EZB beginnt zweijährige Untersuchungsphase zum digitalen Euro

Bevor sie endgültig über die Einführung eines digitalen Euros entscheidet, soll es erst mal eine zweijährige Phase der Untersuchung geben, sagt die EZB.

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(Bild: SWKStock/Shutterstock.com)

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Europas Währungshüter machen den nächsten Schritt auf dem Weg zur möglichen Einführung eines digitalen Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss am Mittwoch, in eine zweijährige Untersuchungsphase für eine solche Digitalwährung einzutreten, in der es um Aspekte wie Technologie und Datenschutz gehen soll. "Dies greift einer künftigen Entscheidung über die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro nicht vor, die erst später erfolgen wird", bekräftigte die Notenbank in Frankfurt. "In jedem Fall würde ein digitaler Euro das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen."

Eine digitale Version der europäischen Gemeinschaftswährung könnte es Privatleuten erlauben, Geld direkt bei der Zentralbank zu hinterlegen. Diese Möglichkeit steht normalerweise nur gewerblichen Kreditgebern wie Banken, Regierungen und anderen Zentralbanken offen. Die Bemühungen der Euro-Notenbanken sind eine Antwort auf den steilen Aufstieg von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether. Der große Unterschied: Im Gegensatz dazu stünde ein digitaler Euro unter Aufsicht einer Zentralbank, die sich um die Stabilität der Währung kümmern soll.

Die EZB hatte Anfang Oktober bekannt gemacht, dass sie ihre Arbeiten an einem digitalen Euro vorantreibt. Bürger wie Fachleute aus Wissenschaft und Finanzsektor konnten sich zum Für und Wider äußern. Nun sei es an der Zeit, "einen Gang höher zu schalten und das Projekt des digitalen Euro zu starten", erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. "Mit unserer Arbeit wollen wir sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben."

Bislang ist Zentralbankgeld für Privatleute nur in Form von Bargeld verfügbar. Wer digital mit Euro zahlt, zahlt mit sogenannten Giralgeld, das als Buchgeld von den Geschäftsbanken erzeugt wird und eigentlich nur ein Versprechen auf die Aufzahlung von Zentralbankgeld ist. Die Banken arbeiten dabei mit einer sogenannten Mindestreserve – das heißt, sie erzeugen deutlich mehr Giralgeld als sie eigentlich an Zentralbankgeld besitzen. Strenggenommen ist nur Zentralbankgeld gesetzliches Zahlungsmittel, im Alltag wird Giralgeld aber praktisch überall akzeptiert.

In den kommenden 24 Monaten wolle man nun unter anderem klären, wie der digitale Euro verteilt werden könne und welches technische Design dahinterstehen solle. Bürgerinnen und Bürger, der Handel, Banken Bezahldienste, das EU-Parlament sowie weitere EU-Entscheidungsebenen sollen in den Untersuchungsprozess involviert werden. Ebenso gehe es um den gesetzlichen Rahmen. Nach Ende der Phase möchte die EZB bei positivem Entscheid bereit sein, mit der Entwicklung beginnen. Das können dann noch einmal drei Jahre dauern, erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta.

Technisch sei noch offen, wie der Euro nun umgesetzt werden könnte. In den vergangenen neun Monaten wurden laut EZB sowohl ein kontobasierter Ansatz mit Erweiterung des schnellen Euro-Transaktionssystems namens "TIPS" (TARGET Instant Payment Settlement) getestet als auch Varianten mit mehr oder minder zentralisierter Blockchain. Beide Ansätze könnten mehr als 40.000 Transaktionen pro Sekunde bewältigen und seien auch klimafreundlich umsetzbar. Bisherige Experimente hätten leichte Latenzvorteile für TIPS gezeigt, Blockchain-Varianten könnten wiederum programmierbaren Vereinbarungen (Smart Contracts) finanzielle Innovationen ermöglichen.

Auch Kombinationen zentralisierter und dezentraler Infrastruktur wären machbar. Ebenso wurde mit offline-Zahlungen und möglichen Ansätzen für die Privatsphäre der Zahlungen experimentiert. Unüberwindbaren technische Hürden sei man nicht begegnet, heißt es im Dokument zu den Testergebnissen.

Die deutschen Banken begrüßten im Prinzip den Schritt der EZB. "Europa darf beim digitalen Geld nicht den Anschluss an die USA oder China verlieren. Dies ist nicht alleine einer Frage der europäischen Souveränität, es geht vor allem darum, die Sicherheit und Stabilität unserer Währung zu sichern", sagte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken. Laut Krautscheid müsse den Banken aber als Mittler zwischen Zentralbank und Kunde auch in diesem System eine zentrale Rolle zukommen.

Joachim Schmalzl, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), forderte einen digitalen Euro, der im Prinzip wie Bargeld funktioniert – weder verzinst noch programmierbar, aber dafür anonym. Geschäftsbanken sollten dann die Wallet-Anwendung dafür stellen, wobei die Menge an digitalen Euro durch eine am typischen Bedarf orientierte Obergrenze pro Wallet limitiert sein solle. Abgesehen davon müsse es neben dem digitalen Euro auch "tokenisiertes Giralgeld" geben, sagte Schmalzl. (mit Material der dpa) / (axk)