Ubuntu 20.04: Neuen Kernel meiden

Ein Ubuntu-Linux-System läuft seit einem Update mit dem Kernel 5.8 – allerdings nicht fehlerfrei. Wie kann ich zum alten Kernel 5.4 zurückkehren?

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Ich habe drei Systeme mit Ubuntu 20.04 LTS. Seit dem Frühjahr nutzen zwei davon nicht mehr Kernel auf Basis von Linux 5.4, sondern welche mit 5.8er-Unterbau. Der zeigt bei einem der PCs aber eine Macke. Kann ich den Wechsel rückgängig machen?

Seit Version 20.04 fährt das Ubuntu-Projekt eine neue Pflegestrategie bei LTS-Ausgaben: Installationen von Ubuntu-Varianten mit grafischer Bedienoberfläche wechseln jetzt automatisch auf die früher optionalen Hardware Enablement (HWE) Stacks. Dadurch macht der Kernel dort ein oder zweimal pro Jahr einen Versionssprung.

Das passiert parallel zur Freigabe eines neuen Point-Release der jeweiligen LTS-Generation. Zum ersten Mal war das Anfang Februar 2021 kurz vor Erscheinen von Ubuntu 20.04.2 der Fall. Seitdem springen viele Installationen von Ubuntu Desktop oder Kubuntu 20.04 und 20.04.1 beim Aktualisieren auf einen 5.8er-Kernel, der mit jenem von Ubuntu 20.10 verwandt ist. Beim Ubuntu Server passiert das nicht; zudem bleiben einige Installationen auf der älteren Kernel-Reihe, wo die Distribution potenzielle Probleme eines solchen Versionssprungs erkennt.

Führen Sie zuerst folgende Befehle aus, um den Sprung rückgängig zu machen:

sudo apt remove linux-{image,headers}-generic-hwe-20.04

sudo apt install linux-generic

Starten Sie anschließend neu, um den so eingespielten 5.4er-Kernel über das Grub-Menü testweise zu booten. Falls sich das bei Ihnen normalerweise nicht zeigt, müssen Sie früh beim Systemstart die Escape oder Shift-Taste gedrückt halten. Den erwähnten Kernel finden Sie anschließend im Untermenü "Erweiterte Optionen für Ubuntu". Wenn dieser erfolgreich startet, können Sie den 5.8er-Kernel gefahrlos deinstallieren, damit der 5.4er fortan standardmäßig bootet:

sudo apt remove linux-{headers,image,modules}-5.8*

Das funktioniert auch mit Ubuntu 20.04.2 und höher, wo die meisten Distributionsvarianten den neueren Kernel gleich einrichten. Wenn Sie den von vornherein meiden wollen, nutzen Sie die Installations-Images von Ubuntu 20.04 oder 20.04.1. Allerdings richten diese den frischeren Kernel manchmal auch dann ein, wenn Sie das standardmäßig gesetzte Häkchen "Während Ubuntu installiert wird Aktualisierungen herunterladen" entfernen. Um das zu unterbinden, deaktivieren Sie vor oder direkt nach dem Start des Installers die Netzwerkverbindung; bei Ubuntu Desktop gelingt das über das Netzwerksymbol, das Sie in der oberen Bedienleiste der Bedienoberfläche ganz rechts finden. Darüber hinaus müssen Sie direkt beim ersten Start des aufgespielten Betriebssystems die oben genannten Kommandos ausführen, sonst landet der 5.8er Kernel mit der ersten Aktualisierung auf der Platte.

Die Ubuntu-Macher versprechen, den 5.4er-Kernel über den gesamten Support-Zeitraum von 20.04 LTS mit Sicherheitskorrekturen zu versorgen. Den 5.8er pflegen sie nur bis zum nächsten LTS-Point-Release, also bis zum Mitte August erwarteten Ubuntu 20.04.3. Nutzer erhalten dann per Update einen Kernel auf Basis von Linux 5.11, der dem von Ubuntu 21.04 ähnelt. Was die Sicherheit anbelangt, ist keiner der drei Kernel ideal, wie wir bereits näher erläutert haben. (ndi)