Schweizer Telefonnetz: Swisscom nach erneutem Ausfall unter Druck​

Nachdem in der Nacht auch die Notfallrufnummern in der Schweiz großflächig ausgefallen waren, sucht die Swisscom nach der Ursache – und muss sich erklären.

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(Bild: Vladimir Sukhachev/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Tom Sperlich

In der Nacht auf Freitag gab es fast in der gesamten Schweiz erhebliche Beeinträchtigungen der Festnetzanschlüsse der Swisscom. "Teilweise wurden Anrufe aufgebaut und nach wenigen Sekunden abgebrochen", bestätigte ein Sprecher des Netzbetreibers gegenüber heise online. Die Störungen haben demnach von etwa Mitternacht bis 8 Uhr am Freitagmorgen angedauert. Betroffen waren Anschlüsse für Geschäftskunden und Notrufnummern. Keine Störungen gab es laut Swisscom-Angaben im Mobilfunk-Netz.

Noch ist nicht genau klar, was die Ursache für die massiven Betriebsstörungen war. Laut Swisscom sei die Störung auf ein Fehlverhalten innerhalb eines Data-Center-Netzwerks der Business-VoIP-Plattform gegrenzt worden. Es werde aber "weiterhin intensiv an der Analyse der Störungsursache gearbeitet", sagte der Sprecher.

Es ist der dritte Ausfall der Notfallnummern in zwei Jahren. Und immer waren es Probleme bei der Swisscom. Ausgerechnet vergangene Nacht wären vielerorts die Notrufnummern gefragt gewesen, da es an vielen Orten erneut heftige Unwetter und Überschwemmungen gab. Im Kanton St. Gallen wurden die Bürger aufgefordert, sich im Notfall zur nächsten Polizeidienststelle oder Feuerwehrstation zu begeben.

Die Panne sei sofort dem Bund gemeldet worden, erklärte das Unternehmen. Dort wird der Unmut inzwischen größer. Anfang vergangenen Jahres allein gab es drei Netzstörungen kurz hintereinander, wobei partiell auch die Notrufnummern in mehreren Kantonen ausfielen. Damals mussten Swisscom-Manager nach Bern anreisen und Rechenschaft ablegen. Das verantwortliche Bundesamt für Kommunikation (Bakom) hatte danach Untersuchungen angekündigt.

Am Freitagvormittag hatte das Bakom eine Krisensitzung einberufen. Nach den Störungen des vergangenen Jahres habe die Swisscom Maßnahmen ergriffen, um die Stabilität der Netze zu verbessern, sagte Bakom-Direktor Bernhard Maissen gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Da die Fehlerursache noch nicht bekannt ist, könne er noch nicht sagen, ob diese Maßnahmen falsch umgesetzt wurden oder neue Probleme aufgetaucht seien.

Das Bakom stuft den Störfall in die höchste Priorität ein. Ausfälle der Notrufnummern seien schwerwiegende Pannen, erklärte die Behörde laut einem Bericht der NZZ. Die Behörde arbeite derzeit daran, die gesetzliche Grundlage für klare Verantwortungsstrukturen bei Notruf zu schaffen. Ziel sei es, bei den über fünfzig Notrufzentralen die Zuständigkeiten klar festzulegen und so die Sicherheit des Systems zu erhöhen.

(vbr)