Luca-App: Die Nutzerzahlen steigen – die Kritik ebenfalls

Allein für den vergangenen Monat zählt die Luca-App neun Millionen neue Benutzer. Der CCC kritisiert den De-Facto-Zwang.

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(Bild: Camilo Concha/Shutterstock.com)

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Trotz der teilweise heftigen Kritik gegenüber der Luca-App, wächst die Zahl der Nutzer täglich und stetig. Pro Woche kommen 1,5 Millionen neue Nutzer und 10.000 neue Veranstaltungen und Check-In-Standorte hinzu. 13 Bundesländer haben sich mittlerweile Lizenzen der App gesichert und 318 deutsche Gesundheitsämter sind mit den Luca-Servern verbunden. Der stetige Erfolg der App zur Kontaktverfolgung wird weiterhin von Kritik begleitet, berichtet der Spiegel.

Linus Neumann vom CCC kritisiert gegenüber dem Spiegel, "dass die Restaurantbesucher eigentlich keine Wahl haben". Mit über 20 Millionen Euro finanzieller Unterstützung durch den Staat und der App-Anordnung in der Corona-Schutzverordnung sei die Luca-App ein De-Facto-Zwang und sehr zweifelhaftes Konzept von Erfolg.

Auch hätten die Entwickler die Schwachstellen immer wieder geleugnet und "zum Teil ehrverletzende Behauptungen" über die Sicherheitsforscher verbreitet, so der CCC-Sprecher weiter. "Diese Kombination aus Inkompetenz und Unverschämtheit ist mir bisher nicht untergekommen." Die App-Qualität, das Verhalten der Betreiber und die fragwürdige Vergabepraxis sei "nichts anderes als ein handfester Skandal."

Patrick Henning, Chef der neXenio GmbH, die die Luca-App entwickelt und betreibt, habe schon oft gesehen, dass Restaurants auch Zettel anbieten – einen Zwang zu seiner App gebe es seiner Meinung nach nicht. Die Daten seien in der Luca-App sicher und wären noch nie annähernd gefährdet gewesen, erklärt Henning gegenüber dem Spiegel.

Seit April bietet auch die Corona-Warn-App(CWA) eine Check-In-Funktion zur Eventregistrierung, ähnlich der Luca App. Laut Linus Neumann habe das Gesundheitsamt die Check-In-Funktion der CWA viel zu spät beauftragt und unzureichend auf die verfügbare Funktion hingewiesen. Der Luca-App-Chef hingegen halte die CWA für den Check-In im Lokal für ungeeignet, weil Namen und Telefonnummer hier nicht an die Gesundheitsämter übermittelt werden. "Die Corona-Warn-App ergänzt und ist ein sinnvoller zusätzlicher Schutz, keine Alternative", so Henning weiter gegenüber dem Spiegel.

Viel Geld für wenig Nutzen und große Risiken – so lässt sich die Stellungnahme zur Luca-App von 70 Sicherheitsforschenden zusammenfassen. Sie fordern eine Rückbesinnung auf die bestehenden, dezentralen Lösungen der Corona-Warn-App. Dort heißt es auch, dass mögliche Manipulationen der Luca-App die Belastung der Gesundheitsämter sogar noch steigen könnte.

Trotz all der Kritik und Warnungen forderte erst heute der hessische Datenschutzbeauftragte Alexander Roßnagel einen pragmatischeren Umgang mit der Luca App. Roßnagel empfiehlt, die Luca-App zur Kontaktverfolgung zu installieren und das, obwohl sie nach seiner Ansicht "nicht perfekt" sei – sie erfülle dennoch ihren Zweck.

Bekanntheit erlangte die Luca-App unter anderen durch den Musiker Smudo von den Fantastischen Vier, der die App im März bei Anne Will als Gast und in anderen Talkshows beworben hatte. Smudo ist mit der im November 2020 gegründeten Fantastic Capital Beteiligungsgesellschaft UG neben Nexenio, eine Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts, und der Culture4life GmbH an der Luca-App beteiligt.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde die App bereits im März eingeführt. Dort habe man sich nicht für ein monatelanges Ausschreibungsverfahren entschieden, um rechtzeitig eine Lösung einsetzen zu können. Von den am Markt befindlichen Lösungen erfülle Luca die Anforderungen am besten.

(bme)