL nahtlos fortgesetzt werden. In Deutschland ist das Unternehmen größter Anteilseigner am hessischen Kabelnetz Iesy.

Die Zeche für den fulminanten Anleihenausfall -- NTL hatte zuletzt 17 Milliarden US-Dollar Verbindlichkeiten angehäuft und drohte darunter zusammenzubrechen -- haben die Beschäftigten bereits in Form von 6000 Stellenstreichungen bezahlt. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung beschäftigt NTL in Großbritannien und Irland zurzeit noch 13.000 Mitarbeiter. Zu dem Kollaps sei es gekommen, weil das Unternehmen in der Hoffnung auf schäumende Nachfrage eine Firma nach der anderen aufgekauft habe. (tol)