Erster solarer X-Klasse-Flare seit 2017 verursachte GPS- und Radiostörungen

Der neue Sonnenfleckenzyklus 25 hinterließ am Wochenende mit einem Flare der höchsten Klasse X seine Visitenkarte. Spürbare Funkstörungen waren die Folge.

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Am 3.7. bewirkte ein X-Klasse-Flare auf der Sonne Funkstörungen auf der Erde.

(Bild: Spaceweather)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Link

Wer sich am Samstagnachmittag über einen rund einstündigen Ausfall des GPS im Navi oder Smartphone gewundert hat: Dafür verantwortlich ist eine vergleichsweise starke Sonneneruption am nordwestlichen Rand der Sonne, und zwar in der neu entstandenen Region 2838. Der Ausbruch, ein sogenannter Flare mit der Stärke X 1,5 begann um 16:18 Uhr, erreichte seinen Höhepunkt um 16:29 Uhr und endete um 16:34 Uhr hiesiger Sommerzeit. Dem Ausbruch war um 9:17 Uhr bereits ein kleinerer M 2,7 Flare vorausgegangen.

Kurzfristige Störungen, die durch Ereignisse auf der Sonne hervorgerufen werden, werden nach einem fünfstufigen System benannt

(Bild: NOAA Space Weather Chart (m))

Die von dem sogenannten Flare ausgehende Strahlung verursachte auf der Erde einen Radio-Blackout. Weil sowohl der Empfang von GPS-Geräten als auch der von Radiosendern teils stundenlang beeinträchtigt war, klassifizierten NASA-Experten das als Radioevent R3 - insgesamt gibt es fünf Klassen, die bis zum mehrstündigen Ausfall von Radio- und Navigationsdiensten reichen.

Am 3. Juli 2021 gab es auf der Sonnenoberfläche einen X-Klasse Flare und damit größten Ausbruch seit 2017

(Bild: NASA)

Auf der Skala der Bewertungen rangierte der Flare in der höchsten Kategorie X, die ihrerseits für jede Verdoppelung der Intensität nach Werten von 1 bis 10 unterteilt ist. Danach erreichte der Ausbruch die Stärke X 1,5.

Das ist zwar der erste vergleichsweise starke Ausbruch im neuen Sonnenfleckenzyklus 25, doch sind X-Klasse Flares eigentlich nicht so selten und passieren im Schnitt einmal pro Monat, allerdings zuletzt im September 2017. Im rund elfeinhalbjährigen Zyklus der Sonnenfleckenaktivität befinden wir uns nun wieder in einer Phase der Sonnenfleckenzunahme und damit sind auch mehr Flares und koronale Massenauswürfe auf der Sonnenoberfläche verbunden.

Flares dauern nur ein paar Minuten, doch dabei werden die üblicherweise von der Sonne abgestrahlten Energiemengen in Form von Röntgen- und harter UV-Strahlung weit übertroffen. Mit einem Flare löst die Sonne Magnetfeldstrukturen in aktiven Regionen auf, so geschehen in der besagten Region 2838. Schon am Vortag kam es an gleicher Stelle zu einem kleineren Flare der Klasse M 2,7. Flares emittieren direkt elektromagnetische Strahlung, die sich im All mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Sie erreicht die oberen Schichten der Ionosphäre der Erde nach rund 8,3 Minuten. Durch die Strahlung steigen die Ionisierung und die Temperatur in der oberen Atmosphäre an, was zu ihrer Ausdehnung führt. Niedrigfliegende Satelliten werden somit stärker durch Luftmoleküle gebremst.

Mit einem Flare kann auch ein regelrechter Massenauswurf (Coronal Mass Ejection) von Plasma verbunden sein - auch wenn beide Formen unabhängig voneinander existieren. Auch dem X-Flare vom Sonnabend folgte eine Plasmawolke mit einer Geschwindigkeit von 375 km/s. Die Plasmawolke ("Sonnenwind") reist also sehr viel langsamer und erreicht die Magnetosphäre der Erde erst nach Stunden oder Tagen. Anders als Flares beeinflussen die Teilchen vorrangig das Magnetfeld und bewirken beispielsweise geomagnetische Stürme. CMEs beeinflussen auch die Funkwellenausbreitung besonders auf der Kurzwelle. Sichtbar wirken sich die auftreffenden Partikel beispielsweise durch Nordlichter am Himmel von Polarregionen aus.

Auf der Erde ist die vom Flare ausgesandte harte Strahlung für Menschen kein Problem, denn sie dringt nicht bis zum Erdboden durch. Anders sieht es für Astronauten und Piloten aus. Die Auswirkungen von CMEs auf die Erde können für viele Menschen sehr viel massiver erscheinen, doch wegen der langen Vorwarnzeit kann man sich besser darauf vorbereiten.

(mil)