Ethik-Debatte über Künstliche Intelligenz in neuer Dokumentation über Starkoch

In einem Dokumentarfilm über den 2018 verstorbenen Koch und Moderator Anthony Bourdain bildet KI die Stimme des Toten nach. Das hat eine Kontroverse ausgelöst.

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(Bild: Shutterstock/stockwerk-fotodesign)

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Von
  • dpa

Einen Toten seine eigene Geschichte erzählen zu lassen – das ist mit Künstlicher Intelligenz (KI) möglich. Eine neue Dokumentation über den vor drei Jahren gestorbenen Starkoch und Moderator Anthony Bourdain sorgt in den USA nun für Diskussionen über die ethischen Grenzen technischer Möglichkeiten.

In dem am Freitag veröffentlichten Film "Roadrunner" erweckt der Oscar-prämierte Regisseur Morgan Neville die Stimme von Bourdain, der 2018 Selbstmord begangen hatte, zum Leben. Berichten zufolge benutzte er dafür überwiegend Ausschnitte früherer Interviews und Podcasts. "Aber da waren drei Zitate, von denen ich seine Stimme haben wollte, von denen es keine Aufnahmen gab", erklärte Neville dem Magazin New Yorker.

Deswegen habe er eine Firma für Künstliche Intelligenz damit beauftragt, die Stimme Bourdains nachzuahmen. Das ist technisch mittlerweile so gut möglich, dass der Unterschied kaum oder gar nicht erkennbar ist. Entsprechende Fotos, Videos oder Audios werden auch Deepfakes genannt.

"Wenn Sie sich den Film ansehen, wissen Sie außer der von Ihnen erwähnten Zeile wahrscheinlich nicht, welche anderen Zeilen von der Künstlichen Intelligenz gesprochen wurden, und Sie werden es nicht wissen", sagte Neville weiter. Auf Twitter äußerten sich bereits eine Reihe von Nutzern dazu, dass ihnen der Einsatz der Technik zu weit gehe: "Der Gedanke, dass jemand meine nicht autorisierten Briefe deepfaked, um seiner eigenen Erzählung von meiner Person zu dienen, ist für mich wirklich eine besondere Art von Hölle", schrieb etwa die Schriftstellerin Arabelle Sicardi.

Der Einsatz von Deepfakes oder ähnlichen Methoden ist nicht ganz neu: Für fiktionale Filme wurden bereits mehrere tote Charaktere digital wiederbelebt. Im Fall der Star-Wars-Filmreihe gab es auch Kritik daran, die 2016 verstorbene Schauspielerin Carrie Fisher digital 'wiederzubeleben'. Für mediales Aufsehen sorgen auch immer wieder Hologramme wie die von Tupac Shakur oder Whitney Houston, deren digitale Abbilder in den vergangenen Jahren vor Fans aufgetreten waren.

Und US-Rapper Kanye West schenkte seiner damaligen Ehefrau Kim Kardashian zum 40. Geburtstag ein Hologramm ihres Vaters – in dem dieser seinen Schwiegersohn überschwänglich als "weltgrößtes Genie" lobte.

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(tiw)