Intershop in "unkomfortabler Finanzsituation"

Finanzvorstand Jürgen Schöttler will mit einem überraschenden Kapitalschnitt die Finanzen des angeschlagenen Jenaer Software-Konzerns "in Ordnung bringen".

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  • dpa

Intershop-Finanzvorstand Jürgen Schöttler will mit einem überraschenden Kapitalschnitt die Finanzen des angeschlagenen Jenaer Software-Konzerns "in Ordnung bringen". Nach dem weitgehend abgeschlossenen Konzernumbau sei das ein weiterer Schritt, um die Krise bei Intershop zu beenden, sagte er am Donnerstag in einem dpa-Gespräch. Ziel sei es, neue Finanzinvestoren für das Unternehmen zu gewinnen. Hintergrund der Aktion seien keine akuten Finanznöte. "Wir haben keine Liquiditätsprobleme und wir sind völlig schuldenfrei", beteuerte Schöttler.

Nach der Kostensenkung reichten die liquiden Mittel, die Ende Juni 26 Millionen Euro betrugen, "allemal für das operative Geschäft". Die Finanzsituation sei allerdings nicht komfortabel, schränkte er ein. Eine Aufstockung der liquiden Mittel soll nach seinen Angaben die Wettbewerbssituation des Anbieters von Software für den Handel im Internet verbessern. "Die Cash-Situation wird als Zeichen für die langfristige Überlebensfähigkeit gesehen."

Die von Intershop angekündigten außerordentlichen Abschreibungen und die Zusammenlegung von fünf alten gegen eine neue Aktie sorgten heute für heftige Reaktionen an der Börse. Das Papier verlor im frühen Handel rund 37 Prozent auf 0,50 Euro und liegt mittlerweile bei 0,60 Euro.

Schöttler bekräftigte die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Im vierten Quartal soll erstmals wieder ein ausgeglichenes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erreicht werden. "Wir werden im letzten Quartal keine liquiden Mittel mehr verbrauchen." Den Abschreibungsbedarf bei Konzern-Töchtern in Jena und den USA bezifferte er auf mindestens zehn Millionen Euro. "Ich gehe auf die konservative Seite." Die Abschreibungen haben nach seiner Ansicht keinen Einfluss auf das Konzernergebnis.

Die Intershop-Aktionäre sollen zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammengerufen werden. "Wegen der Einhaltung von Fristen ist mit einem Termin Ende Oktober oder Anfang November zu rechnen." Das Grundkapital der Gesellschaft gab Schöttler mit 96,5 Millionen Euro an, das Eigenkapital habe zur Jahresmitte 57,9 Millionen Euro betragen.

Auf Umsatzeinbrüche und hohe Verluste hatte Intershop mit dem Abbau von mehr als der Hälfte der Stellen im Konzern reagiert. Derzeit werden 500 Mitarbeiter beschäftigt. (dpa) / (anw)