Wie Softbank die KI-Ära dominieren will

Rekordgewinn, Rekordanleihe – nur ein Jahr nach einem Megaverlust ist Softbank-Gründer Masayoshi Son wieder in der Offensive.

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Masayoshi Son

Softbank-Gründer Masayoshi Son hatte den «Vision»-Fonds aufgesetzt, um in zukunftsträchtige Technologien und Unternehmen zu investieren.

(Bild: dpa, Christopher Jue)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Kölling
Inhaltsverzeichnis

Der Corona-Niedergang hat die Mission von Softbank-Gründer Masayoshi Son gerettet. Schon vor der Pandemie rannten dem größten Tech-Investor der Welt die Partner für seine Investitionsoffensive davon, mit denen er die Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) dominieren wollte. Denn Anlageobjekte wie der Bürovermittler Work strauchelten. Der Corona-Crash zwang Son dann, Aktien im Wert von 38 Milliarden Euro zu versilbern, um sein schwankendes Imperium abzusichern.

Doch dann verwandelte sich der Aktiensturz in einen Börsenboom – und Son wieder in einen Sieger. Im Ende März 2020 abgelaufenen Bilanzjahr 2019 verbuchte Softbank noch einen Reinverlust von 7,3 Milliarden Euro. Ein Jahr später standen 38 Milliarden Euro Gewinn unter dem Strich. Damit war Softbank vom Sorgenfall zum drittprofitabelsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Denn seine Investitionen in Megastartups zahlten ihm sein Engagement in barer Münze heim.

Vielleicht hatte Son es geahnt, was passieren würde, vielleicht zahlte sich sein Notverkauf nur zufällig aus. Aber das ist letztlich egal: Mit massiven Geldspritzen versuchten die Regierungen und Notenbanken in aller Welt, ihre Volkswirtschaften zu retten. Doch davon profitierten besonders die Anleger in Vermögenswerte. Ob Boden-, Haus- oder Aktienpreise, sie alle schossen in die Höhe, während die Wirtschaft weltweit schrumpfte und viele Menschen arbeitslos wurden.

Die Jahresbilanz von Softbank ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel Reichtum die Rettungsprogramme für globale Großinvestoren schufen. Son nutzte die doppelte Gunst aus seiner eigenen Bargeldaktion und der börsengetriebenen Gewinnflut, um alleine fortzusetzen, was er 2016 mit Hilfe finanzkräftiger Partner beschleunigt hatte.

Seit seinen Anfängen als Softwareverkäufer war Son immer schon Investor. Dabei verfolgte er permanent ein Ziel, erklärte er im Juni auf Softbanks Jahreshauptversammlung seinen Aktionären: Das Kerngeschäft von Softbank sei schon immer die Durchführung der Informationsrevolution gewesen. Er sieht sich daher auch nicht als Finanzmensch, sondern als "Kapitalgeber für die Informationsrevolution". Son erklärte den Anlegern sogar den Unterschied: "Das Wichtigste für einen Investor ist, Geld zu machen, aber ein Kapitalgeber will die Zukunft gestalten."

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Jahrzehntelang nutzte er die Gewinne aus seinen Unternehmen, um in Unternehmensanteile zu investieren. 2016 überzeugte er den saudischen Kronprinzen und andere Partner, ihm seine Mission zu finanzieren. Seither hat der Jäger von Einhörnern, wie nicht börsennotierte Startups mit einem Marktwert von über einer Milliarde US-Dollar genannt werden, Blut geleckt. 2017 gründete Son sein erstes Traumerfüllungsvehikel, den Softbank Vision Fund (SVF), den Pensionsfonds aus den Golfstaaten und Konzerne wie Apple mit 100 Milliarden Dollar füllten. Das Kapital steckte er in rasantem Tempo in 92 nicht gelistete Technologieunternehmen. Darunter sind die bekannten Mitfahrvermittler Uber, Grab aus Singapur und Didi Chuxing aus China, der gerade in New York an die Börse gegangen ist.

Son wollte schnell den SVF 2, um seine Mission weiterzuverfolgen. Doch der Beinahekollaps des Bürovermittlers WeWork, Einbrüche von Tech-Aktien und dann die Corona-Krise schreckten Interessenten ab. Die Wunderheilung der Aktienmärkte erlaubten Son allerdings, einen zweiten Softbank Vision Fund allein mit Startups zu füllen. Inzwischen gehören bereits 116 Unternehmen zum SVF 2, 13 weitere Deals sind in der Pipeline. Die Investitionen sind zwar kleiner als zu Beginn von Sons Einhornjagd, aber dafür ist der Fokus klarer. Son will nur noch in Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodelle KI nutzen. Denn KI wird seiner Meinung nach die Informationsrevolution antreiben. Und damit ihm nicht das Geld ausgeht, hat er diese Woche Softbanks größte Firmenanleihe ausgegeben – in Höhe von immerhin 7,3 Milliarden Dollar.

Son Geheimnis besteht darin, dass er nicht auf einzelne Stars setzt, sondern oft breit global die Marktführer in einer Industrie kauft wie im Falle der neuen Mobilitätsdienste. Gleichzeitig übernimmt Son nur Minderheitsanteile an den Unternehmen, damit die Gründer weiter als Chefs die Revolution in ihren Industriezweigen antreiben. Allerdings steht Softbank mit Rat und seinem Netzwerk zur Verfügung, um die Geschäftsentwicklung der Startups zu beschleunigen.

Die Erfolgsbilanz bleibt dabei allerdings sehr gemischt. Es gibt große Erfolge wie der Börsengang des südkoreanischen Onlinehändlers Coupang, aber auch spektakuläre Pleiten wie die der deutschen Fintech-Unternehmen Wirecard und Greensill. Diese Woche legt auch DiDi in China eine Vollbremsung hin, nachdem die dortigen Behörden Untersuchungen gegen das Unternehmen angestrengt hatten.

Die Investoren handeln Softbank daher weit unter dem Wert seiner Aktienportfolios, die Kreditratingagenturen seine Bonds gar als Junk. Für Son sind diese Fehlschläge aber unvermeidlicher Kollateralschaden auf seinem Weg, zum Beherrscher des Zeitalters Künstlicher Intelligenz zu werden. Er geht davon aus, dass KI-Aktien langfristig massiv in die Höhe schnellen werden.

(bsc)